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Ratgeber

Hashimoto-Thyreoiditis (und andere Autoimmunerkrankungen) und die Nebennieren: eine verhängnisvolle Affäre

Autor/in:
Simone Koch Dr. Simone Koch (Ärztin) Geprüft

geprüft von Sandy Bittner (Autoimmun-Expertin)
letzte Aktualisierung 15.02.2021

Kennt jemand noch den Film aus den 80ern, mit Michael Douglas und Glenn Close? Nein? Das ist mal wieder ein Beweis dafür, dass ich doch langsam alt werde. Eines sei gesagt… der Film geht nicht gut aus. Wenn eine Sache A den Status einer Erkrankung B verschlechtert, was wiederum zu einem häufigeren Auftreten und einer Verstärkung der Wirkung von A führt, dann nennt man dies in der Medizin einen Circulus vitiosus – einen verhängnisvollen Kreislauf.

Schön wird dies in Michael Endes Buch „der Wunschpunsch“ beschrieben. Hier hypnotisieren sich die beiden Hauptakteure, der Zauberer und Hexe, gegenseitig. Beide sind nicht mehr in der Lage, den Kreislauf zu unterbrechen, da sie durch die Hypnose des anderen in ihrer Situation verharren müssen. Sie können sich also nicht bewegen, müssen also darin fortfahren, den jeweils anderen zu hypnotisieren, was wiederum dazu führt, dass sie sich nicht bewegen können…

Stoooopp… mag der eine oder andere denken. Simone, was interessieren mich alte Filme und fantastische Kinderbücher, und vor allem, was hat das mit mir und meiner Erkrankung zu tun?

Eine klassische Variante mehrerer solcher verhängnisvollen Kreisläufe finden wir in dem Zusammenhang zwischen Autoimmunantwort und Stressantwort des Körpers.
Eine chronische Erkrankung mit autoimmuner Komponente ist ein beständiger Stressor für den Körper. Gewebe wird zerstört, Antioxidantien wie Vitamin C, Selen, Glutathion, Vitamin E u.a. werden in großem Maße verbraucht, ebenso wie die an der DNA-Reparatur beteiligten Spurenelemente, wie z.B. Zink und Kupfer. Der Körper schüttet große Menge anti-entzündlicher Zytokine und Hormone aus, um die Entzündung einzudämmen.
Dies bedeutet: Hohes Cortisol mit all seinen Nebenwirkungen, und bei schweren, autoimmunen Prozessen auch die Ausschüttung von großen Mengen Adrenalin und Dopamin mit Symptomen, die von schweren Unruhezuständen, Muskelzittern und fahriger Nervosität bis in Richtung einer akuten Psychose reichen können. Im Exzess kommt es zu einer paradoxen, zentralen Erschöpfung, deren genaue Ursache bisher unklar ist.
Diese hohe Belastung der Nebennieren führt früher oder später zu einer Erschöpfung derselben. Um nicht zu schnell auszubrennen, fährt der Körper daher die Bildung von T3 zu Gunsten von rT3 herunter.

Gänzlich verzwickt wird es nun bei der Hashimoto-Thyreoiditis:
Die durch erhöhte Cortisolspiegel ausgelöste Konversionsstörung verstärkt die im Rahmen einer zunehmenden Autoimmunthyreoiditis auftretende Schilddrüsenunterfunktion.
Im Falle einer Hypothyreose fährt der Körper die Produktion der stoffwechselregulierenden Nebennierenhormone DHEA, Cortisol und in geringeren Mengen auch Aldosterone, weiter hoch, um einen Ausgleich zu den fehlenden Schilddrüsenhormonen zu bewirken. Unglücklicherweise brauchen aber gerade die Nebennieren T3, um ihrer Funktion adäquat nachgehen zu können.

Der verhängnisvolle Kreislauf hat begonnen…

Behandelt man die Erkrankung ausschließlich mit L-Tyhroxin (T4), so führen die erhöhten Cortisolspiegel bei einer floriden Erkrankung dazu, dass die Konversion in T3 nicht ausreichend stattfinden kann. Allerdings belastet die trotzdem stattfindende Stoffwechselbeschleunigung die Nebennieren noch zusätzlich.
Im Laufe der Zeit „reiben sich die Nebennieren völlig auf“, sodass, auch wenn der Autoimmunprozess zum Erliegen kommt, die Erschöpfung für viele ein ständiger Begleiter wird.
Treibt man nun den Stoffwechsel künstlich wieder hoch, indem man T3 gibt, oder die T4-Dosen so stark erhöht, dass eine Konversion stattfinden MUSS, so ist das, als wenn man einem halbtoten Pferd die Peitsche gibt… nach einem kurzen Galopp bricht es endgültig zusammen.

Das ist einer der Gründe, warum es einigen, nach einer kurzen Phase der Besserung, oft noch viel schlechter geht als vorher. Dieses Muster tritt vor allem dann auf, wenn die Erkrankung schon lange besteht und jahrelang unbehandelt oder inadäquat behandelt geblieben ist.

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Der entscheidende Punkt ist also, den Kreislauf so frühzeitig wie möglich zu unterbrechen. Hierzu muss die Stressreaktion des Körpers unterbrochen werden, indem die autoimmunen Prozesse in Remission gebracht werden. Für manche gelingt dies schon durch eine optimale Einstellung der Schilddrüse, am besten mit einem ganzheitlichen Präparat.

Ist die Schilddrüse nahezu vollständig ruhig gestellt, wie es z.B. bei der Therapie mit Schilddrüsenextrakt der Fall ist, so werden die für den Körper verdächtigen Proteine kaum mehr produziert. Hierdurch reduziert sich der autoimmune Prozess erheblich. Ist die Nebenniere noch nicht allzu geschädigt, kann der Körper wieder aufatmen.

Eine tatsächliche Ursachenbekämpfung ist dies aber nicht. Die Neigung zu autoimmunen Prozessen bleibt bestehen, und im schlimmsten Fall sucht der Körper sich ein neues Ziel. Zudem funktioniert „der Trick“ auch nicht für jeden. Forschungen des letzten Jahres haben ergeben, dass einige Hashimoto-Erkrankte Antikörper direkt gegen T3 oder T4 ausbilden. Auch wenn in hohem Maße unspezifische Antikörper gegen die eigene DNA gebildet werden, hilft die Suppression der Schilddrüse nicht. Der Angriff und die damit einhergehende Stressreaktion bleiben bestehen.

Um das Problem an der Wurzel zu packen, müssen also die Trigger für die Autoimmunerkrankung herausgefunden und behoben werden. Diese können unterschiedlich sein. Das Spektrum reicht von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Bakterieninfektionen, Pilzinfektionen und chronischen Virusinfektionen bis hin zu externen Toxinen, extremen Mangelzuständen oder seelischen Belastungszuständen, die verhindern, dass der Körper den verhängnisvollen Kreislauf durchbrechen kann.

Das Versprechen der Wunderpille, die alles wieder gut macht, ist verlockend. Leider führt er häufig in die Irre. Es lohnt sich also den Sprung zu wagen und in den Ozean der Ursachenforschung einzutauchen.

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