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Diagnostik von Nährstoffmängeln – das solltest du testen lassen

Letzte Aktualisierung: 15.04.2024

Autoimmunerkrankungen gehen in nahezu allen Fällen auch mit Mineralstoffmängeln einher.  Entzündungen im Darm (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, bei anderen Autoimmunerkrankungen oftmals durch unerkannte Lebensmittelunverträglichkeiten ausgelöst) führen zu einer (viel) schlechteren Resorption, also Aufnahme von Nährstoffen. Es kommt zu zum Teil gravierenden Mängeln, die von den meisten Medizinern gar nicht erst diagnostiziert werden. 

Bei Menschen mit einer Autoimmunerkrankung führen zwei Aspekte in der Regel zu einem sich ständig weiter verschärfenden Teufelskreis:

Die im Darm vorliegenden Entzündungen (durch die Autoimmunerkrankung an sich und/oder aufgrund von  unerkannten Lebensmittelunverträglichkeiten oder einer Belastung mir Giftstoffen) führen zu einer (bedeutend) schlechteren Aufnahme von Nährstoffen

Im Gegenzug führt das autoimmune Geschehen und die damit in Zusammenhang stehenden Entzündungsprozesse zu einem höheren Bedarf aller oder zumindest einzelner Mikronährstoffe. Vereinfacht gesagt: Entzündetes Gewebe muss repariert werden, dafür braucht es die notwendigen Bausteine, also diverse Mikronährstoffe.  Je größer die Entzündungslage im Körper ist, desto höher ist der Bedarf

Verschärfend können noch weitere Aspekte wie genetische Polymorphismen u.ä. dazukommen. Für die meisten Menschen mit einer Autoimmunerkrankung gilt daher, dass die Gefahr viel größer ist, nicht optimal versorgt zu sein als für Gesunde.  Selbst wenn die Empfehlungen der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) eingehalten werden, lassen sich bei Menschen mit einer Autoimmunerkrankung erschreckend oft Mängel feststellen, die in der Regel aus der Kombination von schlechterer Resorption und erhöhtem Bedarf resultieren. Darüber hinaus führen Nährstoffmängel schnell dazu, dass sich Symptome verstärken, bzw. können sie eine Reihe an Symptomen auslösen, wie z.B. Müdigkeit.

"Jahrelang ließ ich meinen eigenen Mineralstoff- und Vitaminhaushalt nie testen – schließlich ernährte ich mich so optimal wie eben möglich: Den größten Teil meiner Ernährung machte Gemüse (natürlich in Bio-Qualität) aus, ergänzt um einen kleinen Anteil an Obst. Im Gegenzug lag der Anteil an „leeren Nahrungsmitteln“, wie polierter Reis und weißes Mehl, bei nahe Null.

Sogar grüne Smoothies (mit einem Hochleistungsmixer zubereitet, was ja eine besonders gute Aufnahme der Mikronährstoffe gewährleisten soll) und Innereien waren ein wichtiger Anteil meiner Ernährung. Da sollte doch eine gute Versorgung gewährleistet sein! – dachte ich zumindest. Denn als ich meinen Haushalt doch einmal testen ließ, erwartete mich ein Schock …

Das Ergebnis war ziemlich einfach mit nur einem Wort zusammenzufassen: ROT! Nahezu alle wichtigen Mineralstoffe und vor allem auch die B-Vitamine befanden sich im Mangel. Dazu war mein Eisenspiegel bedenklich niedrig. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, ich wäre bei einem Menschen mit solchen Ergebnissen von einer drastischen Fehlernährung ausgegangen.

Was sollte ich rund um die Diagnostik von möglichen Nährstoffmängeln wissen?

In der Autoimmunhilfe sind wir ein starker Verfechter für eine begleitende Diagnostik. Wir raten immer dazu, nicht „blind“ zu supplementieren, sondern mittels labordiagnostischer Maßnahmen systematisch vorzugehen – denn es muss ja auch nichts gekauft und dann eingenommen werden, wenn gar kein Mangel vorliegt. Diagnostik ist daher unersetzbar wichtig, um zwei Aspekte im Blick zu haben:

  1. Zur Klärung: Liegt ein Mangel vor?
  2. Zur Kontrolle: Substituiere ich etwas und nehme ich genug oder ggf. auch zu viel davon?

Brauche ich für die Diagnostik einen Arzt?

Nein, einen Arzt, der die einzelnen Untersuchungen in Auftrag gibt, benötigt man nicht zwingend. Natürlich ist es viel ratsamer einen Therapeuten zu haben, der einen auf diesem Weg unterstützt, doch aus der Rückmeldung vieler Menschen wissen wir, dass es diese leider nicht überall gibt.

Nahezu jede größere Stadt verfügt aber über ein „freies Labor“. In der Regel bieten diese Labore feste Sprechzeiten oder die Option zur Terminbuchung an, um sich vor Ort Blutabnehmen zu lassen und dann die gewünschten Werte in Auftrag geben zu können. Die Kosten für diese Untersuchungen muss man in diesen Fällen selbst tragen. Aber – und das muss auch ganz klar gesagt werden – die meisten dieser Bestimmungen würden auch dann nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, wenn man einen Arzt an der Seite hätte. Ist man privat versichert, kann das allerdings noch mal etwas anders aussehen. Hier könnte es sich lohnen, sich vorher schlau zu machen und ggf. zumindest zu versuchen, den Hausarzt als Unterstützung zu gewinnen.

Wer auf der Suche nach einem fachkundigen Therapeuten ist, kann im Internet suchen, denn stetig, wenn auch langsam, werden es doch mehr Ärzte, die diese Wege in der Behandlung ihrer Patienten gehen. Stichworte für die Suche wären: „Funktionelle Medizin“ oder „Orthomolekulare Medizin“. Auch das Forum für Orthomolekulare Medizin hat auf seiner Seite diverse Orthomolekularmediziner gelistet. Sie bieten eine Suchfunktion an, so dass man schauen kann, ob man vielleicht jemanden in der Nähe hat.

Welche Untersuchungen sind sinnvoll?

Was sollte alles getestet werden, um zu klären, ob Nährstoffmängel vorliegen? Und wie genau sollte das bestimmt werden?

Am besten wäre natürlich, wenn man alles untersuchen ließe. Leider kostet dieses Vorgehen aber mehr Geld, als die meisten Autoimmunerkrankten zur Verfügung haben. Daher versuche ich, es ein wenig nach Relevanz zu strukturieren.

Eine Hand, die ein Röhrchen mit einer roten Flüssigkeit hält.

Eisen

Auf jeden Fall untersucht werden sollte Eisen. Eisen versorgt 720 Enzyme in unserem Körper und stellt deren sichere Funktion her – damit ist Eisen, nach heutigem Wissensstand, quasi Spitzenreiter. Die Schlussfolgerung, dass wenn dem Körper nicht genug Eisen zur Verfügung steht, er nicht optimal funktionieren kann, ist daher nur logisch.

Besonders relevant ist Eisen zusätzlich für die Schilddrüse (Stichwort: Hashimoto): In der Schilddrüse sind zwei von drei Prozessen in der Umsetzung der Schilddrüsenhormone eisenabhängig. Das heißt, eine vernünftige Schilddrüsenfunktion ohne ausreichend Eisen ist nicht gewährleistet. Darüber hinaus kann Eisenmangel zu erheblicher Fatigue und Müdigkeit führen – Symptome, die auch einer Schilddrüsenunterfunktion zugeordnet werden können. Ist ein Eisenmangel also nicht explizit ausgeschlossen, so kann es sehr schwierig sein, diese Symptome der richtigen Ursache zuzuordnen.

"Es kann noch so viel an den Schilddrüsenwerten bei Hashimoto / Unterfunktion justiert werden, wenn Müdigkeit und Fatigue aber vorrangig durch den Eisenmangel entstehen, bringt eine Dosierungsänderung der Schilddrüsenmedikamente herzlich wenig..“

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Optimalerweise sollten untersucht werden:

  • Ferritin,
  • Transferritin
  • und „Eisen gesamt“.

Häufig wird nur das Transporterprotein Ferritin bestimmt. Dieses kann aber zu falschen Ergebnissen führen, denn es gibt eine signifikant große Anzahl an Menschen, bei denen dieses Protein auch als „Akute-Phase-Protein“ dient: Es steigt auch dann stark an, wenn eine Entzündung im Körper vorliegt – was bei Autoimmunerkrankungen ja eigentlich immer der Fall ist. 

Aus diesem Grund sollte man nach Möglichkeit immer diese drei Eisenwerte bestimmen lassen, um überprüfen zu können, ob evtl. Auffälligkeiten vorliegen, die einen Mangel nahelegen. Sollte sich im Laufe der Zeit herausstellen, dass Ferritin nicht als „Akute-Phase-Protein“ fungiert, dann kann es im späteren Verlauf reichen, wirklich nur Ferritin bestimmen zu lassen – das spart dann einfach bares Geld.

Vitamin D

Auf jeden Fall sollte eine Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels vorgenommen werden. Vitamin-D-Mängel treten in unseren Breitengraden auch bei gesunden Menschen häufig auf, bei Menschen mit einer Autoimmunerkrankung sind sie sogar sehr, sehr häufig.

Vitamin D spielt für eine ganze Reihe an Prozessen eine sehr wichtige Rolle: z.B. bei der Immunmodulation, in der Schilddrüsensensitivität, in der Insulinsensitivität etc. Adäquate Vitamin-D-Spiegel sind daher für alle Menschen enorm wichtig.

Vitamin D kann zwar vom Körper durch direkte Sonneneinstrahlung selbst gebildet werden, aber nur, wenn zwei Kriterien erfüllt werden:

  1. Die Sonne muss ausreichend Kraft haben, bzw. ausreichend scheinen.
  2. Die Sonneneinstrahlung muss auf ungeschützte Haut treffen.

Wir leben (leider) in Breitengraden, in denen tatsächlich die Hälfte des Jahres nicht ausreichend Sonneneinstrahlung vorhanden ist, um überhaupt Vitamin D produzieren zu können. Man kann sich da – quasi als Faustregel – gut am Wachstum des Grases orientieren: Solange dieses nicht wächst, ist die Sonneneinstrahlung auch für uns Menschen zur Vitamin-D-Produktion nicht ausreichend. 

Auch der zweite Aspekt wird in der Regel nicht erfüllt: Die meisten Menschen gehen ohnehin zu wenig raus, um ausreichend Sonne tanken zu können. Wenn Sie es denn aber tun, dann cremen sie sich am gesamten Körper mit Sonnenschutzmittel ein oder tragen (UV-)Kleidung, um sich vor Hautkrebs und vorzeitiger Hautalterung zu schützen. Natürlich kann es aus dieser Perspektive absolut sinnvoll sein, sich vor der Sonnenstrahlung zu schützen – Sonnenbrände steigern nachweislich das Risiko von Hautkrebs – aber es sollte einem dann auch bewusst sein, dass unter diesen Voraussetzungen kein Vitamin D produziert werden kann, egal, wie lange man in der Sonne verweilt.

Aufgrund dieser Faktoren kommt es in den allermeisten Fällen (auch bei Gesunden) zu zum Teil erheblichen Vitamin-D-Mängeln. Eine Testung macht auch hier nicht nur zu Beginn, sondern ebenfalls im Verlauf sehr viel Sinn, denn in der Regel liegt der individuelle Bedarf höher als die von der DGE empfohlene Einnahmemenge. Zur Bestimmung von Vitamin D sollte man noch wissen, dass es zu den fettlöslichen Vitaminen zählt. Um einen adäquaten Wert zu erhalten, sollte es – sollte man es bereits supplementieren – 14 Tage vor der Blutentnahme abgesetzt werden.

Im Zusammenhang mit einer Vitamin-D-Supplementierung kann auch die Bestimmung des fettlöslichen Vitamins K (bzw. K1 und K2) sinnvoll sein. Vielen Kombipräparten wird dieses Vitamin zugesetzt, da es die Aufnahme des Vitamins D verbessert, bzw. ein guter Spiegel überhaupt erst eine gute Aufnahme ermöglicht. Da Vitamin K aber häufig in unterschiedlichen Präparaten enthalten ist und über die Nahrung ebenfalls noch eine gewisse Menge aufgenommen wird, sollte man ggf. ab und zu die Spiegel überprüfen. Denn da Vitamin K eine sehr wichtige Rolle in der Blutgerinnung spielt, können deutlich erhöhte Vitamin-K-Spiegel mittel- bis langfristig zu einer Verdickung des Bluts führen. Die Bestimmung von Vitamin K1 und K2 bietet allerdings nicht jedes Labor an.

Verschiedene Kapseln, die Mineralstoffe darstellen

Mineralstoffe

Im Rahmen von Mineralstoffen gibt es eine große Bandbreite, was man bestimmen lassen kann. Wir raten immer zu einer größeren Analyse, wer aber sehr stark auf den Geldbeutel schauen muss, für den sollte zumindest die Bestimmung von Magnesium und Selen Pflicht sein, denn diese beiden kann man sozusagen als „Mastermineralstoffe“ bezeichnen, da sie für die Gesamtfunktion des Körpers eine große Rolle spielen.

Magnesium

Magnesiummängel können zu einer Multimorbidität führen. Viele der Symptome, die z.B. auf die Hashimoto-Thyreoiditis zurückgeführt werden (z.B. Fatigue, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Sehnenschmerzen, eventuell Haarausfall, Energielosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Palpitationen) können alle auch jeweils magnesiummangelbedingt sein. 

Es gibt tatsächlich eine Reihe an Menschen, die bei denen der durch die Erkrankung ausgelöste Magnesiummangel im ganz großen Anteil mit verantwortlich ist für die Symptome – und gar nicht so sehr die Erkrankung selbst. Die stellt „nur“ die Ursache für den Magnesiummangel dar. Wer mehr zur großen Relevanz von Magnesium erfahren möchte, dem legen wir unseren Blogbeitrag „Warum ist Magnesium so wichtig?“ ans Herz.

Selen

Selen ist ebenfalls ein sehr wichtiger Mikronährstoff. Lange Zeit galt Selen als Gift (eine starke Überdosierung, also mehrere Gramm, kann tatsächlich schwerwiegende bis hin zu tödlichen Folgen haben) und es dauerte daher verhältnismäßig lang, bis die Wichtigkeit dieses Mikronährstoffes erkannt wurde.  

Heutzutage weiß man, dass bestimmte Erkrankungen des Herzens (z.B. Dilatative Kardiomyopathie) durch einen Selenmangel ausgelöst werden können. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass es mehr als 20 selenabhängige Proteine gibt, die zum Teil eine immens wichtige Funktion im Körper einnehmen (z.B. im Rahmen einiger Entgiftungsprozesse). 

Wer unter Hashimoto-Thyreoiditis leidet, der sollte sich auf jeden Fall auch mit Selen beschäftigen, denn Selen bietet einen hohen Schutzfaktor für die Schilddrüse und ist darüber hinaus sehr wichtig für die Schilddrüsenfunktion. Eine gute Versorgung mit Selen kann dazu beitragen, das autoimmune Geschehen an der Schilddrüse zu reduzieren. Mehr zum Thema Selen kannst du in diesem Beitrag erfahren.

Was ist noch wichtig?

Ebenfalls wichtig wäre die Bestimmung von Calcium, Kalium, Mangan, Phosphor, Zink, Chrom und Molybdän – einfach um einen Gesamtstatus über die verschiedenen Mineralstoffe zu haben. Besonders Zink, aber auch Chrom und Molybdän können im Rahmen von Autoimmunerkrankungen schnell im Mangel sein.

Wenn man dann noch ein Labor hat, was zusätzlich die Gegenspieler (Cadmium, Nickel, Blei und Quecksilber) im Vollblut bestimmen, dann wäre das optimal. Eine zu hohe Belastung mit einem dieser Stoffe kann nämlich dazu führen, dass einer der wichtigen Mikronährstoffe nicht richtig aufgenommen werden kann. 

Eine Belastung mit Cadmium führt z.B. in der Regel dazu, dass Selen nicht adäquat aufgenommen werden kann – die beiden Stoffe blockieren sich gegenseitig. In diesem Fall könnte man noch so viel des betreffenden Mikronährstoffs einnehmen und vielleicht auch Magen- und Darmfunktion verbessern, der Spiegel würde trotzdem nicht entsprechend gut ansteigen. 

Wird im Vollblut ein hoher Bleispiegel festgestellt, ohne dass eine Bleibelastung bekannt ist, kann das auf eine Glutathion-Transferase-Störung hinweisen. 

Mit einem erfahrenen Therapeuten kann man daher aus einer solch umfassenden Bestimmung schnell weitere, relevante Schlussfolgerungen bzw. Verdachtsmomente ziehen, die dann in einem nächsten Schritt diagnostisch untersucht werden können. Aber auch, wenn du ohne einen Therapeuten an deiner Seite eine solch umfassendere Diagnostik durchführen lässt, kannst du ggf. bestimmte Rückschlüsse ziehen: Sollten die Schwermetall-Spiegel relativ hoch sein, dann liegt tendenziell ein Entgiftungsproblem vor.

Die Bestimmung von Schwermetallen im Vollblut kann immer nur eine Momentaufnahme darstellen: Es kann nur eine Belastung aus den letzten vier Wochen angezeigt werden. Eine chronische Belastung mit Schwermetallen, die irgendwo im Körper abgelagert sind, kann man nicht mittels einer Blutuntersuchung nachweisen. In diesen Fällen ist ein anderes diagnostisches Vorgehen sinnvoll.

Wenn du mehr über Schwermetalle wissen möchtest, dann können wir dir unseren umfangreichen Blogbeitrag „Autoimmunerkrankungen und Schwermetalle“ empfehlen.

Gibt es etwas, was ich bei der Bestimmung der Mineralstoffe beachten sollte?

Magnesium und Selen sollten – wie auch alle anderen Mineralstoffe – stets aus dem Vollblut bestimmt werden

Besonders relevant ist das aber für Magnesium, denn dieses kommt überwiegend intrazellulär zum Einsatz. Es bringt daher nicht viel, es im Serum zu messen, da es sich dort einfach in der Regel nicht „aufhält“. Um es eher „bildlich“ zu erklären: Die Bestimmung von Magnesium aus dem Serum ist in etwa so, als wolle man nach dem Kochen von Kartoffeln nur anhand des Kartoffelwassers versuchen, die Menge der gekochten Kartoffeln zu bestimmen… Bei der Untersuchung aus dem Vollblut werden alle Bestandteile des Bluts, also auch die Zellen, zur Bestimmung verwendet, was zu bedeutend genaueren Ergebnissen führt. Noch aussagekräftiger wäre es, wenn Gewebe intrazellulär auf Magnesium untersucht werden würden – das ist aber sehr, sehr teuer und diese Untersuchung wird nur von wenigen Speziallaboren angeboten. Daher stellt die Bestimmung aus dem Vollblut aktuell den besten Weg dar. 

Was sollte bei der Einnahme von Mineralstoffen beachtet werden?

Kumulation / Überdosierung:

Wenn ein Mangel festgestellt wurde, ist es in der Regel sinnvoller, hochwertige Supplemente einzusetzen als nur über die Ernährung zu versuchen, diesen Mangel aufzufüllen. Wer zu Supplementen greift, sollte dabei immer genau auf die Inhalte schauen, denn besonders bei den Mikronährstoffen kumulieren sich schnell ungeahnte Mengen zusammen. 

Ein gutes Beispiel ist hier Selen: Sehr viele Kombinationspräparate für die Schilddrüse, für den Energiestoffwechsel, aber auch generelle Multi-Komplexe enthalten Selen. Wenn man da nicht genau auf die Gesamtmenge achtet, kommt man ganz schnell auf eine Dosis, die toxisch ist. So hat Simone schon Menschen in ihrer Praxis gehabt, die aus Versehen 800 mcg Selen am Tag zu sich genommen und unter relevanten Vergiftungssymptomen gelitten haben.

Uhrzeit / Einnahmeempfehlung:

Grundsätzlich gilt, dass eine Einnahme auf nüchternen Magen die beste Aufnahme garantiert. Aber Vorsicht: Nicht für jeden ist dieses Vorgehen geeignet. So können besonders einzelne Mineralstoffe schnell auf den Magen gehen. Für Simone z.B. ist die Einnahme von Zink immer ein bisschen problematisch: Ihr wird davon latent schlecht. Nimmt sie es auf nüchternen Magen ein, führt es innerhalb von 20 Minuten zu Erbrechen. In solchen Fällen ist es besser, die Einnahme während oder nach einer Mahlzeit durchzuführen.

Wer bereits weiß, dass er sehr sensibel reagiert, der sollte nicht auf Anhieb zu einer großen Anzahl an Supplementen greifen und alles auf einmal einnehmen. Es empfiehlt sich, jeden zweiten Tag ein weiteres Supplement hinzuzunehmen, um genau ausloten zu können, ob man das einzelne Präparat verträgt. Ggf. kann es sinnvoll sein, die Einnahme von Supplementen auf zwei oder sogar drei verschiedene Einnahmezeitpunkte am Tag zu splitten, um eine höhere Verträglichkeit zu erreichen.

Löffel, auf dem sich unterschiedliche Tabletten und Kapseln befinden

Wie fülle ich einen Mangel am besten auf?

Neben einer Ausgangsdiagnostik, um mögliche Mängel überhaupt festzustellen, ist immer eine begleitende Verlaufsdiagnostik sinnvoll. Dabei geht es um zwei Aspekte:

  1. Welche Mengen werden individuell benötigt, um den Mangel aufzufüllen?
  2. Wann ist der Mangel behoben, so dass die Dosierung auf eine Erhaltungsdosis gesenkt werden kann?

Beide Aspekte sind sehr wichtig, wenn man Mikronährstoffe supplementiert. Die Angaben, die auf dem einzelnen Präparat notiert sind, orientieren sich an die Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Doch für Menschen mit einer Autoimmunerkrankung sind diese Dosierungen – erst recht, wenn ein Mangel aufgefüllt werden soll – zu niedrig: der individuelle Bedarf ist erhöht und die Aufnahmefähigkeit des Körpers häufig eingeschränkt. Das kann dazu führen, dass höhere Dosierungen notwendig werden. Da aber – wie bereits gesagt – besonders die Mineralstoffe auch toxisch werden können, sollten regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden. Simone z.B. benötigt „Unmengen“ an Zink, um adäquate Spiegel zu erreichen und zu halten. In ihrer Praxis betreute sie aber auch immer wieder Menschen, bei denen die von der DGE empfohlene Einnahmemenge von 500 mg Magnesium vorne und hinten nicht gereicht haben, und die letzten Endes bei einer Tagesdosierung von 2000 mg in den verschiedensten Aufbereitungen gelandet sind, um den Spiegel auch nur ansatzweise ein wenig nach oben zu bekommen.

Das andere, was mit einer Verlaufsdiagnostik immer im Blick behalten werden soll, ist die Frage, wann die Spiegel so aufgefüllt sind, dass versucht werden kann, die Einnahmemenge zu senken, um zu einer Erhaltungsdosierung zu gelangen. Das spart langfristig einiges an Geld und beugt auch möglichen langfristigen Überdosierungen vor. Generell empfiehlt es sich, Spiegel jeweils im oberen Drittel anzustreben – einfach, um die Gewissheit zu erlangen, dass der Körper gut versorgt ist und nicht direkt bei der kleinsten Erhöhung des Bedarfs (Stress, Virusinfekt, Schub in der Autoimmunerkrankung usw.) wieder in einen Mangel rutscht. Wer seine Erhaltungsdosierung gefunden hat, der sollte in größeren Abständen (mindestens einmal im Jahr, besser wäre alle 6 Monate) die Spiegel überprüfen lassen.

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B-Vitamine

Eine sehr wichtige Rolle für viele unterschiedliche, körpereigene Prozesse (z.B. rund um die Entgiftung in der Leber) spielen die B-Vitamine. Zusätzlich kann eine gute Versorgung mit B-Vitaminen auch einen relevanten Aspekt im generellen Wohlbefinden des Menschen ausmachen – besonders, wenn eine Autoimmunerkrankung vorliegt.

Bei der Bestimmung von B-Vitaminen ist wichtig zu wissen, dass sie als wasserlösliche Vitamine nur in ihrer aktiven Form sinnvoll bestimmt werden können. Leider führt das dazu, dass diese Untersuchung nicht günstig ist und auch nur von wenigen Laboren angeboten wird. So muss man z.B. für die Bestimmung von B2, B3, B6, B12 und Folsäure in ihren aktivierten Formen gut und gerne 160 € einkalkulieren. 

Ist man von einer Autoimmunerkrankung betroffen, so verfügt man in der Regel über einen deutlich erhöhten Bedarf. Die Chance, von vorneherein und ohne Supplementierung, gut versorgt zu sein, ist daher sehr gering. Da man B-Vitamine (mit Ausnahme des Vitamins B6, wenn man es über Jahre in sehr hohen Dosierungen einnimmt) nicht überdosieren kann, sollte man hier immer abwägen, ob eine Diagnostik, besonders wenn der Geldbeutel ohnehin schon schmal ist, zum Auftakt wirklich sein muss. 

An dieser Stelle kann man daher auch überlegen, das Geld lieber in einen hochwertigen, hochdosierten und aktivierten Vitamin-B-Komplex zu investieren und so den höchstwahrscheinlich vorliegenden Mangel einfach durch die Einnahme eines Supplements aufzufüllen. Im Bereich des Vitamins B12 kann es sinnvoll sein, auf eine subcutane Anwendung (also in Form von Pens zum Spritzen) zu setzen, da dann die Aufnahme und Verwertung meist besser ist als bei der oralen Einnahme. 

Das Risiko einer Überdosierung mit B-Vitaminen, besonders wenn aufgrund einer Autoimmunerkrankung ein erhöhter Bedarf vorliegt, tendiert gegen Null.

Anders als z.B. die B-Vitamine (mit Ausnahme des Vitamins B6), die sich nicht überdosieren lassen, ist es bei den Mineralstoffen – wie ausführlich erklärt – umso wichtiger, dass eine begleitende Diagnostik und eine erhöhte Aufmerksamkeit der einzelnen Stoffe gegenüber an den Tag gelegt werden: Alle Mineralstoffe können überdosiert und damit toxisch werden.

Coenzym Q10

Die meisten Menschen verbinden Q10 nur mit „Anti-Age“ und unterschätzen damit die Wichtigkeit dieses Coenzyms für den Körper.  Dabei ist ein guter Q10-Spiegel für z.B. die Funktion der Mitochondrien enorm wichtig. Da die Mitochondrien die „Kraftwerke“ unseres Körpers sind, kann ein Q10-Mangel eine Ursache für Energielosigkeit und ständige Müdigkeit sein – nämlich dann, wenn der Mangel so gravierend ist, dass die Mitochondrien nicht vernünftig arbeiten können.

Die meisten Menschen sollten über die Nahrung ausreichend Coenzym Q10 zu sich nehmen können. Liegen jedoch Entzündungen im Darm vor, wie es bei Menschen mit einer Autoimmunerkrankung ja häufig der Fall ist, kann die Aufnahme eingeschränkt sein, so dass ein Q10-Mangel entsteht. Dieser kann, wie bereits angedeutet, Symptome von Energielosigkeit und Müdigkeit auslösen oder zumindest verstärken.

Da das Coenzym Q10 nicht nur überdosiert werden kann, sondern als Supplement auch wirklich teuer ist, ist es ratsam vorab immer eine entsprechende Diagnostik durchführen zu lassen, denn niemand sollte einen hochpreisigen Nährstoff einnehmen, den er gar nicht benötigt – von den möglichen Folgen einer Überdosierung mal ganz abgesehen. 

Sollte sich ein Mangel feststellen lassen, ist es in der Regel sinnvoller, über einen kurzen Zeitraum (4-6 Wochen) diesen Stoff als Einzelpräparat sehr hochdosiert einzunehmen, als über einen längeren Zeitraum nur sehr geringe Dosierungen zu supplementieren.  Simone hat in ihrer Praxis im Laufe der Zeit feststellen können, dass eine niedrige Langzeitdosierung in der Regel weder den Mangel adäquat behebt noch eine Verbesserung der Mitochondrienfunktion zur Folge hat. Die bedeutend und vor allem messbar besseren Erfolge erzielte sie mit der Methode des schnellen Auffüllens und ggf. einer anschließenden Erhaltungsdosierung, da auf diese Weise die Mitochondrien überhaupt erst mal wieder ins „Laufen“ gebracht werden konnten.

Omega 3

Die Versorgung mit Omega 3 ist bei vielen Menschen zu gering – das gilt bereits für gesunde, aber für autoimmunerkrankte Menschen noch einmal mehr. 

Hinzu kommt, dass Omega 3 eine entzündungshemmende Wirkung hat, was die Einnahme bei einer Autoimmunerkrankung doppelt wertvoll macht. Doch leider reichen geringe Mengen nicht aus, um diesen Effekt zu erzielen. Studien haben gezeigt, dass erst eine Versorgung von mindestens 2000 mg täglich zu signifikanten Ergebnissen führt – das ist in der Regel über die Ernährung nicht zu decken.

 Da laut der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA Aufnahmemengen von bis zu 5 Gramm EPA und DHA (in Kombination) bzw. 1,8 Gramm EPA (einzeln) pro Tag für Erwachsene gesundheitlich unbedenklich sind, raten wir in der Regel grundsätzlich zu einer Einnahme von 2000 mg Omega 3 täglich als Supplement. Wer darüber hinaus viel Fisch isst, sollte trotzdem ohne Probleme unter der maximalen Menge bleiben können.

Omega 3 sollte nur in guter Qualität (aus Fisch und von Schwermetallen gereinigt, aus Krill oder am besten direkt aus Algen gewonnen) eingenommen werden. Leider führt das dazu, dass es als Supplement ebenfalls zu den kostenintensiveren Präparaten zählt. Aus diesem Grund kann es zu Motivationszwecken sinnvoll sein, den Omega-3-Index bestimmen zu lassen: Zum einen um festzustellen, ob wirklich ein Mangel vorliegt und zum anderen, um im Verlauf eine Verbesserung feststellen zu können.

Leinöl enthält zwar ebenfalls Omega 3 (bzw. Alpha-Linolensäure, welches dann vom Körper in Omega umgewandelt werden kann), kann aber, wenn es in den notwendigen Mengen eingenommen wird, einen ungünstigen Einfluss auf den Östrogenhaushalt nehmen. Hinzu kommt, dass es sehr unterschiedliche Angaben darüber gibt, wie gut die Umwandlung von Alpha-Linolensäure in Omega 3 gelingt. Es gibt Studien, die zu dem Schluss kommen, dass Frauen[1] ca. 21% ALA zu EPA und 9% zu DHA umwandeln, während bei Männern[2] nur etwa 8% EPA und 0 – 4% DHA entstehen. Daher raten wir von einer reinen Versorgung mit Leinöl in der Regel ab.

Zusammengefasst: Das solltest du beachten

Natürlich gibt es eine ganze Reihe weiterer labordiagnostischer Untersuchungen, die sinnvoll sein können. Die hier vorgestellten Maßnahmen stellen daher nur eine Grundbasis dar. Wenn das zur Verfügung stehende Budget sehr klein ist, dann sollten zumindest Eisen, Vitamin D, Selen und Magnesium bestimmt werden.

Es ist wichtig, nicht nur zum Auftakt, sondern auch im Verlauf die Spiegel bestimmen zu lassen – vor allem, wenn man gezielt mit Supplementen arbeitet. Das Erreichen guter Spiegel kann ein sehr wichtiger Baustein in der Verbesserung des Krankheitsbildes bzw. des eigenen Wohlbefindens sein. Es gilt auf diesem Weg, die individuell notwendigen Einzeldosierungen zu ermitteln und dabei eine Überdosierung zu vermeiden.

In der Regel werden von den vorgestellten Untersuchungen keine von den gesetzlichen Kassen getragen. Eine Ausnahme kann allerdings Selen darstellen: Bei Schilddrüsenpatienten kann eine Kostenübernahme möglich sein.

Wenn man privat versichert ist und von einem Therapeuten unterstützt wird, dann kann es sehr gut sein, dass einige oder sogar alle der hier vorgestellten Untersuchungen von der Versicherung übernommen werden. Hier lohnt es sich in der Regel immer, sich im Vorfeld zu informieren.

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Quellen

[1] Burdge, G. C. and Wootton, S. A. (2002): Conversion of α-linolenic acid to eicosapentaenoic, docosapentaenoic and docosahexaenoic acids in young women pp. 411–420.  

[2] Burdge, G. C. and Wootton, S. A. (2002): Conversion of α-linolenic acid to eicosapentaenoic, docosapentaenoic and docosahexaenoic acids in young men pp. 355–363.