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Morbus Bechterew ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die mit Schmerzen – vor allem im Rückenbereich und im Bereich des Beckens – einhergeht. Die Erkrankung wird als besondere Form entzündlichen Rheumas eingeordnet.
Die Erkrankung ist mit einem Anteil von in etwa 1,8 Prozent der deutschen Bevölkerung relativ häufig. Das Verhältnis der Geschlechter von Männern zu Frauen ist eins zu eins. Jedoch wird die Erkrankung bei Frauen wesentlich seltener diagnostiziert, weil sie deutlich weniger Symptome verursacht, als es bei Männern der Fall ist.
Das Wichtigste auf den Punkt gebracht
Der Morbus Bechterew ist eine Autoimmunerkrankung, die mit einer deutlichen Erhöhung von TNF-Alpha sowie einer starken, genetischen Komponente einhergeht: Träger des HLA-BQ27 Gens haben – gegenüber der Normalbevölkerung – ein 90-fach erhöhtes Risiko an einem Morbus Bechterew zu erkranken.
Die Erkrankung tritt meist im späten Jugend- und frühen Erwachsenenalter, in der Regel irgendwann zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr erstmalig auf. In seltenen Fällen tritt die Erkrankung auch erst nach dem 40. Lebensjahr auf.
Bei einem Morbus Bechterew finden in der Regel Entzündungen der Sehnenansätze im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule statt, häufig ergänzt um Veränderungen der Gelenke. In einigen Fällen kommt es zu Entzündungen der Regenbogenhaut des Auges sowie in ganz, ganz seltenen Fällen auch zu Entzündungen an weiteren Organen.
Durch die Entzündung der Sehnenansätze kommt es im Bereich der Wirbelsäule zunehmend zur Ausbildung von sogenannten Knochenspangen, welche die einzelnen Wirbelkörper miteinander verbinden und dadurch zu einer Bambuswirbelsäule führen. Darüber hinaus kann sich später zusätzlich eine Osteoporose und / oder Arthritis in verschiedenen Gelenken entwickeln. Auch das Kreuzbein-Darmbeingelenk kann durch die Entzündung quasi zunehmend zusammenwachsen.
Wie die meisten rheumatischen Erkrankungen verläuft auch der Morbus Bechterew schubweise. Hier kann es zwischenzeitlich zu erheblichen Entzündungen der Sehnenansätze mit starker Schmerzsymptomatik kommen.
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Im ersten Stadium der Erkrankung kommt es in der Regel zunächst häufig zu Schmerzen im Lendenbereich und in der Gesäßregion. Meist tritt eine morgendliche Steifheit auf, die sich durch Bewegung lindert und nach Ruhephasen wiederkehrend ist.
Später entwickeln etwa 25 bis 35 Prozent der Betroffenen zusätzlich Arthritis im Schulter-, Hüft-, Kreuzbein- und Darmbeingelenk, dabei kommt es zunehmend zu Bewegungseinschränkungen. Bei 30 Prozent der Patienten tritt die Arthritis auch in anderen Gelenken auf und verläuft häufig asymmetrisch.
Es kommt zu schmerzhaften Entzündungen der Sehnenansätze. Hier zu nennen ist auch die Achillessehne oder Schmerzen in der Plantar Aponeurose, das heißt in der Fußsohle. Auch Schmerzen in Sehnenansätzen der Oberschenkelknochen und am Beckenkamm sind häufig.
Der Krankheitsverlauf ist stark variabel: Einige haben über viele, viele Jahre nur leichte Schmerzen, sodass die Erkrankung dann nicht diagnostiziert wird, sondern als chronischer Rückenschmerz zum Beispiel aufgrund von Bewegungsmangel gewertet wird. In schweren Formen kommt es zu einer zunehmenden Versteifung der Wirbelsäule und dadurch zu starken Bewegungseinschränkungen im Oberkörper mit sehr starken Schmerzsymptomatiken.
Es kann zu einer Kyphose, das heißt Rückwärtsverkrümmung der Brustwirbelsäule, kommen und damit zu einer klassischen Buckelbildung.
Eine gefürchtete Komplikation sind Knochenbrüche aufgrund einer sich entwickelnden Osteoporose, die bei Morbus Bechterew gehäuft auftritt. Diese können von einem leichten Trauma und Zusammensinterung der Wirbelkörper bis zu einem starken Zusammenbruch mehrerer Wirbelkörper mit Verletzungen des Rückenmarks reichen.
Häufig kommt es zusätzlich zur Entzündung der Regenbogenhaut, auch bezeichnet als akute anteriore uveitis, Entzündung der mittleren Augenhaut. Diese gehen einher mit starker Lichtscheu und Tränenproduktion. Es kann sich in ihrer Folge sowohl ein grauer als auch ein grüner Star ausbilden.
Beim Großteil der Patienten kommt es ebenfalls zu asymptomatischen Entzündungen von Dickdarm und Krummdarm, welche erhebliche Nährstoffmängel hervorrufen können, weswegen bei diesen Patienten diagnostisch immer auch nach Nährstoffmängeln geschaut werden sollte.
In seltenen Fällen kommt es auch zur Schädigung der Lunge, der Aorta und bestimmten Bereichen des Herzens.
Als Symptome treten im Wesentlichen auf:
Diagnostisch unterscheidet man den radiologischen Morbus Bechterew und den nicht-radiologischen Morbus Bechterew.
Beim radiologischen Morbus Bechterew lässt dieser sich durch Veränderung in den Sakroiliakalgelenken und der Wirbelsäule durch radiologische Untersuchungen diagnostizieren.
Die Diagnostik der nicht-radiologischen, axialen Spondyloarthritis beziehungsweise des Morbus Bechterew ist deutlich schwieriger. Hier stehen die Schmerzen im Vordergrund – chronische Rückenschmerzen und chronische Schmerzen des Iliosakralgelenks. Wenn ein gleichzeitiges Auftreten mit Beschwerden im Bereich der Plantar Aponeurose der Achillessehne oder an den Augen auftreten, liegt der Verdacht dieser Erkrankung nahe.
Es sollte daher ein Bluttest angestrebt werden gegen das HLA-B27-Gen, am besten im Zusammenhang mit Entzündungsfaktoren, wie verschiedenen hochsensitiven Proteinen und der Messung von TNF-Alpha.
Eine Darmspiegelung kann zeitgleich Auskunft darüber geben, ob Entzündungen im Bereich des Dickdarms zu finden sind. Treten diverse dieser angesprochenen Symptome auf, so ist von einem Morbus Bechterew auszugehen – vor allen Dingen, wenn gleichzeitig eine Positivität auf dem Gen HLA-B27 herrscht.
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Der Morbus Bechterew hat eine starke, genetische Komponente und einen direkten Zusammenhang mit dem Marker HLA-BQ27. Menschen, die Träger dieses Genmarkers sind, haben ein 90-fach erhöhtes Risiko gegenüber der Allgemeinbevölkerung an einem Morbus Bechterew zu erkranken.
Ebenfalls scheint es einen deutlichen Zusammenhang mit Infektionen mit dem Bakterium klebsiella pneumoniae zu geben, welches den Darm fehlbesiedeln und zu einer sogenannten Dysbiose führen kann. Die immune Reaktion, also der immune Angriff gegen klebsiella pneumoniae führt häufig in der Folge zu einer Autoimmunreaktion gegen die Sehnenansätze und körpereigenen Zellen. Eine Bekämpfung der Dysbiose sollte daher ein wichtiger Teil der Behandlung sein.
Als weitere Ursachen sind – wie bei allen anderen Autoimmunerkrankungen auch – folgende Aspekte zu nennen:
Bei Morbus Bechterew kommt es zu einer starken Erhöhung von Tumornekrosefaktor Alpha, weshalb dieser für die Verlaufsdiagnostik sinnvoll ist und auch direkt über immunmodulatorische Prozesse angegangen werden kann.
Therapeutisch ist das Wichtigste beim Morbus Bechterew der Physiotherapeut – um so gut wie möglich die Beweglichkeit des Körpers zu erhalten. Hilfreich können hier auch Sportarten wie Yoga und auch Pilates sein.
Medikamentös kann man direkt die Erhöhung von TNF-Alpha angehen, als auch die Schmerzen bekämpfen.
Funktional-medizinisch kann man mit verschiedenen TNF-Alpha-modulierenden Stoffen arbeiten, wie zum Beispiel Grünteeextrakt, Resveratrol, Kurkuma (Curcumin), Atosomate oder ähnlichem. Einige von diesen Stoffen, wie zum Beispiel Resveratrol lassen sich auch intravenös anwenden und haben dann eine deutlich erhöhte Wirksamkeit gegenüber der oralen Therapie. Die funktional-medizinischen Maßnahmen können überaus erfolgreich sein und bergen ein deutlich geringeres Risiko als die Behandlung mit Biologicals und Immunsuppressiva.
Da in einer ganzen Reihe an Fällen auch Entzündungen und Fehlbesiedlungen (Dysbiosen) des Darms mit der Erkrankung einhergehen können, sollte die Versorgung mit Vitaminen und Nährstoffen regelmäßig überprüft werden. Entzündungen im Darm führen schnell zu gravierenden Mängeln, da zum einen die Resorption stark beeinträchtigt sein kann und zum anderen aufgrund der chronischen Entzündungslage im gesamten Körper der Bedarf massiv erhöht sein kann. Regelmäßige Kontrollen dienen daher auch der Bestimmung der individuell notwendigen Dosierung. Sollte eine orale Versorgung nicht dazu führen, dass adäquate Spiegel entstehen, dann sollte eine intravenöse Gabe in Betracht gezogen werden. Auch auf mögliche Dysbiosen sollte geachtet werden und eine Behandlung ggf. in das Therapieregime integriert werden.
In schwersten Fällen kann es nötig sein, chirurgische Maßnahmen durchzuführen. Hier wird die versteifte Wirbelsäule aufwendig gebrochen und verplattet, um damit ein besseres Sichtfeld und eine erhöhte Lebensqualität des Patienten zu erreichen. Eine bessere Beweglichkeit der Wirbelsäule lässt sich jedoch nicht wiederherstellen.
Bei starker Betroffenheit der Hüftgelenke kann ein Ersatz der Hüftgelenke durch Hüftprothesen nützlich und hilfreich sein.
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Anders als bei anderen Autoimmunerkrankungen wie z.B. der Zöliakie oder der Hashimoto-Thyreoiditis spielt die Ernährung bei Morbus Bechterew häufig eine eher untergeordnete Rolle. Gründe dafür liegen zum einem in der direkten Korrelation mit der bereits angesprochenen mächtigen, genetischen Komponente und zum anderen an dem sehr häufigen Zusammenspiel mit dem Auftreten von klebsiella pneumoniae.
Nichtsdestotrotz können Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -sensitivitäten eine Rolle als Trigger der Erkrankung spielen und sollten daher unbedingt mit untersucht und behandelt werden.
Da klebsiella pneumoniae häufig zu einer fehlerhaften Überbesiedelung des Darms führt, spielt vor allen Dingen eine Sanierung des Darms und ein Konsum von verschiedenen fermentierten Lebensmitteln – um eine gute Flora des Darms zu erhalten – bei der Behandlung des Morbus Bechterew eine große Rolle. Durch eine Behandlung von Dysbiosen und eine ernährungsmedizinische Stabilisation des Mikrobioms des Darms kann in sehr vielen Fällen eine erhebliche Verbesserung des Befindens und des Krankheitsverlaufes erreicht werden.
Simone Koch ist Expertin für Autoimmunerkrankungen. Sie beschäftigt sich mit Hashimoto, Darmerkrankungen und vielen unterschiedlichen Autoimmunerkrankungen. Zusätzlich entwickelt sie neue Behandlungsansätze für Menschen mit Autoimmunerkrankungen.
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Unsere Autoren mit ärztlichem Hintergrund sind auf diesem Blog nicht als Ärzte tätig. Sie führen hier keine Behandlungen oder Beratung von Patienten durch. Sie veröffentlichten hier ausschließlich Ihre eigene Meinung und Erfahrungen rund um Autoimmunerkrankungen. Die in diesen Beiträgen enthaltenen Informationen können keine Beratung durch einen Arzt ersetzen, und sind keine medizinischen Anweisungen. Die Informationen dienen der Vermittlung von Wissen. Die Umsetzung von Therapien und Behandlungsplänen sollte mit einem qualifizierten Therapeuten erfolgen.
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