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Ratgeber

Autoimmunerkrankungen und Östrogenmangel – Teil 2 – Infertilität und Amenorrhoe

Autor/in:
Simone Koch Dr. Simone Koch (Ärztin) Geprüft

geprüft von Sandy Bittner (Autoimmun-Expertin)
letzte Aktualisierung 12.02.2021

Tatsächlich scheint Östrogenmangel ein häufig auftretendes Problem im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen – speziell auch mit Hashimoto-Thyreoiditis zu sein, sodass das ein Thema ist, auf welches so ausführlich wie möglich eingegangen werden sollte. Besonders wichtig scheint mir das Thema im Hinblick darauf, was die Amenorrhoe und vor allen Dingen auch, was die Therapie refraktäre Amenorrhoe angeht, womit ich auch noch einmal direkt und explizit bei den Hormonen bin.

Natürliche Hormone – was ist das eigentlich?

Angenommen es handelt sich um eine primäre Ursache für den Mangel an Östrogen. In dem Falle produziert das Ovar einfach nicht ausreichend Hormone – aus welchem Grund auch immer.

Ein Beispiel wäre, dass ein POF (Premature Ovarian Failure) vorliegt, also eine autoimmune Zerstörung des Ovars bei einer jungen Frau bzw. bei einer Frau unter 50 Jahren, bei welcher dadurch das Osteoporose-Risiko für das weitere Leben deutlich erhöht wird und vor allem auch zu beträchtlichen Lebenseinschränkungen durch den Hormonmangel kommt. Das liegt daran, dass die Hormone auf uns einen sehr großen Einfluss, auf unser Verhalten, haben – auch in Bezug auf Libido, Lustempfinden und auch Orgasmus-Fähigkeit. Solche Dinge hängen ganz stark mit den Hormonspiegeln zusammen.

Unter einem sehr niedrigen Östrogenspiegel und einem nicht vorhandenen Progesteronspiegel haben die allermeisten Frauen Orgasmus-Schwierigkeiten. Und auch wenn keiner darüber redet, ist in diesen Lebensjahren eine ausreichende und gute Versorgung mit Östrogen meiner Meinung nach durchaus ein wichtiges Thema.

Behandlungsmöglichkeiten bei einer primären Ursache

Was kann man also zur Behandlung tun, wenn es ein primärer Fehler ist? Man müsste Hormone geben, doch die maßgebliche Frage ist: Welche?

Ein großes Problem dabei ist der Fakt, dass der Frauenarzt höchstwahrscheinlich davon überzeugt ist, Präparate mit natürlichen Hormonen zu verschreiben, obwohl dies nicht der Fall ist. Das hat leider – so verwirrend wie es auch klingen mag – etwas mit dem intensiven pharmazeutischen Brainwashing zu tun, was mitunter an den Ärzten betrieben wird.

Natürlich versus künstlich

Hier muss ich noch einmal erwähnen, dass es während meiner Zeit an der Uni immer so tolle kostenlose Fortbildungen gab, die dann in einem der besten Restaurants der Stadt stattfanden. Es gab dazu ein 3-Gänge-Menü bei einem super schönen Ambiente – eben all das, was ich mir als damals noch ganz junger kleiner Assistenzarzt niemals hätte leisten können. Und dann erzählten da zwei sympathische Frauen etwas über Hormonersatztherapien und wie super und wirkungsvoll das alles ist. Mir war dabei nie so richtig klar, wer den ganzen Aufwand bezahlt. Ich hatte mir zu der Zeit auch nicht wirklich große Gedanken darüber gemacht.

Erst viel später habe ich herausgefunden, dass diese Dozenten für die Firma arbeiten, die die künstlichen Hormone herstellen – diese Hormonersatzpräparate – und dementsprechend natürlich diese Fortbildung so gestalten, dass man annimmt, dass Hormonersatztherapien mit künstlichen Hormonen das Tollste auf der Welt wären. Was sie definitiv nicht sind. Man macht sich jedoch im dem Moment keine Gedanken, wie diese kostenlosen Fortbildungen eigentlich finanziert werden.

Und man denkt auch nicht darüber nach, welche Interessen dahinterstehen. Man bekommt beigebracht, dass es sich quasi um natürliche Hormone handeln würde. Zum Teil sind sie sogar natürlich, Beispielsweise wird viel Östrogen von schwangeren Stuten verwendet. Aber der Mensch ist nun mal kein Pferd. Dementsprechend braucht der Mensch menschliche Hormone und keine Pferdehormone. Und das ist entscheidend.

Beispielsweise wurde ich erst kürzlich von einer Frau angeschrieben mit den Worten, dass sie schon sehr lange keine Menstruation mehr hat. Ihr Frauenarzt wollte natürliche Hormone aufschreiben und hat ein Präparat empfohlen, welches aus einer Kombination von Ethinylestradiol und Levonorgestrel besteht. Dies ist die Kombination einer ganz normalen Antibabypille – die klassischste Pillenkombination überhaupt. 

Die typischen klassischen Pillen wie Miranova enthalten genau diese Kombination, die mit natürlichen Hormonen nichts zu tun hat. Es handelt sich um das verlängerte Ethinylestradiol, was eine sehr hohe Belastung für die Leber darstellt. Und das Levonorgestrel ist ein Gestagen, was mit Progesteron überhaupt nichts gemeinsam hat. Es wird als Progestin bezeichnet, ist allerdings mit dem Progesteron chemisch nicht vergleichbar, belastet ebenfalls die Leber und hat starke glucocorticoide Nebenwirkungen – also alles andere als natürlich.

Natürliche Präparate

Auf natürlicher Seite gibt es natürliches Progesteron, was man in dem Falle geben kann, und natürliches Östrogen. Beim Östrogen nennt sich das Präparat Gynokadin. Es gibt noch ein Östrogen-Gel. Das Gel wird jedoch von der Firma vertrieben, die auch diese Pferde-Hormon-Sachen vertritt. Insofern möchte ich es nicht unbedingt empfehlen.

Präparat-Namen für natürliches Progesteron sind beispielsweise Progestan und Utrogest. Beide sind verschreibungspflichtig. Es muss Estradiol und Progesteron auf der Verpackung stehen, nur dann entspricht es dem menschlichen Hormon Estradiol oder dem Progesteron. Sämtliche anderen Medikamente sind nicht natürlich.

Progestan und Utrogest werden tatsächlich aus menschlicher Plazenta gewonnen. Alle anderen Präparate werden aus Yamswurzel weiterverlängert. Dies entspricht chemisch aber dem natürlichen Progesteron.

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Die Anwendung sollte physiologisch sein – demnach Östrogen während des gesamten Zyklus. Nach Möglichkeit bei einer sehr jungen Frau sogar noch in unterschiedlichen Abstufungen – also mittelhoch am Anfang, sehr hoch in der Mitte und dann etwas höher als am Anfang über den Rest des Zyklus. Und in der zweiten Zyklushälfte macht es Sinn, Progesteron dazuzugeben.

Jetzt produziert der Mensch aber nicht nur ein Östrogen, sondern mindestens zehn Östrogene. Vier davon sind bekannt und drei davon können wir substituieren. Wenn wir also nur Estradiol substituieren, dann fehlen die anderen Östrogene entsprechend. Ganz wesentlich fehlt das E4 – das Estriol. Estriol hat eine starke antiinflammatorische, antientzündliche Wirkung. Es gilt vor allen Dingen bei Multiple Sklerose als super Prophylaxe gegenüber neuen Schüben. Aber es ist auch sehr hilfreich bei Lichen-Erkrankungen und ist insgesamt antientzündlich und anticancerogen.

Ich würde immer auch Estriol mit dazugeben. Wenn man eine kombinierte Behandlung von Estradiol und zumindest Estriol möchte – nach Möglichkeit auch noch Estron –, muss man das immer selbst bezahlen. Es handelt sich um natürliche Hormonkombinationen, die in dem Falle von einer Compound-Apotheke hergestellt werden müssen und die es nicht einfach so in der Apotheke gibt. Früher nannten sich die Präparate Tri-Est-Gele aufgrund der drei Östrogene. Jetzt heißt es Tri-Östrogen-Creme.

Meine Empfehlung bei jungen Frauen wäre eine Tri-Östrogen-Kombination, bei welcher in physiologischer Kombination 10 Prozent Estradiol, 10 Prozent Estron und 80 Prozent Estriol enthalten sind – plus zyklisches Progesteron. Nach den Wechseljahren kann man das Progesteron deutlich länger geben. Es sollte immer in einem kurzen Intervall eine Progesteron-Pause geben, um die Rezeptoren für das Progesteron empfindlich zu halten. Das ist die tatsächliche Hormontherapie.

Das Östrogen und der Rezeptor

Was wir bereits wissen, ist Folgendes:

    • primäre Störung = Ovar ist kaputt
    • sekundäre Störung = Hypophyse spinnt
    • tertiäre Störung = Hypothalamus spinnt.

Die meisten Menschen haben sekundäre und tertiäre Störungen. Manche haben einfach auch nur einen leichten Mangel – also dass das Ovar eigentlich noch ganz gut produziert, aber nicht wirklich ausreichend.

Es ist ganz wichtig zu verstehen, dass es verschiedene phytotherapeutische Substanzen gibt, die zum Teil eine östrogenartige Wirkung haben und stimulierend auf die Östrogen-Rezeptoren wirken. Und zudem haben sie eine antiöstrogene Wirkung.

Das liegt daran, dass die Substanzen nach dem Prinzip der kompetitiven Hemmung wirken. Sie setzen sich also direkt auf den Rezeptor. Wenn man viel zu wenig Östrogen hat, dann entfalten sie eine östrogenartige Wirkung. Das ist in dem Fall sehr gut. Hat man jedoch zu viel Östrogen oder einen hervorragenden Östrogen-Spiegel, sind sie nicht so wirksam wie unser eigenes Östrogen, von dem man dann auch genug gehabt hätte. Und dadurch, dass sie den Rezeptor aber blockieren, haben sie eine antiöstrogene Wirkung. 

Das heißt: Je nachdem, welche Menge man zuführt, kann die Wirkung wie die von Östrogenen sein oder eben antiöstrogen. Daher sollte man nicht zu viel davon nehmen. In sehr großen Dosen wirken die Substanzen eher antiöstrogenartig. Die natürlichen eigenen Östrogene lösen eine stärkere Wirkung aus als die phytotherapeutischen Östrogene.

Bei den meisten Männern wirken diese Stoffe fast ausschließlich antiöstrogenartig, weil Männer grundsätzlich nicht so viel Östrogen haben. Die Substanzen erzielen dann eine kompetitive Wirkung am Rezeptor, da sie den Rezeptor gegenüber dem körpereigenen Östrogen sehr schnell blockieren.

Wichtig und wissenswert: Es gibt Beta- und Alpha-Rezeptoren. Die Alpha-Rezeptoren sind hauptsächlich verantwortlich für die primären Geschlechtsorgane (Schwellung der Brust, Fertilität, Gebärmutterdurchblutung, Gebärmuttergröße, Schleimhautaufbau) und die Beta-Rezeptoren sind verantwortlich für Vorgänge im Gehirn, Stimmungsaufhellung, Schlaf, Schutz des Herz-Kreislauf-Systems, Knochenstärkung und dergleichen. Je nachdem, welche Phytoöstrogene man wählt, wirken diese eher im Beta- oder eher im Alpha-Rezeptor. Die künstlichen Östrogene wirken ganz oft nur am Alpha-Rezeptor. Hinsichtlich Schlaf und Stimmungsstabilität hat man daher nicht die positiven Wirkungen, die man sich davon verspricht.

Liste der Phytotherapeutika

Hopfen

Ganz weit oben auf der Liste der phytotherapeutischen östrogenartigen Substanzen steht Hopfen. Hopfen ist eines der stärksten Phytotherapeutika. Bei Männern führt Hopfen im Überkonsum zur sogenannten Bierbrust – es entwickelt sich also eine Brustdrüse. Das sieht nicht schön aus und ist auch nicht gesund. Im Mittelalter wurde in den Klöstern sehr viel Bier gebraut und auch getrunken zur Triebkontrolle, weil Hopfen beim Mann tatsächlich den Geschlechtstrieb unterdrücken kann – aufgrund seiner starken östrogenartigen Wirkung.

Für Frauen kann Hopfen allerdings sehr nützlich sein und das Muskelwachstum beschleunigen, die Haare verschönern und dergleichen, wenn man zu wenig Östrogen hat. Und Hopfen wirkt tatsächlich auf eine Verbesserung der Schleimhaut-Aktivität an der Gebärmutter. Er hat beta- und alphaartige Wirkung, ist aber im Prinzip nur empfehlenswert für Frauen.

Von der Dosis her nimmt man etwa 1.000 Milligramm Hopfen zur Nacht, weil Hopfen auch etwas müde machen kann. Wenn man das Gefühl hat, dass man dadurch leicht schwermütig wird (Hopfen kann eine leichte Schwermütigkeit verursachen), dann sollte man es besser einmal mit der Hälfte versuchen.

Ihr findet die Produkte, die ich jetzt nenne, fast alle bei uns im Shop.

Lein

Auch ein sehr potentes Phytoöstrogen in Lein. Hier ist es ähnlich wie beim Hopfen: für Frauen äußerst gut, für Männer eher nicht empfehlenswert. Männer sollten von Leinsamen grundsätzlich nicht mehr als 20 Gramm am Tag zu sich nehmen und in Form von Leinöl nicht mehr als 15 Milliliter.

Für Frauen mit Östrogenmangel kann Lein sehr unterstützend sein. Wer kein Leinöl nehmen will (der Geschmack ist sehr gewöhnungsbedürftig), kann auch auf Kapseln zurückgreifen. Diese nimmt man dann auch mit 1.000 Milligramm – egal wann. Frisch gepresstes Leinöl ist aber auf jeden Fall zu bevorzugen. Wer also etwas für seinen Omega-3-Fettsäuren-Status tun möchte, dem schlage ich bevorzugt immer Fischöl beziehungsweise richtige Omega-3-Fettsäuren aus Algen vor.

Leinöl würde ich tatsächlich nur bei Östrogenmangel nehmen. Ich persönlich bin nicht so ein Freund von Leinöl als Substitut für DHA/EPA, weil es diese starke Östrogen-Komponente hat. Östrogendominanz ist ein größeres Problem als Östrogenmangel. Dementsprechend würde ich Leinöl nicht empfehlen, um den Stoffwechsel hochzukriegen. Wer eine Östrogendominanz hat, sollte besser kein Leinöl verwenden.

Männern würde ich Lein tatsächlich nicht empfehlen. Ich finde, dass man das bei Männern ganz deutlich sieht. Wenn eine teigige Veränderung unter der Haut auftritt, sich die Muskeln kaum noch abzeichnen und eine Affektlabilität erkennbar ist – also wenn Männer zur Weinerlichkeit neigen und vor allem zu starken Stimmungsschwankungen –, dann liegt das oft an einer Östrogendominanz und einer Minderversorgung mit Testosteron. Gerade wenn es in diese Richtung geht, würde ich alle östrogenartigen Substanzen meiden. Und somit auch das Leinöl.

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Yams

Yams ist sehr beliebt und wird viel verwendet. Es enthält Diosgenin, die Ausgangssubstanz für fast alle hergestellten bioidentischen, humanidentischen Hormone – sowohl für das Östrogen als auch für das Progesteron. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass Yams im Prinzip so gut wie gar nicht die Progesteron-Rezeptoren anspricht. Oft wird Yams-Creme und dergleichen als Progesteron-Derivator verordnet. Tatsächlich spricht das Diosgenin den Progesteron-Rezeptor aber nur mit einer Wirksamkeit von einem bis zwei Prozent an – also ganz minimal.

Yams hat jedoch eine gute östrogenartige Wirkung. Zu viel davon ist wiederum nicht gut. Bei Männern kann es zu Ödemen, zur Unlust, zu Wassereinlagerungen und solchen Dingen führen und bei Frauen mit sehr hohem Östrogenspiegel ist Yams insofern auch nicht wirklich günstig. In Studien führte der Vielkonsum von Yams zu einer Erhöhung vom DHEA, zur Erhöhung von Östron- und Estradiol-Spiegeln und sogar auch zu einer leichten Erhöhung des Wachstumshormons und damit zu einem besseren Muskelmasse-Zuwachs etc. Doch es erfolgte kaum oder gar keine Interaktion am Progesteron-Stoffwechsel.

Fazit: Wer etwas für sein Progesteron tun möchte, sollte keine Yams-Creme nehmen. Es kann sein, dass man hervorragende Wirkungen dadurch erzielt, wenn man eigentlich auch einen funktionellen Östrogenmangel hat. Hinsichtlich des Progesterons ergibt es allerdings keinen Sinn.

Agnus castus

Agnus castus kann super hilfreich sein, um direkt an die Hypophyse – sekundäre Störungen – heranzugehen. Agnus castus (auch Mönchspfeffer oder auch Keuschlamm genannt) ist die Lieblingssubstanz der gynäkologisch arbeitenden Heilpraktiker und zum Teil auch der Frauenärzte, weil es tatsächlich sehr gut wirkt. 

Das Produkt beeinflusst die dopaminergen Regionen des Gehirns und erhöht somit den Dopamin-Spiegel. Dadurch führt es zu einer Erniedrigung des Prolaktin-Spiegels und wirkt ausgleichend, wirkt harmonisierend und erhöhend auf LH und FSH. Agnus castus führt also zu einer Harmonisierung in der Hypophyse und dadurch zu einer Harmonisierung der weiblichen Geschlechtshormone – demzufolge eignet es sich hervorragend für Frauen.

Bei Männern führt auch Agnus castus wieder eher zu einem Libido-Verlust und zu einer Runterregulation der androgenen Produktion. Deswegen wird es auch als Keuschlamm bezeichnet, weil es ebenfalls verwendet wurde, um den Trieb bei Mönchen zu unterdrücken. Die armen Mönche.

Auf jeden Fall ist Agnus castus wirksam im Gehirn an der Hypophyse und besonders hilfreich für Frauen, die unter einer Hypophysen-Insuffizienz – aus welchem Grund auch immer – leiden. Es ist ganz wichtig abzuklären, was die Ursache der Amenorrhoe ist. Viele Frauen sagen, sie haben seit zwei Jahren keine Menstruation mehr. Das sind verfrühte Wechseljahre, heißt es dann allgemein, doch das kann man nicht einfach so festlegen.

Die Mengen, die an Mönchspfeffer üblicherweise angeboten werden, sind viel zu gering, sodass es nicht wirken kann oder erst nach sehr langer Zeit. Alle Studien wurden mit 20 Milligramm Mönchspfeffer morgens und abends durchgeführt – also mit insgesamt 40 Milligramm Mönchspfeffer-Extrakt. Die Präparate, die man in Deutschland erhält, beinhalten jedoch nur 4 Milligramm Mönchspfeffer. Das hat etwas mit dem deutschen Arzneimittelgesetz zu tun. Die Wirkdosis von Mönchspfeffer sind 20 bis 40 Milligramm. Mit 4 Milligramm ist demnach keine wirkliche Veränderung zu erreichen. Wer Mönchspfeffer verwenden möchte, bestellt diesen besser in Österreich. Bei der Eingabe von ‚Agnus castus 20 mg‘ im Internet findet man relativ problemlos und schnell diverse österreichische Versandapotheken, die auch nach Deutschland verschicken.

Achtung: Bei 400 Milligramm Kapsel von BIOVEA‘ handelt es sich nicht um Mönchspfeffer-Extrakt, sondern um den ganzen Mönchspfeffer, aus dem kein Extrakt gewonnen wurde. Die 400 Milligramm entsprechen auch einer sehr niedrigen, nicht ausreichenden Dosierung. Wenn man Mönchspfeffer als Ganzes zu sich nimmt, kann er Durchfälle und dergleichen auslösen. Deswegen würde ich immer empfehlen, den Extrakt zu verwenden, um eine pharmazeutische Wirkung erzielen zu können, und nicht den ganzen Mönchspfeffer.

In ganz seltenen Fällen kommt es zu Übelkeit und Erbrechen. Das sind typisch beschriebene, extrem seltene Nebenwirkungen von Agnus castus. Wenn man darunter leidet, ist es leider nicht das richtige Präparat. Agnes castus kann tatsächlich sowohl Östrogen als auch Progesteron ausbalancieren – dadurch, dass es eigentlich die Hypophyse ausbalanciert, also Prolaktin und dopaminerge Spiegel. Wenn das Problem absolut nicht in dem Bereich liegt, dann wird Agnus castus nicht helfen.

In den Wechseljahren bringt Agnus castus bedauerlicherweise relativ wenig bis gar nichts, weil es lediglich eine Stimulation der Hypophyse ist. Die Wechseljahre sind ein Versagen der Eierstöcke – also eine primäre Störung, ein direktes Versagen des Ovars. Eine zusätzliche Stimulation über die Hypophyse nutzt in diesem Fall nichts. Es passiert nichts, außer dass LH und FSH noch weiter nach oben gehen können und sich Beschwerden wie Hitzewallungen gegebenenfalls eher verstärken.

Wie Agnus castus komplett wirkt, ist nicht genau bekannt, aber man weiß, dass es auf die dopaminergen Regionen im Gehirn wirkt und dadurch Rückkopplungsprozesse auslöst.

Kombinationstherapien

Es gibt auch Kombinationen, die alles in einem Präparat enthalten. Dazu findet ihr auch einiges bei uns im Shop. Wer weiß, dass er keine MTHFR-Mutation hat und auch synthetische Folsäure gefahrenlos nehmen kann, für den könnten beispielsweise die ‚Microminerals for Women´ hilfreich sein. Da ist ein bisschen Agnus castus und etwas Yams mit drin – eine Kombination verschiedener guter und hilfreicher Sachen sozusagen, die stärkend für die Frau wirken. Weitere Inhaltsstoffe sind Zink, Magnesium, Mangan, B6 und B12.

Hypophysen-Extrakt

Die Firma Biotics Research Laboratories stellt ein Hypophysen-Extrakt her. Das sind sogenannte Organ-Therapien. Das ähnelt ein wenig der Homöopathie. Man gibt etwas von dem Organ von außen hinzu, was man stimulieren möchte – in diesem Fall Hypophyse vom Schwein oder vom Rind. Ich bin nicht sicher. Die Idee dahinter ist, dass man die Hormone oral dazugibt. Sie entfalten dann keine Wirkung, aber man sendet auf diesem Weg eine Botschaft an den Körper, dass er hiervon wieder mehr produzieren sollte.

Eure Fragen – meine Antworten

Im Anschluss an die beiden Videos zu diesem Thema erhielt ich viele Fragen, auf die ich teilweise abschließend noch eingehen möchte, da das eine oder andere Angesprochene von allgemeinem Interesse sein könnte.

Was ist Rimkus?

Rimkus ist auch eine natürliche Hormontherapie – eine Behandlung mit natürlichen Hormonen. Enthalten sind normales Östradiol und Progesteron.

Rimkus hat den großen Nachteil, dass Östradiol nur eine sehr kurze Wirkung hat, weswegen man beispielsweise diese Verlängerung mit Ethinylestradiol in der Pille macht. Dadurch gibt es einen sehr hohen Peak und dann wieder einen sehr starken Abfall. Im Ergebnis kann es unter Rimkus vermehrt zu Stimmungsschwankungen kommen. Wer unter der Einnahme von Rimkus Schwierigkeiten mit Stimmungsschwankungen hat, sollte es lieber mit einer topischen Therapie versuchen. 

Ein zweiter Kritikpunkt ist, dass nur Östradiol enthalten ist – kein Estriol und kein Estron. Weiterer Kritikpunkt: Rimkus wird oral eingenommen, also über den First-Pass-Metabolismus. Über die Leber geht der meiste Teil der Wirkung verloren. Die Leber, die bei einer Autoimmunerkrankung oder anderen chronischen Problemen sowieso schon genug zu tun hat, wird durch Rimkus nochmal zusätzlich stark belastet.

Bei Rimkus hat man alles in einer Kapsel und das ist für viele gut zu handeln. Ich würde bei Östrogen jedoch immer eine topische Auftragung auf die Haut oder eine Anwendung über die Schleimhäute empfehlen.

Kommt es aufgrund von Östrogenmangel zu Hitzewallungen?

Hitzewallungen werden durch die starken LH- und FSH-Ausschüttungen und besonders die LH- und FSH-Schwankungen in der Hypophyse ausgelöst und nicht durch den Östrogenmangel selbst. Wenn man einen schwerwiegenden Östrogenmangel und vielleicht auch eine Amenorrhoe hat, aber keinerlei Hitzewallungen, dann ist das Problem mit ziemlicher Sicherheit hypophysär.

Oft liegt es an einem extrem schwankenden Zyklus. Es kann also sein, dass einen Zyklus lang alles super gut ist, den nächsten Zyklus lang ist es wieder schlechter und dann ist es wieder besser. Hypophysäre Störungen sind schwierig. Sind Östrogen sowie LH/FSH super niedrig, dann ist davon auszugehen, dass es an der Hypophyse liegt. 

Wenn man lange Zeit mit solchen Problemen zu tun hat, dann sollte man einen GnRH-Stimulationstest machen. Dabei wird Hypothalamus-Hormon gegeben, um zu testen, ob man damit die Hypophyse stimulieren kann und diese theoretisch in der Lage ist, etwas zu produzieren oder nicht.

Natürlich kann man die Hypophysen-Hormone bei Bedarf künstlich von außen geben. Falls ein Kinderwunsch besteht, ist eine solche künstliche Stimulation möglich. Das ist jedoch auch nur eine symptomatische Therapie. Man hilft der Hypophyse nicht beim Gesundwerden.

Wie kann man den SHBG nach unten drücken?

SHBG bindet die Steroidhormone, was dazu führt, dass sie nicht richtig in die Wirkung kommen können. Nicht viel falsch machen kann man mit Mariendistel – relativ hoch dosiert, also gern mit 600 Milligramm täglich oder mehr. Bestenfalls verteilt man das auf morgens, mittags und abends. In unserem Shop ist Mariendistel mit jeweils 240 Milligramm pro Kapsel zu finden. Wer diese dreimal täglich anwendet, kommt auf eine gute Menge.

Meine zweite Lieblingssubstanz ist Kurkuma. Kurkuma reguliert auch SHBG und den Steroidhormon-Abbau. Hier ist auch wichtig zu wissen, dass alle Studien mit Kurkuma mit 3 Gramm Kurkumin am Tag durchgeführt worden sind. Es gibt im Shop ein paar hochdosierte Präparate mit 400 Milligramm. Selbst davon müsste man dann immer noch einiges nehmen, um auf 3 Gramm zu kommen. Deshalb würde ich Kurkuma kurartig empfehlen, um erst einmal festzustellen, ob es eine Wirkung hat. Und später kann man dann vielleicht auch weniger nehmen.

Kann zu viel Progesteron in Östrogen umgewandelt werden?

Ja, das passiert im Prinzip auch beim Östrogenmangel. Wer also eigentlich kein Östrogen nehmen will, aber einen Östrogenmangel und einen Progesteronmangel hat, der kann auch einfach ordentlich viel Progesteron nehmen. Den Überschuss vom Progesteron wandelt der Körper dann üblicherweise in Östrogen um. Das ist die einfachste und vor allen Dingen eine sanfte Möglichkeit.

Was bewirkt Blumenkohl in dem Zusammenhang?

In Blumenkohl, Brokkoli, Romansesco, lila Brokkoli und dergleichen befindet sich Sulforaphan. Sulforaphan kann die Umwandlungsprozesse in der Leber deutlich verstärken und ist daher sehr hilfreich. Es enthält das DIM als zweite Substanz. DIM kann in kleinen Mengen östronerg wirken und in größeren Mengen antiöstrogenerg. Es ist eine dieser Substanzen, die ganz stark antiöstrogenerg wirken, wenn schon ausreichend oder halbwegs viel Östrogen vorhanden ist, weil es die Aromatase hemmt und die Rezeptoren blockiert.

Wirkt sich fehlendes Östrogen auf die Blase aus?

Eine der Hauptursachen für ständige Blasenentzündungen, Blasenreizungen und interstitieller Zystitis sind Östrogenmängel und Testosteronmängel – also die Kombination von beidem und in ganz großem Maße auch Estriolmängel. Wenn man ständig Entzündungen und Schmerzen im Blasenbereich hat, ist es am hilfreichsten, sich eine Kombination aus Estradiol, Estriol und Testosteron von einem guten Therapeuten in der Compound-Apotheke als Zäpfchen herstellen zu lassen, sodass man es direkt über die Scheide an dem problematischen Wirkungsort zuführen kann, weil die Belastung der Leber dann geringer ist.

Schlusswort

Hinsichtlich nicht-natürlichen Präparaten beziehungsweise richtigen Hormon-Präparaten kann ich nicht helfen.

WICHTIG: Bitte bestellt nicht irgendetwas über fragwürdige Anbieter, wo nicht sicher ist, was das Präparate beinhalten. Nicht selten sind sie mit Schwermetallen oder ähnlichen unerwünschten Substanzen belastet.

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