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Ratgeber

Autoimmunerkrankungen und Eisenmangel

Autor/in:
Simone Koch Dr. Simone Koch (Ärztin) Geprüft

geprüft von Sandy Bittner (Autoimmun-Expertin)
letzte Aktualisierung 11.02.2021

Eisen ist von der Gesamtmenge her das wichtigste Spurenelement in unserem Körper. Deshalb ist auch schnell klar, dass ein Eisenmangel, gerade bei Autoimmunerkrankungen, schwere Auswirkungen haben kann. Wusstet ihr, dass sich drei bis fünf Gramm Eisen in unserem Körper befinden? Das entspricht in etwa der Menge, die in zwei kleinen Eisennägeln enthalten ist.

Eisenmangel – ohne Eisen geht nichts

720 Funktionen in unserem Körper sind eisenabhängig. Eisen ist beispielsweise unerlässlich für die Häm-Bildung, also für unsere roten Blutfarbstoffe. Jedes Häm – oder jeder Erythrozyt – braucht grundsätzlich sehr viel Eisen. Die Erythrozyten versorgen unseren Körper mit Sauerstoff. Wenn wir nicht mehr genügend Eisen haben, um das Hämoglobin herzustellen und damit in unseren Erythrozyten Sauerstoff zu speichern, dann gibt es massive Probleme.

Eisen ist super wichtig für die Entgiftung von Xenobiotika (Fremdstoffen) in unserem Körper und für die Haarbildung. Es spielt in fast allen Enzymen in der Leber eine sehr große Rolle, in den Entgiftungs- und Umsetzungsenzymen sowie in der Steroidhormonsynthese. Eisen ist beteiligt an zwei von drei Umstellungsprozessen in der Schilddrüse zur Produktion von T4. Auch die Bildung von Östrogen und Progesteron im Laufe des Zyklus ist eisenabhängig. Ihr sehr – ohne Eisen geht fast nichts!

Wo wird Eisen resorbiert?

Eisen wird in unserem Körper im Duodenum resorbiert – also im Zwölffingerdarm, im obersten Abschnitt des Darms – und im obersten Jejunum – also in dem Abschnitt des Darms hinter dem Zwölffingerdarm. Das ist nur ein sehr kurzer Abschnitt im Darm und wenn dieser Abschnitt nicht funktioniert, dann wird das Eisen nicht vernünftig aufgenommen.

Das ist oft der Fall bei chronischen Entzündungen des Darms. Hat man bestimmte Nahrungsmittelunverträglichkeiten, durch welche immer wieder eine Entzündung angetriggert wird (vor allen Dingen bei diesem oberen Anteil des Darms), dann wird fast kein Eisen aufgenommen. So entsteht eine chronische Eisenresorptionsstörung und man leidet immer unter einem Eisenmangel. Ganz gleich, wie viel Eisen man zu sich nimmt.

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Wie lässt sich Eisenmangel diagnostizieren?

Lediglich 20 Prozent des körpereigenen Eisens sind als Ferritin gespeichert. Transferrin nennt sich das Protein, mit dem das Eisen durch unseren Körper transportiert wird.

Etwa 10 Prozent sind im Myoglobin gespeichert, dem Protein, welches sich im Muskel befindet und für die Muskelfunktion eine entscheidende Rolle spielt. Wenn nicht genügend Eisen zur Verfügung steht, dann ist die Muskelfunktionalität nicht gegeben. Ein sehr wichtiges Symptom für einen Mangel ist demnach das sogenannte Restless-Legs-Syndrom. In diesem Fall ist nicht genügend Eisen vorhanden, um ausreichend Myoglobin zu bilden.

Die weiteren 10 Prozent des Speichereisens befinden sich in den körpereigenen Enzymen.

In dem in unserem Körper bunt verteilten Eisen ist also relativ wenig Speichereisen enthalten. Bei einem starken Eisenmangel dauert es ziemlich lange, bis dann wirklich wieder Ferritin aufgebaut wird, da die für die anderen Funktionen wichtigeren 80 Prozent des Eisens erst einmal abgedeckt sein müssen, bevor das Ferritin nach oben gehen kann.

Woran ist ein Mangel an Eisen zu erkennen und wie kommt es dazu?

Ein Eisenmangel kann vielfältige Ursachen haben und sich mittels ganz unterschiedlicher Symptome bemerkbar machen. Gerade bei Autoimmunerkrankungen sind solche Mängel aufgrund von zu wenig Magensäure leider keine Seltenheit, da das Eisen in dem Fall von Vornherein erschwert aufgenommen wird.

Ferritin ist auch ein Akute-Phase-Protein. Unser Körper produziert es in relativ großer Menge, ohne dass Eisen daran gebunden ist, wenn wir eine Entzündung haben. Somit kann eine chronische Entzündung durchaus zu einem Eisenmangel führen.

Eisenmängel sind oft der Grund für eine extreme Fatigue (Ermüdungssyndrom), sodass sie sich mitunter daran deutlich erkennen lassen.

Haarausfall wegen Eisenmangel?

Erst ab einem Speicherhormonanteil, also einem Ferritin-Anteil von 40 versorgt unser Körper adäquat die Haarproduktion. Vorerst und vorrangig benötigt der Körper das Eisen für wichtigere Prozesse wie zum Beispiel die Entgiftungsfunktion in der Leber oder die Blutbildung. Die Ursache für einen starken Haarausfall kann daher tatsächlich ein zu niedriger Eisenspiegel sein.

Welche Rolle spielt Kupfer in dem Zusammenhang?

Damit Eisen vernünftig in das Ferritin eingebaut werden kann, braucht man gegebenenfalls kurzfristig Caeruloplasmin. Caeruloplasmin ist kupferabhängig – es ist ein Speicherprotein des Kupfers. Wenn wir nicht genügend Kupfer haben, ist es auch nicht möglich, dass wir Eisen aufnehmen und speichern.

Bei einem Kupfermangel können wir demnach noch so viel Eisen zu uns nehmen – wir kommen trotzdem nicht in eine adäquate vernünftige Speicherung.

Eisenmangel aufgrund von Nebennierenschwäche?

Die Nebennierenschwäche ist eher eine Folgeerkrankung. Bei einer Nebennierenfehlfunktion handelt es sich um eine funktionelle Störung, welche immer eine Ursache hat. Bei einem Eisenmangel ist diese wahrscheinlich auf eine chronische Entzündung an irgendeiner Stelle oder direkt im Darm zurückzuführen.

Gegebenenfalls kommt es durch Leaky Gut zu einer Aufnahmestörung und daraufhin zum Mangel an Eisen. Und der Eisenmangel könnte wiederum ein Grund für das Verursachen einer Nebennierenschwäche sein. Der Mangel führt zu einer Schilddrüsenfehlfunktion, verursacht eine ovarielle Fehlfunktion und dann entsteht diese Kette.

Wichtig und wissenswert: Unser Körper ist wie ein Uhrwerk – alle „Zahnräder“ greifen ineinander. Wenn man massiven Stress hat (zum Beispiel aufgrund des Verlustes eines geliebten Menschen), kann das einen adrenalen Crash auslösen. Es werden akut so viele Stresshormone ausgeschüttet, dass der Hypothalamus sagt: „Nichts ist. Ich mache dicht. Ich reagiere hier auf gar nichts mehr.“ Dann wird die Nebenniere nicht mehr stimuliert und es kann zur Nebennierenfehlfunktion kommen, die sich dann hartnäckig hält. Daraufhin müssen unzählige Maßnahmen ergriffen werden, um das wieder in den Griff zu bekommen. Das ist jedoch eher selten. Häufiger sind es Störungen, die im Hintergrund weiterlaufen und die man beheben muss.

vegane oder vegetarische Ernährung

Ein weiterer, sehr wichtiger Grund für einen Eisenmangel kann eine vegane oder vegetarische Ernährung sein. Zweiwertiges Eisen wird viel besser aufgenommen als dreiwertiges Eisen (Hämeisen). Wenn man sich vegan oder vegetarisch ernährt und zusätzlich dazu nicht genügend Magensäure hat, dann besteht die Gefahr, dass das Eisen aus pflanzlicher Nahrung überhaupt nicht aufgespalten wird, einfach so durchrutscht und nicht aufgenommen werden kann.

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Mangelsymptome von Eisen können so ziemlich überall entstehen, weil das Eisen an allem beteiligt ist. Es ist nicht möglich, adäquat Schilddrüsenhormone und Steroidhormone zu bilden, wenn man einen schweren Eisenmangel hat.

Wie kann man aus der Nahrung gut Eisen zu sich nehmen?

Es wird oft gesagt – gerne von Männern – sie müssen besonders viel rotes Fleisch essen, weil da so viel Eisen drin ist. Tatsächlich ist es so, dass zum Beispiel Linsen, Spinat und auch Rote Bete deutlich mehr Eisen haben als Roast Beef.

Was auf jeden Fall mit großem Abstand am meisten Eisen enthält ist Leber. Leber hat 15 Milligramm Eisen auf 100 Gramm. Mehr geht nicht. Das ist fast so viel wie in einem Substitut und wäre das Optimum. Wenn man also über die Nahrung richtig gut Eisen zuführen will, dann über Leber.

Erbsenprotein enthält Eisen, aber nicht viel. Erbsen und Linsen enthalten etwa sieben Milligramm Eisen auf 100 Gramm. Das ist gut. Aber es ist ein pflanzliches Eisen – also ein dreiwertiges Eisen, welches an zweiwertigem Eisen runtergespalten werden muss, um es im Körper aufzunehmen. Wenn man jedoch ein Magensäure-Problem hat, dann funktioniert das nicht.

Weiterer wichtiger Punkt, damit Eisen vernünftig abgelegt und auch mit in der Leber gespeichert wird, ist Vitamin A. Es muss also auch ein vernünftiger Vitamin-A-Speicher gegeben sein, damit man das Eisen wirklich in sich aufnehmen und speichern kann.

Wie lässt sich das am besten substituieren?

Die Eisenaufnahme läuft über ein aktives Transportsystem. Unser Körper kann aktiv entscheiden, wie viel Eisen er resorbieren möchte. Und dadurch ist die Eisenresorption irgendwo zwischen 10 und bis zu 50, 60 Prozent. Es werden demnach entweder 10 Prozent von dem Eisen aufgenommen, welches durch unseren Darm rutscht, oder eben 60 Prozent, was natürlich ein sehr großer Unterschied ist.

Dieses System ist aktiv, weil Eisen in einer Überdosis gefährlich ist. Ein Overload-Syndrom (der Körper bekommt auf einmal zu viel Eisen), ist hochgradig gefährlich, kann Zellen dauerhaft zerstören und andauernde Störungen und Probleme auslösen. Deswegen ist unser Körper da ganz vorsichtig.

Genau das ist das Problem. Nimmt man jeden Tag nur ein bisschen Eisen zu sich, beispielsweise täglich etwa 25 Milligramm, dann denkt unser Darm, er wird mit Eisen dauernd versorgt. Und dann wird dieses aktive System ganz stark heruntergefahren. Im Gegensatz dazu: Wenn ein Mangel da ist, aber ab und zu mal ein bisschen Eisen zugeführt wird, dann setzt unser Körper diese Resorption so richtig hoch. Es gibt eine Forschungsgruppe, die daher die Empfehlung herausgegeben hat, man solle Eisen nur einmal wöchentlich substituieren und dann richtig viel – so 600 Milligramm am Tag.

Das wiederum macht natürlich gastrointestinale Beschwerden. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Durchfall oder Verstopfung und schwarzer Stuhl. Schwarzer Stuhl tritt prinzipiell immer auf, aber Durchfall oder Verstopfung auch sehr oft. Das hat man dann aber wenigstens nur einmal in der Woche und nicht jeden Tag. Wenn man also Eisen oral zuführt, dann sollte man ein- bis zweimal pro Woche substituieren – nicht täglich – und dann höhere Dosen. Das ist momentan die Empfehlung.

Man treibt den Ferritin-Wert in etwa zwei Monaten um 30 Punkte nach oben. Ist man also bei einem Wert von 5, dauert es sehr lange, bis man sich wieder auf adäquaten Spiegeln befindet. In solchen Fällen würde ich immer dazu raten, von einem wirklich guten, darin geschulten Therapeuten i.v. zu substituieren. Ansonsten geht durch eine i.v.-Versorgung die orale Resorption extrem zurück auf das unterste Maß, weil der Körper sich vor dem Overload fürchtet.

Wichtig ist es herauszufinden, womit man persönlich besser klarkommt. Wenn man durch orale Eisensubstitution eine extreme Lebensqualitätseinschränkung hat, dann macht es Sinn, sich für die i.v.-Substitution entscheiden. Aufgrund dieser Speichermechanismen ist es außer nach einem schweren Blutverlust nicht empfehlenswert, wahnsinnig viel Eisen auf einmal zu geben, sondern eher in kleinen Mengen über mehrere Zeiträume, damit der Körper die Möglichkeit hat, das Speichereisen entsprechend hochzufahren, das Eisen sicher abzuspeichern und keine Overload-Syndrome auszulösen.

Welcher Ferritin-Wert ist anzustreben?

Diesbezüglich gehen die Meinungen auseinander. Meiner Meinung nach sollte der Wert möglichst über 50 sein. Ist man bei einem Wert von über 50, dann lassen sich auf jeden Fall viele Behandlungen durchführen, mit welchen man sonst vorsichtig sein muss. Erstrebenswert ist ein Wert über 100, um alle Funktionen gut am Laufen zu halten.

Kann man Eisen zusammen mit Magnesium aufnehmen?

Das funktioniert nicht besonders gut. Die Aufnahme von Eisen und Magnesium sollte möglichst einen Abstand von vier Stunden zueinander haben. Bei manchen Menschen muss der Abstand sogar noch wesentlich größer sein, weil das Eisen sonst mitunter wesentlich schlechter resorbiert wird.

Insgesamt sollte Eisen nach Möglichkeit nüchtern eingenommen werden und zusammen mit Vitamin C. Das erhöht die Aufnahme enorm. Wenn man extrem starke gastrointestinale Beschwerden davon bekommt, dann zusammen mit etwas zum Essen. Dies wiederum vermindert die Aufnahme.

Deshalb wichtig: Die Aufnahme von Eisen sollte nach Möglichkeit immer mit einem Abstand von vier Stunden zu allem anderen erfolgen.

Ist es ratsam, bei Eisenmangel Jod zuzuführen?

Jod sollte man nehmen, wenn man einen Jodmangel hat. Bei Jod ist es wichtig herauszubekommen, ob einem das überhaupt fehlt. Grundsätzlich haben die Deutschen jedoch fast immer einen Jodmangel, also macht Jod generell Sinn.

Selen und Eisen – beides am frühen Morgen?

Ich persönlich würde Eisen immer erst abends nehmen, kurz bevor man zu Bett geht. Wenn man optimaler Weise die letzte Mahlzeit gegen 18:00 Uhr einnimmt, sind es noch etwa vier Stunden, ehe man ins Bett geht. Das wäre meine Empfehlung.

Ansonsten sollten Selen und die Schilddrüsenhormone auf leeren Magen genommen werden und Eisen nach Möglichkeit auch. So kommt man allerdings in die Bredouille. In dem Fall ist es am besten, das Eisen zweimal pro Woche zu nehmen und an diesen Tagen kein Selen.

Kann die Einnahme von höheren Dosen Eisen bestehende Entzündungen fördern?

Ja, wenn sie mikrobiell sind. Bakterien mögen Eisen total gerne. Auch einer der Gründe für einen Eisenmangel kann sein, dass eine chronische mikrobielle Entzündung vorhanden ist. Zum Beispiel Borrelien, die benötigen Eisen. Sie können sich nur vermehren, wenn ausreichend Eisen zur Verfügung steht. Doch dann reguliert unser Körper selbstständig den Eisenspiegel drastisch nach unten, um diese Keime in Schach zu halten, damit sie sich nicht übermäßig vermehren können.

Wenn man einen Eisenmangel feststellt und das bestenfalls noch i.v. substituiert, sodass relativ kurzfristig sehr viel Eisen im Blut ist, dann kann das dazu führen, dass die Entzündung massiv getriggert wird. Das ist ein ganz wichtiger Punkt – sowohl für die Ursache als auch für den Fall, wann Eisensubstitutionen nicht so günstig sind.

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