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Ratgeber

Selen bei Autoimmunerkrankungen

Autor/in:
Simone Koch Dr. Simone Koch (Ärztin) Geprüft

geprüft von Sandy Bittner (Autoimmun-Expertin)
letzte Aktualisierung 15.02.2021

Selen galt ganz lange als Giftstoff. Bis in die 50er Jahre, ich glaube sogar bis Anfang der 70er dachte man im Wesentlichen, dass Selen giftig sei. – Dieser Fakt ist wichtig im Hinterkopf zu behalten. Später im Beitrag wird es nämlich um die Substitution von Selen gehen, da es ein entscheidender Mikronährstoff für die Schilddrüsenfunktion ist.

Substituieren bedeutet, dass man einen Stoff – in diesem Fall Selen – unabhängig von der Nahrung zusätzlich einnimmt. Weil Selen so wichtig für die Schilddrüse ist, nehmen das manche Menschen täglich in rauen Mengen ein. Das kann problematisch werden! Da Selen sehr lange als Gift galt, wurde erst sehr spät festgestellt, dass es bestimmte Bereiche – überwiegend in China – gibt, die doll selenarme Böden haben. 

In dem Zusammenhang wurde festgestellt, dass dort sehr häufig bestimmte Erkrankungen – vor allem des Herzens, zum Beispiel eine Dilatative Kardiomyopathie, bei der sich das Herz immer weiter ausdehnt und nicht mehr richtig pumpen kann, was zum Tod führt – auftraten. Es hat ziemlich lange gedauert, bis man herausgefunden hat, dass diese Erkrankungen durch einen Selenmangel bedingt sind. Erst dann wurde festgestellt, dass Selen vielleicht doch mehr Wirkungen auf den Körper hat, als nur giftig zu sein.

Es wurde außerdem festgestellt, dass es im Körper über 20 selenabhängige Proteine gibt, die zum Teil sehr, sehr wichtige Funktionen haben. Eine der bedeutendsten Funktionen des Selens in verschiedenen Enzymsystemen ist die Entgiftung. Selen spielt eine ganz große Rolle in den Entgiftungsprozessen der Leber und hier vor allen Dingen in der Glutathionperoxidase. 

Glutathion (oder im Englischen glutathione), was man relativ viel und oft irgendwo hört, ist eines der entscheidenden Proteine in unserem Körper, die am Entgiftungssystem beteiligt sind. Und die Glutathionperoxidase ist eben selenabhängig. Auch im restlichen Körper wirken diese selenabhängigen Entgiftungsenzymen. Das heißt: Ohne Selen läuft da nicht viel in der Entgiftung.

Kann ich Selen testen? Und wenn ja: Wie mache ich das?

Natürlich kann man auch Selen wieder im Vollblut testen. Vollblut ist nicht das Wasser, in welchem die Blutkörperchen rumschwimmen, sondern das gesamte, vermixte Blut, was dann getestet wird. Wie bei den anderen vorgestellten Tests sollte jedes einzelne Spurenelement, wozu auch Selen gehört, so um die 11 Euro kosten.

Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob man das auch von zu Hause aus machen kann. Ich denke eher, dass man dafür zum Arzt gehen muss. Bei Schilddrüsenerkrankungen gehört die Überprüfung des Selenwertes zu den kassenfähigen Leistungen. Das heißt, man kann die Kosten von der Krankenkasse übernehmen lassen. Wenn man eine Schilddrüsenerkrankung hat, steht es einem eigentlich ein Mal im Quartal bzw. ein Mal im Halbjahr zu. Selen ist eine der wenigen Sachen, die man erstmal auf Krankenkasse machen kann.

Welche Funktionen erfüllt Selen im Körper?

Nachdem ich ja bereits die Wichtigkeit für die Entgiftung angesprochen habe, hat Selen natürlich noch weitere Funktionen im Körper. Die zweitwichtigste Funktion ist, dass es an der Konversion von T4 beteiligt ist. Eine Konversion beschreibt immer einen Prozess, bei dem von einem Stoff etwas in einen anderen umgesetzt – also konvertiert – wird. Diesen Sprachgebrauch kennen viele vielleicht aus der Thematik der Religionen: Wenn ein Gläubiger vom einen zum anderen Glauben übertreten möchte, nennt man das konvertieren. 

Wenn nun das Speicherschilddrüsenhormon Thyroxin T4 in T3 umgesetzt werden soll, benötigt diese Konversion Selen. In diesem Prozess fällt Wasserstoffperoxid an, was wiederum nicht gut ist. Denn Wasserstoffperoxid kann eine Entzündung hervorrufen. Um dem vorzubeugen, wird das Wasserstoffperoxid quasi durch das Selen entgiftet. Das sind die 2 Prozesse und Mechanismen an der Schilddrüse, die selenabhängig sind und wo es superwichtig ist, dass es mit dem Selen im Körper klappt.

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Generell wirkt Selen hoch antientzündlich. Das ist ja für Autoimmunerkrankungen und/oder für chronisch-entzündliche Erkrankungen einfach immer eine ganz wichtige Information. Selen spielt auch noch eine Rolle dabei, was aus den Omega- Fettsäuren im Körper gemacht wird. (Omega-Fettsäuren werden demnächst noch ein anderes Thema sein, da sie im weitesten Sinne zu den Mikronährstoffen, aber als Fettsäuren auch quasi zu den Makronährstoffen gehören.) 

Wenn Selen nicht ausreichend vorhanden ist, werden mehr entzündliche Stoffe aus den Omega-6 Fettsäuren gebildet. Ein guter Selenspiegel kann das verhindern. Ein weiteres Thema sind Thromboxane. Thromboxane machen Gerinnung. Wenn ich sowieso schon dazu neige, dass mein Blut zu dick ist, dann sollte ich einen sehr guten Selenspiegel haben, damit nichts Schlimmeres passiert.

Wie kann ich Selen extern zuführen?

Selen kaufen

Wie bereits am Anfang erwähnt, war Selen ganz lange als Gift bekannt. Deswegen sollte ich Selen nicht undifferenziert in großen Mengen zu mir nehmen. Wahrscheinlich sind 100 bis 150 Mikrogramm am Tag eine relativ sichere Menge. 

Was man dazu wissen muss ist, dass Deutschlands Böden extrem selenarm sind. Das ist wichtig, um die Normkurven beurteilen zu können. Normwerte werden aus der Gesamtbevölkerung ermittelt. Das bedeutet, man nimmt alle Deutschen und schaut, wie deren Verteilung für etwas – hier des Selens im Körper – ist. 

Daraus ermittelt sich dann eine sogenannte Gauß’sche Verteilungskurve, die glockenartig aussieht. Alles, was auf dieser Kurve höher und niedriger als 3 % ist, gilt als unnormal. Im Gegenzug gelten alle übrigen Werte als normal. Quasi ermitteln Forscher diese Werte aus der deutschen Bevölkerung. 

Vergleicht man jetzt jedoch die Normwerte für Selen zwischen Deutschland und Kanada, werden Unterschiede deutlich. Kanada hat extrem selenhaltige Böden. Das spiegelt sich in der Range (also dem Bereich), in welchem die Normwerte für Kanada liegen, wider. Während bei uns ein Selenwert von 240 bereits als hochgradig pathologisch (krankhaft) gilt, wäre der selbe Wert in Kanada noch vollkommen im Normbereich. 

Da alle Menschen der gleichen Rasse der homo sapiens angehören, ist allerdings zu erwarten, dass auch der Deutsche mit einem Spiegel von 240 ganz gut zurechtkommen würde. Wenn ihr also ein bisschen über dem deutschen Normbereich liegt, macht euch nicht verrückt. Das ist nicht schlimm. Das ist völlig in Ordnung. Der Wert sollte halt nicht völlig Out-Of-Range (außerhalb des Normbereichs) sein, denn dann können wirklich Vergiftungen auftauchen. Es ist sehr schwierig da eine pauschale Angabe zu machen. Als Schilddrüsenpatient muss man da wirklich einige Male testen und für sich herausfinden, was der Wert nun für einen persönlich aussagt.

Nimmt man zu viel Selen ein, fängt der Atem an furchtbar nach Knoblauch zu stinken, da Selen über eine Sulfid-Verbindung in der Atemluft ausgeschieden wird. Die Haare fallen aus, die Nägel fallen aus, es kann ganz schlimme Übelkeit, Schwindel und ganz dolle Magen-Darm-Schmerzen verursachen. Dann dauert es auch eine Weile bis alles wieder besser wird.

Deshalb solltet ihr im Grunde genommen folgendermaßen vorgehen: Ihr macht einen Test. Kommt bei diesem heraus, dass der eigene Seelenspiegel zu niedrig ist, dürft ihr unter ärztlicher Begleitung Selen einnehmen. Mit gewissem Zeitabstand macht ihr dann 2 bis 3 Mal weitere Tests. So ermittelt ihr eure persönliche Erhaltungsdosis, mit der ihr einfach einen guten Selenspiegel halten könnt. Aufgrund unserer Böden sind viele nämlich wirklich dauerhaft auf eine Selensubstitution angewiesen. 

Als Alternative kann man auch versuchen Selen aus sehr selenhaltigen Lebensmitteln aufzunehmen. Meine Top-Two sehen da folgendermaßen aus: Als Erstes empfehle ich Austern. Die meisten denken jetzt sicherlich „Bäh.“ – aber ich finde Austern ganz lecker. Natürlich geht es jedoch ins Geld jeden Tag eine Auster zu schlürfen. Als Zweites sind Paranüsse sehr selenhaltig. Sie haben aber auch wieder gravierende Nachteile: Zum einen sind sie sehr fettig, zum anderen strahlen sie. Hält man einen Geigerzähler an eine Paranuss, dann tickert dieser. Der Paranussbaum nimmt gerne Strahlung aus dem Boden auf und gibt diese an die Nuss weiter. 

Deswegen ist es für eine sehr strahlungsempfindliche Schilddrüse villeicht auch nicht so unbedingt die optimale Idee, immer in sehr großen Mengen Paranüsse zu essen. Ansonsten gibt es noch verschiedene Fischarten wie Heilbutt und Makrele, die relativ viel Selen enthalten. Es wird allerdings schon deutlich, dass es nicht ganz einfach ist den Selenbedarf über die Nahrung zu decken.

Deshalb ist die Substitution definitiv die einfachere Variante. Dafür gibt es 2 verschiedene Transportsysteme: Einmal kann die Direktaufnahme von Selen über den Selentransporter erfolgen. Das sind dann Selensalze, bei denen der Körper der Vorteil hat, dass er das Selen einfach nicht mehr aufnimmt, wenn er das Gefühl hat, dass es zu viel wäre. Ab diesem Zeitpunkt funktioniert das natürlich nicht mehr gut. Die zweite Methode sind Bindungen an Aminosäuren. Selen wird dann über den Transporter der Aminosäuren, wie zum Beispiel das bei Selen Methionin aufgenommen. Das hat den Nachteil, dass der Körper so gierig auf das Methylen ist, dass er sich dieses auf jeden Fall reinholt. Und das tut er auch, wenn er von dem Selen eigentlich schon zu viel hat. Das heißt, das Vergiftungsrisiko ist nochmal höher, wenn ich an eine Aminosäure gebundenes Selen einnehme.

Wie kann ich die Selenpräparate entsprechend der beiden Transportsysteme unterscheiden?

Also nehmen wir an, ich möchte mir jetzt ein Selenpräparat kaufen, dann stellt sich natürlich die Frage, wie ich zwischen den beiden beschriebenen Formen der Substitution unterscheiden kann. Im Wesentlichen sind die am häufigsten verkauften Präparate Natriumselenit. Das ist ein Selensalz aus Natrium als Salz mit Selen hintendran. Weil diese Selentransporter empfindlich sind, muss dieses Präparat auf nüchternen Magen genommen werden, damit das wirklich im Körper ankommt. Wie gesagt, ist es jedoch ein bisschen sicherer als die andere Variante. 

Das andere häufig verkaufte Präparat ist Selen Methionin was an eine Aminosäure gebunden ist. Das hat den Vorteil, dass es nicht nüchtern genommen werden muss und mit anderen Präparaten gemischt werden. Wann immer ihr Mischprodukte kauft, enthalten diese Selen Methionin. Das hat dann wiederum auch den Nachteil, dass man schnell zu viel Selen aufnimmt. 

Das Selen Methionin wird gerne irgendwo reingemischt, sodass es sein kann, dass man einen Schilddrüsenkomplex, einen B-Komplex mit noch etwas extra drinnen und einen Multi einnimmt, die alle mit Selen versetzt sind. Ohne das so richtig zu merken, weil ich nicht so genau nachgeguckt habe, nehme ich plötzlich 600 Mikrogramm Selen am Tag zu mir.

Es gibt somit verschiedene Gründe das eine oder andere einzunehmen. Ich arbeite in der Tat mit Natriumselenit. Das soll jetzt aber keine grundsätzliche Empfehlung sein – das ist für jeden sehr unterschiedlich. Wer jetzt mit Selenmythelin glücklich ist, ist auch gut dran.

Welche Ursachen für Selenmängel gibt es?

Das ist wieder alles miteinander verbunden. Eine Ursach können erneut Vitamin B6-Mängel sein. Dann spielt natürlich Nahrung auch eine Rolle. Das habe ich ja bereits reichlich in den anderen Beiträgen angesprochen. Außerdem zeigen sich diese Mängel im Zusammenhang mit Darmpermeabilitätsstörungen, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Zöliakie und weiteren Erkrankungen dieser Richtung. Selen ist also eine von vielen Stellen, um die ihr euch kümmern müsst. Oxidativer Stress ist eine weitere Ursache für Mängel. Selen ist ein ganz starker Fangmechanismus für Redoxreaktionen. 

Redoxreaktionen sind freie Sauerstoffradikale, die im Körper rumfliegen. Da Sauerstoff gerne mit anderen Stoffen reagiert, macht er dabei unter Umständen etwas kaputt. Quais ist Sauerstoff ein Randalierer. Selen hingegen ist ein bisschen der Beruhiger, der sagt: „Mach mal locker, mach hier nicht so einen Radau im Körper!“ Deswegen kann körperlicher Stress durch entzündliche Erkrankungen hervorgerufen werden. Und Autoimmunerkrankungen sind immer entzündliche Erkrankungen. Diese bedingen Selenmängel.

Dadurch dass Selen Giftstoffe aus dem Körper filtert, können Schwermetall- und sonstige Vergiftungen dazu führen, dass ein Selenmangel auftritt. Und Selenmängel führen dann wiederum auch zu Vergiftungen, weil der Körper die Giftstoffe nicht loswerden kann. Wenn man zum Beispiel in der Familie schwere Selenmängel hat, dann lohnt es sich mal zu gucken, ob die Familie vielleicht an irgendeiner Stelle vergiftet ist. Gibt es im Haus oder der Umgebung irgendetwas, was Vergiftungen auslören könnte oder was dazu führt, dass alle so krasse Selenmängel haben?

Kinder haben leider auf Grund unserer Ernährung häufig Selenmängel. Wenn man nun Kinder testen möchte, ist das ein bisschen problematisch. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Bluttest für Kinder nicht so cool ist. Insofern sollte man ihnen vielleicht einmal über 2 bis 3 Wochen eine Kur ohne Test geben. Ich rede da von Dosen von 25 bis 50 Mikrogramm – einfach, um sicher zu gehen, dass die Versorgung ausreichend ist. Als Variante kann man ihnen ab und zu auch mal eine Paranuss geben, was wegen der Strahlung natürlich keine dauerhafte Alternative ist.

Welche Mikronährstoffe haben wir in dieser Serie behandelt?

Selen ist also superwichtig für unseren Körper und ein ganz entscheidender Nährstoff. Damit haben wir jetzt im ersten Teil die wichtigsten Mikronährstoffe für die Schilddrüse abgehandelt. Das sind Zink, Eisen und Selen.

Als nächstes würde ich mich gern dem Zuckerstoffwechsel zuwenden. Dort gibt es einfach auch ganz oft Sachen wie Insulinresistenzen. Nach einem Blutzuckerbelastungtest bekommt man auf einmal das Ergebnis „Insulinresistenz“. Auf einmal darf man dieses und jenes nicht mehr essen. Im Team haben wir gerade dieses Beispiel und dabei zeigt sich: Das ist hart und erfordert viel Eigenrecherche. Man muss sich mit allem Möglichen auseinandersetzen! Dabei stecken im Hintergrund des schlechten Testergebnisses vielleicht ein paar Nährstoffmängel, die man ganz einfach hätte beheben können.

Krasse Chrommängel, zum Beispiel, machen (zum Teil schwere) Insulinresistenzen. Wenn man den Chrommangel auffüllt ist die Insulinresistenz weg. Und dann muss sich nicht mehr mit einer krassen carbfreien oder carbreduzierten Ernährung quälen. (Carbs sind Kohlenhydrate.) Deshalb werde ich mich in den kommenen Beiträgen mit dem Blutzuckerstoffwechsel und Chrom, Molybdän sowie Mangan beschäftigen.

Disclaimer: Wir distanzieren uns in jeglicher Art von Heilversprechen durch vorgestellte Supplemente oder Vorgehensweise. Die in diesen Beiträgen und Videos dargestellten Beispiele spiegeln ausschließlich unsere eigene Erfahrung wieder. Ob ein Supplemente oder eine Vorgehensweise sinnvoll für deine Genesung ist, musst du einzeln mit deinem Arzt besprechen.

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