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Ratgeber

Hashimoto Thyreoiditis – ein Überblick aus funktioneller Sicht

Autor/in:
Simone Koch Dr. Simone Koch (Ärztin) Geprüft

geprüft von Sandy Bittner (Autoimmun-Expertin)
letzte Aktualisierung 15.02.2021

Unsere Genetik, unsere Geschichte und die Umwelt, in der wir leben, formen unsere Gesundheit. Das heißt, unsere täglichen Entscheidungen bedingen, was aus unserem Leben und aus unserer Gesundheit entsteht. Was für uns heute wichtig sein kann, kann morgen total problematisch sein. Zum Beispiel ist eine stark kohlenhydratreduzierte Diät in der Stillzeit nicht anzuraten, weil man einen sehr hohen Kohlenhydratbedarf hat, um ausreichend Glucose mit der Milch an das Kind weiterzugeben und den Milchproduktionsprozess anzuregen und beizubehalten.

Bei einer Krebserkrankung kann eine sehr stark kohlenhydratreduzierte Ernährung aber sehr sinnvoll und hilfreich sein. Und so sind Heilungsprozesse immer ein ständiger Kampf mit sich selbst und den Umständen, in denen man sich aktuell befindet. Und das macht es oft einfach so schwierig. Grundsätzlich ist es meistens so: Man hat ein Symptom, dazu bekommt man ein Pflaster, also irgendeine spezielle Medikation.

Ich habe es selbst erlebt. Beispielsweise bin ich im Studium bei Vorträgen und Seminaren, selbst wenn diese sehr spannend waren, während ich mitgeschrieben habe, eingeschlafen. Das heißt, ich hatte ganz oft Aufzeichnungen, in denen es mitten im Satz abbrach und man die Stiftlinie über die Seite quer nach unten sehen konnte. Damals dachte ich, das sei normal. Vielleicht schlafe ich zu wenig, geh vielleicht ein bisschen zu häufig auf irgendeine Party, sollte daran etwas ändern. 

Ich habe das auch nie irgendjemandem erzählt, weil ich es schon als problematisch betrachtete, aber nicht als etwas, was man ändern könnte. Es war halt einfach so. Erst viel später ist mir klargeworden, dass das schon ganz klare Symptome waren und dass es überhaupt nicht normal ist. Deswegen ist es auch so wichtig, dass man sich austauscht. Wenn man irgendetwas an sich als nicht ganz richtig empfindet und man das Gefühl hat, da ist etwas kaputt, sollte man es weitergeben.

Richtig problematisch wurde es für mich dann nach der Geburt meines ersten Kindes. Ich hatte eine Phase, in der ich überhaupt nicht mehr schlafen konnte, nur so ein bis zwei Stunden pro Nacht über einen sehr langen Zeitraum. Das war ganz furchtbar. Zeitgleich habe ich innerhalb kürzester Zeit sehr stark an Gewicht verloren, mir sind die Haare ausgegangen, ich hatte extreme Tachykardie, also einen sehr hohen Puls, war extrem überstimuliert. Dieser Schlafmangel lag nicht an etwa an meinem Kind, das womöglich ständig geschrien hätte. Dem war überhaupt nicht so! 

Er war ein super ruhiges Kind, das ganz süß war und auch die ganze Nacht geschlafen hat – nur ich eben nicht. Egal zu wem ich gegangen bin, ich erhielt immer den Stempel Postnatale Depressionen. -`Es ist halt so, sie kommen mit der umgestellten Situation nicht klar. Als junge Mutter verliert man eben auch Gewicht nach der Geburt, das wird schon alles wieder. Es ist die Hormonumstellung, usw. Ein sehr teurer Besuch beim Heilpraktiker brachte mir den Rat, ich solle doch mal fünf Tage alleine an die Ostsee fahren; wohlgemerkt, mein Kind war nur wenige Wochen alt.

Ich fühlte mich insgesamt einfach extrem unverstanden. Es lief dann am Ende für eine Weile auf Antidepressiva raus, die mir überhaupt nicht geholfen haben. Erst durch Eigeninitiative und Eigendiagnose habe ich festgestellt, dass das Problem bei der Schilddrüse lag. Deswegen habe ich selber erlebt, wie das ist, wenn einem keiner zuhört, jeder eine ganz eigene Meinung hat und einem sofort einen Stempel aufdrückt. Im meinem Fall war das eben die Postportale Depression. 

Solche Stempel kennen die meisten, die mit chronischen Krankheiten zu tun haben. Ich habe mir ganz fest vorgenommen, dass ich das selbst nicht mehr so machen möchte. Das war für mich mit auch einer der Anstoßpunkte, mich mehr und mehr damit auseinanderzusetzen und diesen Weg zu gehen. Und auch die Entscheidung zu treffen, dass ich Leuten Informationen an die Hand geben möchte, damit sie selber aktiv werden und den eigenen Weg gehen können.

Du hast Hashimoto?

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Anatomische Lage der Schilddrüse

Ich finde es wichtig, dass man etwas über seine Erkrankung weiß. Darum fangen wir jetzt einmal damit an, worum es überhaupt geht: wir reden über die Schilddrüse.Die Schilddrüse befindet sich auf der Luftröhre kurz unterhalb des Kehlkopfes und hat einen rechten, einen linken und manchmal einen mittleren Lappen. Bei der Hashimoto-Thyreoditis ist es so, dass der Körper Antikörper gegen bestimmte Transportproteine ausbildet, die in der Schilddrüse vorkommen oder auch gegen bestimmte Enzyme, was dann zu einer Entzündung und zur Zerstörung von Schilddrüsengewebe führt.

Häufigkeit und Verteilung

  • Der Antikörpernachweis in der Gesamtbevölkerung liegt bei etwa 10% aller Menschen. Das ist ziemlich viel, muss man sagen.
  • symptomatisch ist die Erkrankung bei rund 4 bis 7%.
  • Wenn wir in die ältere Bevölkerung gehen, also in die Bevölkerungsgruppe der über 60-jährigen, dann haben wir sogar einen Antikörpernachweis von 25%. Das ist dann allerdings extrem viel.

Es lohnt sich also im Bekannten- und Freundeskreis publik zu machen, dass man eine chronische Erkrankung hat, dass man Hashimoto-Thyreoditis hat. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass da noch jemand anderes ist, der sagt „Was? Du auch? Das ist ja spannend“, ist sehr hoch. Es ist etwas ganz anderes, wenn man jemanden hat, mit dem man sich austauschen kann – jemanden, der auch betroffen ist, der einem dann Unterstützung und Verständnis entgegenbringt, als wenn man mit Leuten redet, die einfach überhaupt keine Ahnung davon haben, wie es ist unter einer chronischen Erkrankung zu leiden.

Deswegen finde ich es wichtig, dass man darüber spricht. Bei mir in der Familie war das immer ein großes Thema. Da haben fast alle Schilddrüsenerkrankungen. Ich habe deswegen schon von meiner Mutter gelernt, dass dunkle Ringe unter den Augen ein Anzeichen für eine Schilddrüsenerkrankung sind. Das stimmt zwar nicht ganz, hängt damit aber zusammen. Inzwischen weiß man, dass es ein Anzeichen für eine Nebennierenschwäche ist. Bei uns wurde sehr stark darauf geachtet, weil es einfach unter den Frauen extrem verteilt war. Aber ich weiß von vielen, dass es eben in deren Familien nicht thematisiert wird.

Die Verteilung von Frauen zu Männern ist in etwa 10 zu 1. Das heißt, Frauen haben viel häufiger Hashimoto-Thyreoditis als Männer. Warum das so ist, weiß man nicht ganz genau. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Frauen viel häufiger starken hormonellen Schwankungen unterworfen sind, z. B. durch Schwangerschaft, Stillzeit, Wechseljahre, auch im Rahmen des Zyklus und eben durch das Östrogen selbst, wenn es nicht richtig abgebaut wird. In der Leberstörung liegen dann eben bestimmte genetische Störungen vor, bei dem vom Östrogen toxische Metaboliten anfallen können. Diese erhöhen das Risiko einer autoimmunen Erkrankung erheblich. Mit höherem Alter, das folgt im Prinzip schon aus den Antikörpern, die eben hier zunehmend sind, ist die Erkrankung häufiger.

Was zeichnet eine Autoimmunerkrankung aus?

Im Zuge möglicher Ursachen für den Ausbruch einer Autoimmunerkrankung gibt es die sogenannte Fass-Theorie.

Bei dieser gibt es eine genetische Prädisposition, wie z. B. bestimmte Polymorphismen, bei denen mit Giftstoffen nicht richtig umgegangen werden kann oder einfach eine Neigung dazu, dass bestimmte Systeme des Immunsystems nicht ganz normal funktionieren. Das ist dann die unterste Schicht Wasser im Fass, zu der immer weitere Faktoren hinzukommen, welche immer wieder „Wasser“ hinzufügen. Dies geht so lange bis schließlich das Wasser im Fass überläuft und die Erkrankung, die dann wirklich symptomatisch ist, als solche beginnt.

Was stellt einen derartigen „Wasserzulauf“ dar?

  • Hormonelle Disruptoren: v. a. Weichmacher aus Plastik
  • Chronische Infektionen: z. B. Borrelien, chronische aktive Epstein-Barr-Virusinfektion
  • Akute Infektionen, wie ein Grippevirus oder ähnliches
  • Stress, sowohl körperlich (z. B. Übertraining) als auch psychisch
  • Toxine, Chemikalien und Arzneimittel
  • Hormonelle Umbrüche, wie Schwangerschaft, Wechseljahre
  • Schlafmangel als wichtiger Punkt
  • Darmpermeabilitätsstörungen: Exposition gegenüber Fremdproteinen
  • Hohe Zuckerspiegel und dadurch Entstehung von Fremdproteinen
  • Überschuss entzündungsfördernder Hormone und Fettsäuren
  • Nahrungsmittelintoleranzen und Allergien
  • Dysbiosen des Darms
  • Nährstoffmängel: v. a. Vitamin D und Magnesium
  • Verletzungen der Halswirbelsäule und starke körperliche Traumata

Das alles können immer Schubser oben drauf sein. Das Wichtigste dabei ist, dass der letzte Schubs, der das Ganze auslöst, nicht die Ursache ist. Man kann sich das so vorstellen: Man wurde bereits mit einer Prädisposition geboren, innerhalb der ganzen Familie treten öfters Autoimmunerkrankungen auf.

Während der Schwangerschaft ist die Mutter dann stets gestresst, hat reichlich Amalgam in den Zähnen, das Kind wird dadurch von Anfang an belastet. Es folgt eine nicht ganz einfache Kindheit, viel psychischer Stress, in der Jungendzeit eine Epstein-Barr-Virusinfektion, im Studium viel Stress und ganz schlechte Ernährung und als letzter Punkt: die geliebte Oma stirbt. Dann plötzlich bricht die Autoimmunkrankheit aus. Der Grund dafür ist dann nicht, dass die Oma gestorben ist, sondern dass es dann einfach in dem Moment zu viel war.

Und es ist ganz wichtig zu erkennen, dass das letzte bisschen an Wasser im Fass nicht unbedingt das ist, was man bekämpfen muss, damit die Erkrankung dann weg geht oder deutlich besser wird, sondern dass man ein wenig genauer hingucken muss, um herauszufinden, was es alles sein kann. Es gibt hinsichtlich der Schilddrüse einfach unglaublich viele Informationen. Weil die Erkrankung so häufig ist, hat so ziemlich jeder einen guten Ratschlag dazu. Jedoch muss die Geschichte und Persönlichkeit des Einzelnen dabei ganz individuell angeschaut werden.

Für den einen können die Nahrungsthemen eine wichtige Rolle spielen. Für eine Frau in den Wechseljahren ist die hormonell schwierige Situation vielleicht das, was unbedingt angeguckt werden muss. Wer einmal ein Schleudertrauma gehabt und dadurch eine dauerhafte Instabilität der Halswirbelsäule hat, hat hier vielleicht einen Trigger, der zur Entzündungsbereitschaft führt und muss das dringend angehen.

Diese Einzelinformationen werden ganz oft aus dem Kontext gerissen, es wird gesagt „Du musst dich unbedingt um jenes kümmern, dann wird alles gut“. Wenn das für dich selbst jedoch gar nicht das Thema ist und für dich und deine Erkrankung keine Rolle spielt, dann hilft das wahrscheinlich gar nichts. Wenn man beispielsweise SIBO, eine Fehlbesiedlung des Dünndarms, nimmt, dann es ist ganz entscheidend, welcher Teil des Dünndarms fehlbesiedelt ist und mit was. Also bei jemandem, bei dem ein Teil des Dünndarms stark fehlbesiedelt ist, der für die Eisenaufnahme zuständig ist, tritt dann möglicherweise ein hohes Eisendefizit auf und dem wird es dann sehr helfen, Eisen zu sich zu nehmen.

Wenn man jemandem, bei dem ein ganz anderer Teil des Dünndarms fehlbesiedelt ist, noch zusätzlich Eisen gibt, obwohl er vielleicht genügend Eisen hat, kann das zur Einlagerung von Eisen im Gewebe führen, was wiederum die Krankheit eher verschlechtert als verbessert. Das heißt, die Empfehlung, bei Dünndarmfehlbesiedelung sollte man Eisen nehmen, ist Blödsinn. Leider ist das aber genau das, was häufig passiert: generelle Empfehlungen werden für irgendetwas ausgesprochen werden.

Gleiches gilt für die verschiedenen Behandlungen der Schilddrüse selbst. Jemand mit noch sehr viel Schilddrüsengewebe  leidet vielleicht eher an Überfunktionssymptomen und man muss das ganze erstmal zur Ruhe bringen. Jemand der eine Konversionsstörung hat, d. h. das Speicherhormon nicht ausreichend in die aktive Funktion übergeführt werden kann, profitiert eventuell ganz stark davon, wenn man ihm die aktive Form des Hormons hinzugibt. Wenn jemand aber ein Nebennierenproblem hat, ist die Zuführung des aktiven Hormons vielleicht eine Katastrophe und kann ihn kranker machen, als er vorher schon war.

Das wirft so viele Fragen auf. Soll ich jetzt Gluten essen oder nicht? Die dreihaltige Medikation? Vegan? Oder doch lieber Paleo? Letztendlich wird man total verwirrt und macht in Folge dessen gar nichts. Deswegen sollen die zusammengetragenen Informationen dazu beitragen, dass sich jeder ein wenig besser vorbereitet auf seine eigene Reise begeben kann.

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Wie kommt es zu einer Autoimmunerkrankung?

Im Zuge möglicher Ursachen für den Ausbruch einer Autoimmunerkrankung gibt es die sogenannte Fass-Theorie.

Bei dieser gibt es eine genetische Prädisposition, wie z. B. bestimmte Polymorphismen, bei denen mit Giftstoffen nicht richtig umgegangen werden kann oder einfach eine Neigung dazu, dass bestimmte Systeme des Immunsystems nicht ganz normal funktionieren. Das ist dann die unterste Schicht Wasser im Fass, zu der immer weitere Faktoren hinzukommen, welche immer wieder „Wasser“ hinzufügen. Dies geht so lange bis schließlich das Wasser im Fass überläuft und die Erkrankung, die dann wirklich symptomatisch ist, als solche beginnt.

Was stellt einen derartigen „Wasserzulauf“ dar?

  • Hormonelle Disruptoren: v. a. Weichmacher aus Plastik
  • Chronische Infektionen: z. B. Borrelien, chronische aktive Epstein-Barr-Virusinfektion
  • Akute Infektionen, wie ein Grippevirus oder ähnliches
  • Stress, sowohl körperlich (z. B. Übertraining) als auch psychisch
  • Toxine, Chemikalien und Arzneimittel
  • Hormonelle Umbrüche, wie Schwangerschaft, Wechseljahre
  • Schlafmangel als wichtiger Punkt
  • Darmpermeabilitätsstörungen: Exposition gegenüber Fremdproteinen
  • Hohe Zuckerspiegel und dadurch Entstehung von Fremdproteinen
  • Überschuss entzündungsfördernder Hormone und Fettsäuren
  • Nahrungsmittelintoleranzen und Allergien
  • Dysbiosen des Darms
  • Nährstoffmängel: v. a. Vitamin D und Magnesium
  • Verletzungen der Halswirbelsäule und starke körperliche Traumata

Das alles können immer Schubser oben drauf sein. Das Wichtigste dabei ist, dass der letzte Schubs, der das Ganze auslöst, nicht die Ursache ist. Man kann sich das so vorstellen: Man wurde bereits mit einer Prädisposition geboren, innerhalb der ganzen Familie treten öfters Autoimmunerkrankungen auf. Während der Schwangerschaft ist die Mutter dann stets gestresst, hat reichlich Amalgam in den Zähnen, das Kind wird dadurch von Anfang an belastet. Es folgt eine nicht ganz einfache Kindheit, viel psychischer Stress, in der Jungendzeit eine Epstein-Barr-Virusinfektion, im Studium viel Stress und ganz schlechte Ernährung und als letzter Punkt: die geliebte Oma stirbt. Dann plötzlich bricht die Autoimmunkrankheit aus. Der Grund dafür ist dann nicht, dass die Oma gestorben ist, sondern dass es dann einfach in dem Moment zu viel war.

Und es ist ganz wichtig zu erkennen, dass das letzte bisschen an Wasser im Fass nicht unbedingt das ist, was man bekämpfen muss, damit die Erkrankung dann weg geht oder deutlich besser wird, sondern dass man ein wenig genauer hingucken muss, um herauszufinden, was es alles sein kann. Es gibt hinsichtlich der Schilddrüse einfach unglaublich viele Informationen. Weil die Erkrankung so häufig ist, hat so ziemlich jeder einen guten Ratschlag dazu. Jedoch muss die Geschichte und Persönlichkeit des Einzelnen dabei ganz individuell angeschaut werden.

Für den einen können die Nahrungsthemen eine wichtige Rolle spielen. Für eine Frau in den Wechseljahren ist die hormonell schwierige Situation vielleicht das, was unbedingt angeguckt werden muss. Wer einmal ein Schleudertrauma gehabt und dadurch eine dauerhafte Instabilität der Halswirbelsäule hat, hat hier vielleicht einen Trigger, der zur Entzündungsbereitschaft führt und muss das dringend angehen.

Diese Einzelinformationen werden ganz oft aus dem Kontext gerissen, es wird gesagt „Du musst dich unbedingt um jenes kümmern, dann wird alles gut“. Wenn das für dich selbst jedoch gar nicht das Thema ist und für dich und deine Erkrankung keine Rolle spielt, dann hilft das wahrscheinlich gar nichts. Wenn man beispielsweise SIBO, eine Fehlbesiedlung des Dünndarms, nimmt, dann es ist ganz entscheidend, welcher Teil des Dünndarms fehlbesiedelt ist und mit was. Also bei jemandem, bei dem ein Teil des Dünndarms stark fehlbesiedelt ist, der für die Eisenaufnahme zuständig ist, tritt dann möglicherweise ein hohes Eisendefizit auf und dem wird es dann sehr helfen, Eisen zu sich zu nehmen.

Wenn man jemandem, bei dem ein ganz anderer Teil des Dünndarms fehlbesiedelt ist, noch zusätzlich Eisen gibt, obwohl er vielleicht genügend Eisen hat, kann das zur Einlagerung von Eisen im Gewebe führen, was wiederum die Krankheit eher verschlechtert als verbessert. Das heißt, die Empfehlung, bei Dünndarmfehlbesiedelung sollte man Eisen nehmen, ist Blödsinn. Leider ist das aber genau das, was häufig passiert: generelle Empfehlungen werden für irgendetwas ausgesprochen werden.

Gleiches gilt für die verschiedenen Behandlungen der Schilddrüse selbst. Jemand mit noch sehr viel Schilddrüsengewebe  leidet vielleicht eher an Überfunktionssymptomen und man muss das ganze erstmal zur Ruhe bringen. Jemand der eine Konversionsstörung hat, d. h. das Speicherhormon nicht ausreichend in die aktive Funktion übergeführt werden kann, profitiert eventuell ganz stark davon, wenn man ihm die aktive Form des Hormons hinzugibt. Wenn jemand aber ein Nebennierenproblem hat, ist die Zuführung des aktiven Hormons vielleicht eine Katastrophe und kann ihn kranker machen, als er vorher schon war.

Das wirft so viele Fragen auf. Soll ich jetzt Gluten essen oder nicht? Die dreihaltige Medikation? Vegan? Oder doch lieber Paleo? Letztendlich wird man total verwirrt und macht in Folge dessen gar nichts. Deswegen sollen die zusammengetragenen Informationen dazu beitragen, dass sich jeder ein wenig besser vorbereitet auf seine eigene Reise begeben kann.

Symptome

Wenn man zum Arzt geht, weil man etwas an der Schilddrüse habe, hört man ganz oft: „Seien Sie doch froh, es gibt viel schlimmere Autoimmunerkrankungen. Diese lässt sich wenigstens leicht behandeln. Nehmen Sie hier diese Medikation, in zwei Wochen ist wieder alles gut. Ihre ganzen Beschwerden können nicht von der Schilddrüse kommen. Hier haben Sie eine Überweisung, gehen Sie zum Psychiater.“

Tatsächlich ist es aber so, und dazu gibt es auch eine sehr gute Studienlage, dass Hashimoto-Thyreoditis eine riesige Reihe an Symptomen bewirken kann. Man könnte wirklich ein kleines Buch damit füllen. Einige der Symptome sind direkt durch die Unterfunktion der Schilddrüse bedingt oder eben dadurch, dass eine Überfunktion vorhanden ist, bei der Schilddrüsengewebe zerstört wird. Andere können dadurch ausgelöst werden, dass andere Organe versuchen, die Fehlfunktion der Schilddrüse auszugleichen, weil diese ihre Funktion nicht mehr richtig wahrnehmen kann. Einige Symptome können direkte Anzeichen des Autoimmunangriffes sein oder dadurch bedingt sein, dass die chronische Entzündung und Erkrankung zu Fehlfunktionen an anderen Stellen im Körper führt.

  • Angststörungen
  • Panikstörungen
  • Muskelschmerzen
  • Chronische Pilzinfektionen
  • Innere Kälte
  • Reizdarmsyndrom
  • Verstopfung
  • Depressionen
  • Gewichtsverlustresistenz
  • Haarausfall
  • Trockene Haut
  • Ekzeme der Haut
  • Gelenkschmerzen
  • Fatigue
  • Fibromyalgie
  • Infektanfälligkeit
  • Glutensensitivität
  • Sodbrennen
  • Antriebslosigkeit
  • Hormonelle Dysregulation
  • Unfruchtbarkeit
  • PCOS
  • Reizbarkeit
  • Insulinresistenzen
  • Gliederschmerzen und Steifheit
  • Häufige Harnwegsinfekte
  • Anämie
  • Niedriger Eisenspiegel
  • Niedriger Vitamin D-Spiegel
  • Nährstoffdefizite, trotz guter Ernährung
  • Nackenschmerzen
  • Osteoporose
  • Fahle Haut
  • Unreine Haut
  • Herzrhythmusstörungen
  • Gedächtnisstörungen
  • Wortfindungsstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Kurzatmigkeit
  • Schwindel
  • Globusgefühl
  • Halsschmerzen
  • Innere Unsicherheit
  • Ödeme
  • Körperliche Schwäche
  • v.a.m.

Grundsätzlich ist es so, dass fast alle Hashimoto-Patienten ungefähr 20 Symptome von diesen Listen haben.

Die 10 häufigsten Symptome sind

  • Erschöpfung
  • Konzentrationsstörungen
  • Gewichtsprobleme
  • Schwäche
  • Verdauungsstörungen
  • Reizbarkeit
  • Angststörungen
  • Gelenkschmerzen
  • Muskelschmerzen

Genauer betrachtet, betrifft dies also schon den ganzen Körper und stellt nicht nur ein einfaches kleines Organproblem dar. Es gibt also eine ganze Menge Symptome und daraus folgt im Prinzip automatisch, dass es zu einer beträchtlichen Verminderung der Lebensqualität führen kann und für einen selbst ein Gefühl der Versehrtheit hinterlässt. Man fühlt sich als Opfer dieser Erkrankung, das Leben funktioniert nicht mehr so, wie man es sich vorstellt und man ist dem irgendwie ausgeliefert. Der Mensch ist dann einfach so veranlagt nach einer schnellen Lösung zu suchen. Verschiedene Pillen bieten dies natürlich sehr gut an. Ein multikausales System hingegen ist anstrengend. Man muss sich ganz vielen Sachen zuwenden, vielleicht seinen Lebensstil und die Ernährung ändern, alles, was man bisher gemacht hat, überdenken und sich eventuell auch eingestehen, wenn man bestimmte genetische Sachen hat, dass man womöglich Dinge nie wieder so können wird, wie andere das können. Das ist schwer zu verkraften und ein langer Prozess bis man da hinkommt.

Leider ist es einfach so, dass nur rund 25% aller Patienten überhaupt eine Verbesserung durch eine reine Schilddrüsenmedikation, v. a. bei einer reinen T4-haltigen, erfahren. Wenn man dann bemerkt, dass es nicht ausreichend hilft, wendet man sich der nächsten zu. Dazu gibt es dann zahlreiche Heilungsversprechen, auch mit reichlich Erfahrungsberichten, wie durch dieses eine Mittel wieder alles gut würde. Dann nimmt man das nächste „eine Mittel“ oder eben auch fünf davon und es bringt auch wieder nichts, was zunehmend das Gefühl hinterlasst, man sei kaputt. Dies kann unter Umständen zur totalen Resignation führen.

Aufgrund des Zusammenspiels von Körper und Psyche in diesen ineinanderlaufenden Prozessen muss man das eben als Reise betrachten, auf der man immer wieder was Neues lernt. Man geht ein Stück vor und dann schlägt es einen eventuell auch wieder ein Stückchen zurück. Dann geht man wieder ein größeres Stück vor, geht vielleicht auch mal in die falsche Richtung und muss sich erst wieder umdrehen und neuorientieren, bevor man sich einen anderen Weg sucht. Es ist für viele einfach schwer sich darauf einzulassen, aber nur so kann man wirklich weiterkommen. Ganz häufig wird da auch der Wunsch geäußert, dass alles wieder so sein soll wie vorher.

Was dabei nicht beachtet wird ist, dass eine solche Krankheit, die einen stark beeinträchtigt, ein Trauma wie eine Art Narbe hinterlässt. Man wird einfach ein anderer Mensch. Man hat eine Erfahrung gemacht und man hat unter etwas gelitten, was dazu führt, dass man sich verändert. Die Person, die man hinterher ist, muss auf keinen Fall schlechter sein, aber man ist in jedem Fall nicht der gleiche Mensch wie zuvor.

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Das endokrine System

Wenn wir uns jetzt diesem Weg zuwenden und gucken wollen, wie dieser überhaupt aussieht, sollten wir uns zuerst einmal ansehen, wie das endokrine System funktioniert und warum der Körper davon so beeinträchtigt wird.

Ersteinmal zur Definition:

Was ist eine Drüse? Eine Drüse produziert Stoffe, die ihre Wirkung in verschiedenen, teilweise weit voneinander entfernten Orten des Körpers entfalten. Von der Drüse produziert werden meistens u.a. Hormone.

Hormone sind Stoffe, die mit dem Blut vom Ort der Produktion zum Ort des Effektes transportiert werden und vom Körper eben selbst produziert werden. Die Schilddrüse ist nur eine von vielen Drüsen. Es gibt z. B. den Hypothalamus, die Hypophyse, Nebenniere, Nebenschilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Eierstöcke, Hoden und auch das Fettgewebe. Diese Drüsen beeinflussen sich alle gegenseitig, sodass die Fehlfunktion einer Drüse immer auch Auswirkung auf alle anderen hat. Das macht eine Erkrankung der Schilddrüse, aber auch irgendeiner anderen Drüse zu einer Ganzkörpererkrankung, die nicht einfach verschwindet, wenn man die jeweilige Drüse entfernt. Ansonsten könnte man die Erkrankung ja prinzipiell heilen, indem man sagt, man macht die Schilddrüse jetzt raus und substituiert die Hormone. Dann müsste das alles in Ordnung sein. Dies ist aber leider nicht so. Wenn die chronische Entzündung beispielsweise dazu geführt hat, dass andere Organsysteme nicht mehr richtig funktionieren, dann muss man da auch mit eingreifen und diese wieder ins Gleichgewicht bringen, damit sich deutlich was verbessern kann.

Die Autoimmunantwort erzeugt eine chronische Entzündung, diese wiederum erzeugt chronischen Stress, das heißt es werden ständig Stresshormone ausgeschüttet, was eine Veränderung im ganzen Körper bewirkt. Die Nebenniere beispielsweise muss durch den chronischen Stress ständig Stresshormone, teilweise in relativ großer Menge, ausschütten. Damit das passiert, muss der Hypothalamus Cortisolhormone ausschütten, was dann eben weiter an die Nebenniere gegeben wird. Wenn das über einen längeren Zeitraum so geht und der Hypothalamus immer beschossen wird, dann kommt dieser zu einem Punkt, an dem er nicht mehr will und aussetzt, wodurch die Nebenniere kein Signal mehr bekommt und es zu einer funktionellen Nebennierenschwäche kommt. Das ist zum Beispiel einer dieser Prozesse, bei dem durch eine chronische Entzündung etwas anderes an einer ganz anderen Stelle ausgelöst werden und was zu erheblichen Symptomen führen kann.

  • Es gibt mehrere Bereiche, die man dabei berücksichtigen sollte bzw. über die man sich Gedanken machen sollte.
  • Bin ich eigentlich Hypo- oder Hyperthyreose oder bin ich beides?
  • Gibt es schwere Nährstoffdefizite? Wenn ja, welche?
  • Habe ich irgendwelche genetischen Polymorphismen, die dazu führen, dass Stoffe bei mir anders wirken als bei anderen?
  • Oder dass ich durch bestimmte Giftstoffe stärker beeinträchtigt werde als andere?
  • Bin ich in meiner Umwelt irgendwelchen Giftstoffbelastungen ausgesetzt, die meine Erkrankung immer wieder schlimmer machen? Wohne ich z. B. in irgendeiner Wohnung, in der etwas komisch ist oder habe ich Heuschnupfen und wohne irgendwo auf dem Land, wo ich ständig irgendwelchen Einflüssen ausgesetzt bin. Habe ich eine Hausstauballergie und habe einen dicken Teppich?
  • Sorgen meine Lebensumstände und mein Lebenswandel dafür, dass meine Krankheit nicht besser werden kann?
  • Habe ich einen schrecklichen Job, furchtbar nervige Kinder oder einen ätzenden Ehemann, den ich erstmal loswerden muss, damit es mir bessergeht?

Was kann ich dafür tun, dass sich etwas ändert? Für diese Sachen ist es hilfreich, wenn man sich einmal hinsetzt und alles aufschreibt. Die folgenden Fragen sind dabei von Relevanz: Was könnte für mich alles relevant sein? Und dann lässt man jeden Gedanken zu, der zur Verbesserung beitragen könnte. Zum Beispiel könnte ein Ansatzpunkt bei der Situation liegen: völlig ätzender Job, schlechte Wohnsituation, unglücklich in der Umgebung. Hier könnte man als Gedanken zulassen, dass man ja auch auswandern und eine Strandbar in Thailand aufmachen könnte. Macht man natürlich nicht, aber wenn man diesen in gewisser Weise absurden Gedanken zulässt, lässt man auch Raum für Gedanken, die dann vielleicht umsetzbar sind.

Chronische Infektionen wie chronische Epstein-Barr-Virusinfektion oder Borrelien, systemische Candida-Infektion können eine wichtige Rolle spielen, Übergewicht kann eine chronische Entzündung auch immer wieder antriggern, genauso wie falsche Ernährungsweisen bzw. Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Habe ich irgendwelche Infektionsherde im Körper, z. B. an den Zähnen. Bei Autoimmunerkrankungen sind tote Zähne oft ein großer Faktor. Hier auch mal jemanden, der einen weiteren Blick hat, einfach mal draufblicken lassen. Befinde ich mich in den Wechseljahren? Macht meine Hypophyse nicht das, was sie eigentlich tun sollte? Gibt es psychisch irgendwelche Probleme? So guckt man sich diesen gordischen Knoten an und versucht herauszufinden, an welcher Stelle man draufschlagen muss, damit sich das ganze lösen kann.

Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse

Wie bei fast jeder Drüse hat auch die Schilddrüse ein hormonelles Achsengefüge. Wir haben als erstes den Hypothalamus, der ist im Gehirn selbst, dann haben wir die Hypophyse und als letztes die Schulddrüse. Der Hypothalamus schüttet TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon) aus, die Hypophyse schüttet TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormo) aus und die Schilddrüsenhormone, welche in der Schilddrüse produziert werden. Der Hypothalamus kann durch Serotonin und Dopamin beeinflusst werden. Er nimmt die Schilddrüsenhormone im Blut wahr und entscheidet danach, wie viel er an TRH ausschüttet. Beeinflusst wird er unter anderem durch bestimmte Medikamente, Opiate, Alkohol und auch Hungerperioden sowie Kortikosteriode. An die Hypophyse gibt er die Botschaft, wie viel sie tun soll, weiter. Die Hypophyse produziert dann TSH. TSH kann auch Fehlfunktionen unterliegen. So z. B. in der Schwangerschaft, in der Beta HCG dem TSH sehr ähnelt und zu einer Beeinflussung führen kann.

Es gibt auch Situationen, in denen der TSH gewollt sehr hoch ist. Das ist beispielsweise im Wachstum, in der Pubertät, bei starken Kälteexpositionen der Fall, wenn der Körper gerne möchte, dass mehr Schilddrüsenhormone produziert werden, weil einfach der Stoffwechsel hochgefahren werden soll. Auch bei plötzlich sehr hoher Jodzufuhr oder bei starkem Jodmangel verändert sich der TSH. Es ist einfach ganz wichtig, dass man sich bewusstmacht, dass TSH ein Gehirnhormon und immer noch der Goldstandard für die Schilddrüsendiagnostik ist. Das hat historische und auch finanzielle Gründe. Allerdings ist seine Aussagefähigkeit über die tatsächliche Funktion der Schilddrüse recht beschränkt.

Möglicherweise hält der Körper eine ausreichende Stimulation der Schilddrüse jetzt gerade für gefährlich. Zum Beispiel bei einer schweren Erkrankung, wo das Hochfahren der Stoffwechsellage den Fortschritt der Erkrankung beschleunigen würde, ist dies der Fall. Oder der Körper möchte eben gerade das Gegenteil, weil ihm kalt ist. Zudem ist der TSH im Tagesverlauf relativ stark schwankend. Es gibt einen Nacht-Peak, gegen Mitternacht rum, einen starken Abfall des TSH zum Abend hin und zum Teil gibt es im Laufe des Tages weitere massive Schwankungen. Das heißt, wenn man den TSH immer zu unterschiedlichen Zeiten abnimmt, sprich einmal morgens, einmal abends oder einmal irgendwann mitten am Tag, sind die Werte nicht wirklich gut miteinander vergleichbar. 

Zudem ist die Hyphphyse dadurch, dass sie am Gehirn unten dranhängt, stark anfällig für Verletzungen. Also bei Schädelhirntraumata oder bei Halswirbelsäulenverletzungen kann die Funktion der Hypophyse kurzfristig oder auch dauerhaft eingeschränkt werden. Der THS führt dann direkt an der Schilddrüse zur Produktion von Thyrosin-Oxidase. Dies ist einer der Gründe, warum bei manchen Betroffenen die Erkrankung unter dem supprimierten TSH deutlich besser wird. Bilden die TPO Antikörper aus, also oxydante Oxidase Antikörper, wird die Produktion der TPO deutlich weniger, wenn der TSH stark supprimiert wird. Das kann dann zu einer Verbesserung der Gesamt-Autoimmun-Lage führen. Erst als letztes zeigen sich Verbesserungen am Hypothalamus und der Hypophyse sowie an der Schilddrüse. 

Die Schilddrüse produziert fünf Hormone: T1, T2, T3, T4 und Calcitonin. Die Hormone, denen an sich höchste Effektivität und demnach die Notwendigkeit zur Achtsamkeit nachgesagt wird, sind T3 und T4. Da könnte man jetzt aber sagen: „Moment mal! Unser Körper ist ja eigentlich ein supereffektives System. Dennoch produziert er drei Hormone, die für nichts so richtig von Nutzen sind? Unwahrscheinlich.“ T2 hat aber tatsächlich eine ganze Menge ziemlich wichtiger Wirkungen, auf die später noch einmal eingegangen wird. Mehr Informationen zu den Hormonen im Detail findet man auf dem Blog von Simone Krebs.

T4 ist das Prohormon mit einer Organeffektivität von nur 2 bis 3% am Organ. Man kann auch ohne T4 gut leben. Außer am Herzen, macht es an den Organen ziemlich wenig. Das Herz reagiert ziemlich stark auf T4, was ein Problem bei der Konversionsstörung ist. Wenn ich jemandem, der T4 nicht ausreichend in T3 umsetzt, immer noch mehr T4 gebe, dann verbessert das nicht unbedingt die Konversionsstörung. Das heißt, der Patient behält eine Menge Hyperthyreose Symptome, aber irgendwann bekommt er Herzrasen und Herzbeschwerden, weil das Herz relativ stark bzw. deutlich stärker auf das T4 reagiert als der Rest des Körpers.

Das T3 wird nur zur einer geringen Menge in der Schilddrüse produziert, da es überwiegend an anderen Stellen im Körper umgesetzt wird – und zwar zu 60% in der Leber, zu 20% im Darm sowie durch die intestinale Sulfatase. Die intestinale Sulfatase kann nur richtig arbeiten, wenn das Mikrobiom durch bestimmte Darmbakterien vollständig hergestellt ist. Das ist auch der Grund, warum nach Antibiotikabehandlungen der Stoffwechsel runterfährt, weil dann diese Bakterien, welche die intestinale Sulfatase produzieren, nicht mehr ausreichend vorhanden sind. Zu 3 bis 5% sind an der Infektorzelle selbst, der Rest passiert dann in der Schilddrüse. Zusammengefasst: nur 3% von T4 wirkt an der Zelle und wenn keine vernünftige Konversion an T3 erfolgt, haben wir auch keine ausreichende Wirkung.

Jedes Schilddrüsenhormon besteht aus zwei Aminosäuren Thyrosin, die mit einem Jodmolekül verbunden ist. Je nachdem, wie hoch die Zahl hinter dem T ist, so viele Jodmoleküle sind in dem Hormon. Das heißt, um aus T4 ein T3 zu machen, muss ein Jodmolekül weggenommen werden. Das macht die Deiodinase. Die Deiodinase ist auf Zink und Selen angewiesen. Zink- und Selen-Mängel können deshalb auch dazu führen, dass die Konversion nicht richtig funktioniert. Zink finden wir über die Ernährung in z. B. Austern, Rind, Krabben, Cashew-Nüssen oder Mandeln. Selen kommt viel in Paranüssen und Meeresfrüchten vor.

Insgesamt sind unsere Böden in Deutschland aber so selenarm, dass es ausgesprochen schwierig ist über die Ernährung zur notwendigen Selenzufuhr zu kommen. Sodass bei Schilddrüsen-Patienten eine Selen-Substitution eigentlich immer angeraten ist. Die Hormone, die produziert werden, also im Wesentlichen das T4, müssen dann auch noch an das Effektororgan weitergeleitet werden, genauso wie das, was in der Leber und im Darm umgesetzt worden ist. Das macht das Thyroglobulin.

Als zweites kann unspezifisches Steroidhormonbündnisglobulin die Schilddrüsen-Hormone weitertransportieren. Und das ist auch wieder ein Problem, wenn man z. B. die Pille nimmt, stark übergewichtig ist oder unter Östrogendominanzen leidet. Dann fährt dieses steroidhormonbindende Globulin sehr deutlich nach oben und bindet die Schilddrüsenhormone unspezifisch ab. Diese können dann ihre Wirkung nicht mehr entfalten. Deswegen können auch die genannten Sachen mit relevant sein.

Es gibt auch noch weitere Faktoren, die in der Schilddrüse zur Hormonproduktion beitragen. Das können Eisen, Jod, Thyrosin, Zink, Selen, Vitamin E, B2, B3, B6, C und D sein. Ganz wichtig sind hierbei Jod und Eisen herauszuheben. Ein starker Eisenmangel allein kann schon zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Autoimmunerkrankungen wiederum führen auch zu Eisenaufnahmestörungen, weshalb dies schnell die doppelte Schwierigkeit birgt. Zum einen hat man eine schlechte Schilddrüsenfunktion durch die Autoimmunerkrankung selbst, zum anderen wird diese dann nochmal schlechter durch den entstehenden Eisenmangel.

Die Hormonproduktion kann gehemmt werden durch Stress, Verletzungen, Strahlungen, Medikamente, andere Halogene, die das Jod verdrängen sowie Giftstoffe. Die Konversion von T4 und T3 kann durch ausreichend gute Selen- und Zinkspiegel erhöht werden. Die Effektivität an der Zelle selbst, das heißt, dass das Hormon an der Zelle wirken kann, kann durch Vitamin A, Sport und Zink beeinflusst werden.

Die rT3-Produktion kann durch verschiedene Faktoren erhöht werden: Stress, Verletzungen, Energiemangel, Entzündung, Giftstoffe, Infekte und Entgiftungsstörungen.

Was ist eigentlich rT3?

Das „r“ steht für „reverse“. Reverses T3 wird zu zirka 20% aus T4 umgesetzt, T3 ungefähr zu 80%. Es ergibt sich also ein  Verhältnis von 80:20. Das Problem hierbei ist: Wenn sich das Verhältnis nur ein klein wenig verschiebt, führt das sofort dazu dass die Rezeptoren längerfristig durch rT3 besetzt sind. Der Grund hierfür ist, dass T3 nur eine Halbwertszeit von 3 bis 4 Stunden hat, rT3 dafür eine Halbwertszeit von bis zu 18 Stunden. Das heißt, das hockt da ziemlich lang. Um das rT3 wieder weg zu bekommen, muss dann entsprechend mehr T3 produziert werden. Damit das erreicht wird, wird vom Körper deutlich mehr T4 in T3 umgesetzt. Dies bezeichnet man auch als Pooling-Problematik. Durch Probleme im Mikrobiom wie einer nicht gut arbeitenden intestinalen Sulfatase, durch beispielsweise chronischen Stress, Eisenmangel, Nebennierenfehlfunktion oder Hirnverletzungen, wird diese Problematik hervorgerufen.

Deswegen sollte die Mindestwunschliste für einen Schilddrüsenpatienten, der im Labor abnehmen lässt, die folgende sein:

  • TSH
  • fT3 und fT4
  • Reverses T3
  • Die Antikörper, TPO-AK (TR-AK, ANA), zumindest ab und zu
  • Methymalonsäure: Zeigt an, wie viel B12 in der Zelle, in den Mitochondrien, im Citratstoffwechsel vorhanden ist und ist damit sehr valide und sensitiv für B12
  • Ferritin, optimal auch ein Gesamt-Eisen und ein Transferrin
  • 25-OH-D3: Vitamin D3, am besten noch zusammen mit einem 1,25-OH-D3 (= aktive Form)

Noch einmal zusammengefasst: Das T3 ist das entscheidende aktive Hormon, ohne dass der Motor nicht läuft. Beim Pooling das T4 oben drauf zu geben, macht nur das Labor glücklich, ansonsten bringt es aber nichts, da es am Befinden des Betroffenen nichts ändert.

Das T2 wirkt sich ebenfalls supprimierend für den TSH aus. Das ist wichtig, wenn man Medikation nimmt, die ganzheitlich ist, in der T1, T2 und T3 also in Kombination vorhanden ist. Hier wirken diese Medikamente deutlich stärker supprimierend auf Hypothalamus und Hypophyse, was wiederum ein bisschen die Anwendung gegenüber einer rein T4-haltigen Medikation verändert. T2 ist ebenfalls ein wichtiger Motor für den Wärmehaushalt sowie für den Fettstoffwechsel und -abbau. Zeitweise dachte man sogar, man hätte damit den heiligen Gral zur Gewichtsabnahme gefunden.

Gluten – die Gretchenfrage: Darf ich Gluten essen oder nicht?

  • 50% aller Hashimoto-Patienten sind glutensensitiv. Das allein sollte einen schon veranlassen, es einmal zu probieren, da die Chancen, dass dies für einen wichtig ist, ungefähr 1:1 stehen.
  • 80 bis 100% aller Patienten haben zumindest an irgendeinem Punkt ihrer Erkrankung ein „leaky gut“, also eine Darmpermeabilitätsstörung. Das bedeutet wiederum, dass Fremdproteine, wie z. B. Gluten, in den Organismus reingehen, was dann das Problem bringt, dass Gluten dem Schilddrüsengewebe ähnelt.
  • Das hyperreagible Immunsystem produziert Antikörper gegen das Gluten, welche sich dann auf die Schilddrüse setzen kann. Das führt dazu, dass noch mehr Schilddrüsengewebe zerstört wird.
  • Zöliakie ist eine häufige Co-Erkrankung der Hashimoto-Thyreoditis. Es kann also sehr gut sein, dass man eine Zöliakie hat, die bisher nicht erkannt wurde.

Casein

  • Casein ähnelt Gluten in der Struktur. Es kann also bei einem sehr hyperreagible Immunsystem sein, dass der Körper Casein-Antikörper ausbildet, die sich eigentlich gegen Gluten richten, was sich dann wiederum gegen die Schilddrüse richtet – also wie eine Kettenreaktion.
  • 50% aller Hashimoto-Patienten sind auch caseinsensitiv.

Es muss aber nicht zwangsläufig heißen, dass man, wenn man glutensensitiv ist, auch caseinsensitiv ist und andersrum. Häufig ist nur eines von beidem zutreffend.

Zusammengefasst ist es also eine Fülle von Faktoren, die dazu führen können, dass man Hashimoto hat und die somit auch den Verlauf der Erkrankung beeinflussen. Daher führt eine ausschließliche Gabe von T4 nur in den seltensten Fällen zu Wohlbefinden.

Wohlbefinden kann meist nur durch eine Behandlung aller Säulen (Ernährung, Nährstoffe, Bewegung, Lebensstil, etc.) erreicht werden. Der Weg ist individuell und steinig, oft auch schwierig und von Rückschlägen begleitet. Es lohnt sich aber auf jeden Fall ihn zu gehen und die Verantwortung für sich selbst in die Hand zu nehmen.

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