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Ratgeber

Saunieren bei Autoimmunerkrankungen

Autor/in:
Simone Koch Dr. Simone Koch (Ärztin) Geprüft

geprüft von Sandy Bittner (Autoimmun-Expertin)
letzte Aktualisierung 15.02.2021

Es wird Herbst…  Die goldene Oktobersonne versorgte uns nochmal mit ein bisschen Wärme und herrlichen Farben, die Blätter fallen langsam in bunten Tönen von dem Bäumen.

Im heimischen Schlafzimmer muss nun die leichte Sommerdecke gegen eine wärmere Version ausgetauscht werden. Und bevor man das Haus verlässt, sollte man zumindest kurz darüber nachdenken, ob man dick genug angezogen ist – sonst steht man als stoffwechselschwacher Mensch ganz schnell bibbernd an der Bushaltestelle, während einem die Kälte buchstäblich in die Knochen kriecht.

Ich persönlich glaube, es ist die Kälte selbst, die dafür sorgt, dass es so vielen Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen bei einem Abfall der Temperaturen schlagartig schlechter geht.

Durchleuchten wir das Ganze doch einmal physiologisch: Beim Gesunden führt das Wahrnehmen einer niedrigen Temperatur zur Aktivierung bestimmter Messzentren im Hypothalamus. Dieser ist nämlich bestrebt, die Soll-Temperatur aufrecht zu erhalten und schickt daher nun etwas mehr TRH an die Hypophyse, welche die Botschaft gleich an die Schilddrüse weitergibt:

„Wir brauchen hier mehr T2 und T3! Es ist verdammt kalt heute…!“

Pflichtbewusst erledigt die Schilddrüse den Job und der Rest des Körpers kümmert sich um die weitere Umsetzung. Je nachdem wie gut die Sache funktioniert, steht derjenige nun im besten Fall dampfend in der Kälte, ohne von dieser auch nur das geringste Bisschen beeinträchtigt zu werden.

Was aber nun, wenn die Botschaft auf taube Ohren stößt, wenn es sich nun um einen Menschen mit einer Schilddrüsenerkankung handelt? Ganz einfach: Zunächst friert man wie verrückt und der Hypothalamus muss frustriert registrieren, dass seine Anweisung ins Leere gelaufen ist.

Nach kurzer Überlegung schickt er aber den nächsten Mitarbeiter ins Rennen: die Nebenniere.

Denn mit einem bisschen Adrenalin im Blut ist einem gleich viel wärmer…

Kommt dieses jedoch ständig vor, steigt in der Folge auch der Cortisolspiegel: man fühlt sich irgendwie angeschlagen und müde, die dunklen Augenringe sind trotz der noch darüber vorhandenen Sommerbräune sofort wieder da – und mit Ihnen oft auch gleich der erste Infekt.

Wer sich also viel draußen aufhält und insgesamt unter der nun niedrigeren Temperatur leidet, sollte unter ärztlicher Begleitung einmal schauen, ob eventuell eine „Feineinstellung“ der Schilddrüse (meist eine leichte Erhöhung der Medikamente) helfen kann, sich ebenso wohl zu fühlen wie im Sommer.

Darüber hinaus kann es sehr hilfreich sein, den Umgang mit Temperaturschwankungen mit unserer Nebenniere zu üben. Und hierfür eignet sich hervorragend die Sauna.

Bei uns zu Hause gab es ein winzig kleines Schwimmbad mit angeschlossener Sauna, welches meine Eltern mit uns sehr regelmäßig besuchten.

Die Wärme der Sauna, der leckere Saft, den es bei diesen Gelegenheiten ausnahmsweise gab und das Abschrecken im Schnee mit lautem Geschrei sind mir in sehr guter Erinnerung geblieben.

Schon der Geruch nach Sauna löst bei mir ein Gefühl der Entspannung aus.

Dennoch war es mir eine Zeit lang nur sehr schwer möglich, die Sauna zu besuchen, da es mir augenblicklich sehr schlecht ging und meine Nebenniere auch langfristig eine Schmollpause einlegte, wenn ich es versuchte.

Zeichen, dass der Körper mit der Situation überfordert ist, sind:

  • Herzrasen
  • Schwindel
  • Krankheitsgefühl
  • Extreme Erschöpfung nach der Sauna, die z.T. auch mehrere Tage anhalten kann

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Das ist aber sehr schade, denn regelmäßiges Saunieren hat einiges zu bieten:

  • Endlich ist einem mal richtig warm (diese Punkt ist nur für die relevant, die tendenziell immer an der Schilddrüsenunterfunktion kratzen)
  • Verbesserte Versorgung der Zellen mit Sauerstoff
  • Reduktion des Cortisolspiegels (und genau das kann auch zu Problemen führen)
  • Entspannung und Ruhe (außer man besucht eine Showsauna, z.B. im Sataama Saunapark, was trotzdem als Erlebnis sehr zu empfehlen ist)
  • Vermehrte Ausleitung von Giften und toxischen Metaboliten (besonders wichtig für alle, deren Leberfunktionen eingeschränkt sind und die Schwierigkeiten mit optimaler Entgiftung haben. Leider ein Punkt der nahezu auf jeden mit einer Autoimmunerkrankung zutrifft.)

Was sollte man also beachten, wenn man als Autoimmunpatient saunieren möchte?

Kein Saunieren im Stadium 3c oder 4 einer Nebennierenfehlfunktion! Die Nebenniere ist hier einfach nicht in der Lage, so große Temperaturschwankungen zu tolerieren und es kann zum totalen Crash kommen.

Da nicht jeder weiß, ob dies auf ihn zutrifft, sollte die Sauna beim ersten Anzeichen von Unwohlsein verlassen werden. Auf keinen Fall sollte man versuchen „Durchzuhalten“, um eine Entgiftung voran zu treiben.

Folgende Dinge können helfen:

  • reichlich Flüssigkeit, auch schon vor der Sauna, zu sich nehmen. Ein natriumreiches Mineralwasser wäre optimal
  • guter Zustand vor dem Saunieren. Wer bereits völlig erschöpft ist und seit Tagen nicht geschlafen hat, wird sein Befinden durch Saunieren nicht verbessern.
  • regelmäßige Einnahme von Omega-3 Fettsäuren und Kokosöl oder Ghee, wenn verträglich. Gute Fette machen unsere Zellwände geschmeidig und helfen uns, auf zellulärer Ebene mit Temperaturschwankungen zurecht zu kommen.
  • ausreichende Nahrungsaufnahme am Tag des Saunierens, jedoch nicht unmittelbar davor
  • Einnahme von Nebennierenrindenextrakt, wenn es in der Vergangenheit zu Symptomen beim Saunieren kam
  • Verzicht auf Koffein am Tag des Saunierens
  • nicht zu spät am Abend saunieren

Beim Saunieren kann es hilfreich sein, Kleidung zu tragen, wenn zu erwarten ist, dass sehr viele Giftstoffe über die Haut abgegeben werden. Ein Baumwollshirt bietet sich hier an. Wer Probleme hat zu schwitzen, sollte die Sauna möglichst schon leicht schwitzend betreten, in dem er sich vorher etwas körperlich betätigt. Das Gewicht nach dem Saunieren sollte nicht niedriger sein als vor dem Saunieren. Die Waagen, die meist in der Sauna stehen, dienen in erster Linie dazu, einen entstandenen Flüssigkeitsverlust gezielt auszugleichen – und nicht, um sich darüber zu freuen, dass man plötzlich zwei Kilo leichter ist.

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Während des Saunagangs sollte man liegen oder halb aufrecht sitzen. Das Saunieren im Sitzen ist deutlich anstrengender als im Liegen. Vor dem Aufstehen sollte man allerdings ein paar Minuten in einer senkrechten Lage verbringen. Bis eine gute Adaptation erreicht ist, sollten die einzelnen Saunagänge nicht länger als 10 Minuten sein. Mit der Zeit kann die Dauer dann erhöht werden.

Das Abkühlen nach der Sauna ist wichtig und ein mächtiger Faktor, um den Körper an Temperaturschwankungen zu gewöhnen. Es muss aber nicht im Eiswasser abgekühlt werden. Ein Abkühlen in z.B. 24°C warmen Wasser über einen längeren Zeitraum ist wesentlich sanfter und weniger belastend für die Nebennieren.

Auch hier kann man mit der Zeit üben, sich höheren Belastungen auszusetzen. Zunächst unter der Dusche und später dann mit Tauchbädern. Wenn es nach dem Abkühlen zu starkem Schwindel kommt, war es zu viel. Dann beim nächsten Mal eher vorsichtiger vorgehen.

Wer unter Asthma leidet, sollte extreme Temperaturänderungen grundsätzlich meiden, da diese einen Anfall auslösen können. Nach jedem Saunagang sollte ausgiebig geduscht und, wenn möglich, die Haut mit einem Schwamm abgerieben werden, um ausgetretene Giftstoffe abzuspülen. Honig (oder Ölanwendungen) während des Saunagangs sind für Personen mit potentiellen Entgiftungsstörungen eher nicht empfehlenswert.

Auch wenn einem nach dem Saunieren warm ist, sollte man sich nun warm „einpacken“. Wenn nachgeschwitzt wird, sollte vor dem Schlafen gehen noch einmal geduscht und die Kleidung gewechselt werden. Mit Geduld und etwas Übung können so auch Personen, die sich zuvor als mit der Sauna inkompatibel betrachtet haben, die Vorteile nutzen und genießen.

Bei zu hohen Cortisolspiegeln kann Sauna wahre Wunder bewirken und endlich ein wenig Entspannung bringen – wenn man sich Zeit lässt und es nicht zu hart angeht. In diesem Sinne schnappe ich mir doch mal mein Handtuch, entfliehe diesem tristen Berliner Herbstabend und genieße einen Saunagang mit Freunden…

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