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Kinderwunsch & Schwangerschaft mit Hashimoto – darauf solltest du achten!

Letzte Aktualisierung: 30.09.2021

Die Schwangerschaft ist für viele Frauen die schönste Zeit ihres Lebens. Bei Hashimoto-Patientinnen herrscht aber oft Unsicherheit: Kann ich überhaupt schwanger werden? Wie wahrscheinlich ist eine Fehlgeburt? Was muss ich bei einer Hashimoto Schwangerschaft beachten? In diesem Artikel klären wir die wichtigsten Fragen und teilen die Erfahrungsberichte von Betroffenen.

Sowohl Frauen, die unter Hashimoto-Thyreoiditis oder einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, als auch Betroffene einer Schilddrüsenüberfunktion, haben es tendenziell schwieriger, schwanger zu werden [2].

Während laut einer Studie 47% der Hashimoto-Patienten unter Unfruchtbarkeit leiden, liegt diese Rate bei der Gesamtbevölkerung bei nur 7-24% [1]. 

Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch: 53% der Betroffenen werden schwanger. Ein Baby zu bekommen ist also auch mit Hashimoto-Thyreoiditis möglich.

"Unfruchtbarkeit betrifft etwa 47% aller Hashimoto-Patienten, eine Schwangerschaft ist aber dennoch möglich.“

Leider besteht bei Hashimoto-Patienten ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten [9]. Die Ursachen dafür sind vielfältig, auf einige werden wir in diesem Beitrag eingehen. Wer sich dieser bewusst ist, kann aber auch aktiv etwas dafür tun, um die Schwangerschaft zu erhalten.

"Wir haben seit 2017 einen unerfüllten Kinderwunsch. 2018 wurde bei mir Hashimoto diagnostiziert. Ich hatte mich nach der Diagnose ein wenig belesen und daraufhin meinen Hausarzt gefragt, ob es Sinn mache, meine Ernährung umzustellen, was er verneinte. Auch zu Nahrungsergänzungsmitteln musste ich mich selbst belesen und auf eigene Verantwortung substituieren. 2018 hatte ich meine erste Fehlgeburt (in der 8. SSW). In den folgenden Jahren kamen vier weitere hinzu. Die Schwangerschaften dauerten allerdings jeweils nur 4-5 Wochen. Nachdem mich meine Frauenärztin immer vertröstet hat, habe ich mich letztes Jahr endlich durchsetzen können und eine Überweisung zur Kinderwunschklinik ausstellen lassen. Dort wurde eine Untersuchung auf Killerzellen und eine Intralipid-Infusion gemacht, um mein Immunsystem zu regulieren. Corona-bedingt konnte ich die Behandlung nicht weiter machen.

Die Kinderwunschärztin hat mir dann empfohlen, es mit antientzündlicher Ernährung und dem Aufbau eines gesunden Mikrobioms zu versuchen. Seit etwa einem halben Jahr ernähre ich mich entsprechend und fühle mich pudelwohl, habe meine L-Thyroxin-Dosis verringert und obendrein spielend leicht abgenommen. Auch meine seelische Verfassung ist deutlich besser geworden.

Rückblickend hätte ich gern vom ersten Tag der Diagnose gewusst, wie viel Einfluss die Ernährung auf die Erkrankung hat. Ob die Umstellung nun tatsächlich genug ist, um die Killerzellen zu verringern und eine gesunde Schwangerschaft zu ermöglichen, steht natürlich in den Sternen, aber es ist etwas, das ich selbst kontrollieren kann und bei dem ich merke, wie sich etwas verändert.“

Die richtige Einstellung der Schilddrüsenhormone

Wie viele Hormone der Körper während der Schwangerschaft benötigt, ist immer unterschiedlich. Aus diesem Grund solltest du deine Werte regelmäßig bestimmen lassen und dir die Hilfe eines Therapeuten suchen, der dich ggf. bei der Anpassung der Medikation unterstützt. 

Im Allgemeinen steigt der Bedarf an Schilddrüsenhormonen während der Schwangerschaft um etwa 30 bis 50% [3, 9]. Eine Ursache dafür ist der Östrogenspiegel, der in der Schwangerschaft um ein Vielfaches erhöht ist.

Eine größere Menge an Östrogen veranlasst auch einen Anstieg des Thyroxin-bindenden Globulins (TBG), einem Transportproteins für die Schilddrüsenhormone [3, 12]. Da das TBG T3 und T4 bindet, sind deutlich weniger freie Werte im Blut vorhanden. 

Schon während des Versuchs, schwanger zu werden, müssen ausreichend Schilddrüsenhormone vorhanden sein, um eine erfolgreiche Einnistung der Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut zu gewährleisten und das Risiko für Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten zu minimieren. Hier spielt insbesondere der T4-Spiegel eine Schlüsselrolle.

Kinderwunsch? Schwanger?

Wir klären viele Fragen rund um Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit – mit dem Blickwinkel Autoimmunerkrankungen. 

Ergänzendes Wissen zum Thema findest du in den Wissenspakten Jod, Hormone der Frau und Hashimoto. Hol dir einfach alle – und noch viel mehr – mit der Mitgliedschaft bei der Autoimmunhilfe

"Frauen benötigen bereits zu Beginn der Schwangerschaft 30-50% mehr Schilddrüsenhormone. Deshalb ist es wichtig, dass die Hormone gut eingestellt werden.“

Die Schilddrüsenentzündung kann eine Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Umso wichtiger ist es, dass die Werte bereits vor der Schwangerschaft im optimalen Bereich liegen. Ein niedriger TSH-Wert erhöht die Chancen, schwanger zu werden. Studien legen nahe, dass der Wert bestenfalls unter 2,5 mU/Liter liegen sollte [6].

Eine gute Einstellung der Schilddrüsenhormone ist auch Voraussetzung für den Erhalt der Schwangerschaft, insbesondere in den ersten Wochen. 

In dieser Zeit hat das Kind noch keine eigene Schilddrüse und ist daher vollständig auf die Hormonzufuhr durch die Mutter angewiesen. Erst ab der 20. Schwangerschaftswoche hat der Fetus eine funktionstüchtige Schilddrüse entwickelt, doch auch dann benötigt das Kind zusätzliche Hormone der Mutter. 

Andersherum besteht die Gefahr, dass wenn du selbst mit nicht genügend Schilddrüsenhormonen versorgt bist, sich dein Körper an den Hormonen des Fetus bedient. Dies kann beim Kind zu der Entwicklung einer Struma bzw. einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Entstehen einer Schilddrüsenerkrankung führen.

Schilddrüsenhormone sind essentiell für die Hirnentwicklung des Kindes. Ein ungedeckter Bedarf kann die motorische Entwicklung, Denkprozesse, die Entwicklung des zentralen Nervensystems und die Sprachentwicklung beeinträchtigen. Auch neurologische Erkrankungen, Lernschwierigkeiten oder Wachstumsstörungen können Folge einer Unterversorgung sein [3, 10, 11]. 

Studien legen außerdem einen Zusammenhang zwischen der intellektuellen Entwicklung und der Schilddrüsenhormoneinstellung nahe [4, 10].

Optimale Schilddrüsenwerte für die Schwangerschaft

Es ist also unheimlich wichtig, dass die Schilddrüse gut eingestellt ist. Doch in welchem Bereich sollten die Werte idealerweise liegen?

Beim Thyreoidea-stimulierenden Hormon (TSH) gehen die Meinungen auseinander. In vielen Berichten wird ein TSH zwischen 1,0 und 2,5mU/l empfohlen. Andere Studien legen hingegen nahe, dass auch durchaus ein Referenzwert von 4,0 möglich ist [2, 9, 10]. Grundsätzlich sollte bei Untersuchungen beachtet werden, dass der TSH im Tagesverlauf Schwankungen von 20-30% unterliegen kann [2].

Der TSH alleine kann allerdings keine Auskunft darüber geben, wie es um die Schilddrüsenhormone tatsächlich steht. fT3 und fT4 sollten in jedem Fall mitbestimmt werden. Den Gesamtanteil an T3 und T4 zu messen, reicht in der Regel nicht aus, da die Menge der Bindungsproteine während der Schwangerschaft erhöht ist und damit weniger freie Schilddrüsenhormone zur Verfügung stehen. 

In der Schwangerschaft wird sehr viel T4 in T3 umgewandelt, um das Kind mit ausreichend Trijodthyronin versorgen zu können. Ein großer Unterschied zwischen den Werten ist daher normal. T3 sollte mindestens bei 40% der Normkurve liegen und kann bei Schwangeren sogar die 100%-Marke überschreiten.

Was die Schilddrüsenantikörper betrifft, wird sich in der Regel nach dem Grenzwert von 1,0 mU/I gerichtet [2].

Anpassung der Schilddrüsenmedikation

Wenn du Schilddrüsenmedikamente einnimmst, solltest du damit während der Schwangerschaft fortfahren. Allerdings muss die Dosis aufgrund des erhöhten Bedarfs an Hormonen ggf. angepasst werden [5, 9]. 

Im Durchschnitt wird L-Thyroxin um etwa 30-50% erhöht, bei einer Dosis von 100 µg entspricht das einer Erhöhung auf 130-150 µg [3, 5]. Da Medikation und Werte aber individuell unterschiedlich sind, ist es wichtig, dass von Beginn der Schwangerschaft bis nach der Entbindung regelmäßig Untersuchungen durchgeführt werden, um die Medikation entsprechend anpassen zu können und die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten.

Bei einer Behandlung mit Eltroxin sollte der TSH unter 1 sein, während die Referenzwerte für fT3 und fT4 bei um die 50% liegen. Arbeitet man mit einem Schilddrüsenextrakt, wird ein T3-Wert von über 75% und ein T4-Wert um die 50% empfohlen. Der TSH ist hier so gut wie immer supprimiert, die Chancen, schwanger zu werden, beeinträchtigt das aber nicht.

Anfangs sollte die Medikation erst einmal nur leicht gesteigert werden und dazu in kurzen, regelmäßigen Abständen die Werte bestimmt werden. Je nach dem, wie das Ergebnis ausfällt, wird dann erhöht oder verringert.

Regelmäßige Kontrollen während der Schwangerschaft

Regelmäßige Kontrollen der Schilddrüsenwerte sind vor, während und nach der Schwangerschaft essentiell.

 Dabei ist es egal, ob du bisher Medikamente gegen die Erkrankung eingenommen hast oder nicht. Idealerweise solltest du die folgenden Werte bestimmen lassen:

  • TSH
  • T3 gesamt
  • T4 gesamt
  • fT3
  • fT4
  • Thyreoglobulin (TG)
  • Steroidhormon-bindendes Globulin (SHBG)

Die Kontrolle der freien Werte gestaltet sich während der Schwangerschaft schwieriger, weil deutlich mehr Bindungshormone im Körper vorhanden sind. 

Die Spiegel können sich außerdem sehr schnell verändern, da bereits kleine Schwankungen der Bindungsproteine einen großen Einfluss auf die Menge der Schilddrüsenhormone haben können. 

Wenn man also feststellen will, ob genug Schilddrüsenhormone für Kind und Mutter vorhanden sind, sollte unbedingt in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. 

Durch die genaue Bestimmung der verschiedenen Werte kann eine Ratio aufgestellt werden, z.B. TG im Vergleich zu gesamt T4 und fT4. So lässt sich genau beurteilen, wie viele Hormone dem Körper zur Verfügung stehen.

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Nach der Entbindung

Auch nach der Geburt und im Laufe der Stillzeit ist es wichtig, dass du deine Schilddrüsenwerte regelmäßig kontrollieren lässt und ggf. deine Medikation anpasst, um eine Überfunktion zu verhindernDamit beginnt man etwa ein bis zwei Tage nach der Entbindung

Befindet man sich nach der Geburt in einer Schilddrüsenüberfunktion, da die Medikation während der Schwangerschaft gesteigert wurde, kann es sein, dass die Bildung bzw. Sekretion der Muttermilch ausbleibt. 

Es besteht außerdem die Gefahr eines Hashimoto Schubs, weshalb du zusätzlich besonders auf Ernährung achten und Trigger meiden solltest.

"Ich habe die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis leider erst nach zwei Fehlgeburten im Alter von 39 Jahren erhalten. Mein zweites Kind habe ich dann aber doch noch in etwas fortgeschrittenem Alter (42) bekommen, als ich gut eingestellt war und meine Schilddrüsenwerte im grünen Bereich lagen.

Mithilfe einer Kinderwunschklinik wurden alle Werte unter die Lupe genommen. Diese Mühe würde sich leider kein Hausarzt und auch kein Frauenarzt machen. Die Schwangerschaft verlief dann sehr gut, bis auf eine Schwangerschaftsdiabetes, die sofort nach der Geburt weg war. Monatlich wurden meine Schilddrüsenwerte dann vom Hausarzt überprüft.“

Geschlechtshormone in der Schwangerschaft

Die Schilddrüsenhormone hängen eng mit den Geschlechtshormonen zusammen. So beeinflussen sowohl die Schilddrüsenhormone selbst als auch die chronische Entzündung einer Autoimmunerkrankung den Steroidhormonhaushalt. Dadurch kommt es häufig zu einem Verlust der Libido und einer schlechteren Lubrikation, d.h. einer unzureichenden Befeuchtung der Schleimhäute.

Wenn zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden sind, wird auch die Eizellreifung beeinträchtigt. Die Follikel werden oftmals nicht ausreichend stimuliert, sodass der Eisprung ausbleibt und die Eizelle nicht befruchtet werden kann. 

Durch diese Anovulation kann außerdem kein Gelbkörper gebildet werden, der für die Produktion von Progesteron verantwortlich ist. Hashimoto-Thyreoiditis geht aus diesem Grund häufig mit einer Gelbkörperhormonschwäche einher. 

Auch die Nebenniere spielt hier eine wichtige Rolle. Die Nebenniere ist für die Produktion des Stresshormons Cortisol verantwortlich. Dafür verwendet sie Pregnenolon. Diese Ausgangssubstanz wird auch für die Produktion der Geschlechtshormone verwendet. 

Wenn die Nebenniere durch eine chronische Entzündung oder dauerhaften Stress zu sehr beansprucht wird, verbraucht sie besonders viel Pregnenolon, sodass für die Geschlechtshormone, insbesondere Progesteron, zu wenig Ausgangsstoff zur Verfügung steht. Progesteron ist für die zweite Zyklushälfte essentiell. Ist zu wenig Progesteron vorhanden, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt

In den ersten Schwangerschaftswochen wird daher häufig eine Behandlung mit bioidentischem Progesteron empfohlen. Nebenbei kann Progesteron Beschwerden während der Schwangerschaft wie unstillbares Erbrechen oder Wassereinlagerungen mindern.

Darüber hinaus leidet etwa jeder vierten Frau mit Hypothyreose an Zyklusstörungen wie einer seltenen oder einer sehr starken Regelblutung. Diese können die Fruchtbarkeit ebenso beeinträchtigen [3]. 

Wenn deine Schilddrüsenwerte in einem guten Bereich liegen, kann es also hilfreich sein, auch die Geschlechtshormone überprüfen zu lassen. 

In der Follikelphase sollte der Östrogenspiegel bei ca. 80 ng/l liegen, in der Lutealphase bei etwa 120 ng/l. Der Progesteronspiegel liegt in der zweiten Zyklushälfte bei etwa 14 ng/l. Hormonspiegel, die deutlich unter diesen Richtwerten liegen, können die Empfängnis negativ beeinflussen.

Befindet man sich nach der Geburt in einer Schilddrüsenüberfunktion, da die Medikation während der Schwangerschaft gesteigert wurde, kann es sein, dass die Bildung bzw. Sekretion der Muttermilch ausbleibt

Achte auf die Zufuhr von wichtigen Spurenelementen

Mit Beginn der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Spurenelementen

Die Nieren werden bei Schwangeren stärker durchblutet und sind durchlässiger, d.h. es gehen mehr Nährstoffe über die Nieren verloren. 

Darüber hinaus musst ja nun nicht mehr nur du selbst, sondern auch der Fetus mit Mikronährstoffen versorgt werden. Die Aufnahme über das Essen reicht nicht aus, eine Substitution ist deshalb eigentlich immer erforderlich. Damit sollte man allerdings nicht bis zum Eintritt der Schwangerschaft warten. Denn ein Nährstoffmangel kann mögliche Ursache für unerfüllten Kinderwunsch sein. 

Besteht bei dir schon vor der Schwangerschaft ein Mangel, kann dieser außerdem später nur noch sehr schwer, wenn überhaupt, ausgeglichen werden. Deshalb solltest du schon bei bestehendem Kinderwunsch auf eine ausreichende Zufuhr von Spurenelementen achten. Ganz vorne mit dabei: Jod. Auch bei Hashimoto-Thyreoiditis.

Jod - für eine gute Entwicklung des Kindes

Jod ist ein essentielles Spurenelement. Das bedeutet, ohne Jod können wir nicht leben, denn es spielt für viele Organe eine wichtige Rolle. Dies gilt nicht nur für die Schilddrüse; auch die Eierstöcke, die Brustdrüse und das Gehirn benötigen den Nährstoff [8]. 

Während der Schwangerschaft ist der Jodbedarf stark erhöht. Während der Körper normalerweise etwa 150 μg täglich benötigt, liegen die Empfehlungen in der Schwangerschaft und Stillzeit bei mindestens 250 μg [11, 14]. 

Wie bei anderen Spurenelementen auch, geht in dieser Zeit mehr Jod über die Nieren verloren und das Kind ist von der Jodzufuhr der Mutter abhängig [5]. Es braucht den Nährstoff für seine Hirnentwicklung und Produktion von eigenen Schilddrüsenhormonen [4, 5, 8]. 

Der Jodbedarf ist unabhängig davon, ob man an Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt ist oder nicht. Viele Betroffene verzichten auf Jod, aus Angst, einen Schub auszulösen. Diese Gefahr besteht jedoch lediglich bei einem Jodexzess

Insbesondere wenn man schwanger ist, ist eine Jodüberversorgung sehr unwahrscheinlich. Denn wie bereits erwähnt, ist der Jodbedarf in der Schwangerschaft viel höher. Dazu kommt, dass etwa 70-90% des Jods direkt an den Fetus abgegeben werden. 

Die Wahrscheinlichkeit, als Schwangere einen Schub durch Jodzufuhr zu erleiden, ist daher schwindend gering. 

Ein Jodmangel hingegen ist ein deutlich häufigeres Problem und kann schwerwiegende Folgen haben. Das beginnt sogar schon vor der Schwangerschaft: laut einer Studie ist die Wahrscheinlichkeit bei Frauen mit Jodmangel schwanger zu werden 46% geringer als bei Frauen, deren Jodbedarf gedeckt ist [13].  

Eine unzureichende Jodzufuhr während der Schwangerschaft kann deine Gesundheit und die deines Kindes beeinträchtigen. Beim Kind kann ein massiver Jodmangel der Mutter u.a. eine Störung der Hirnentwicklung, Kretinismus [11], fetale Wachstumsstörungen [15, 17], Missbildungen [11], Lernschwierigkeiten [17] und einen verminderten Intelligenzquotient verursachen [8,17].

Auch bei der Mutter können Konzentrations- und Denkstörungen, postpartale Depression [17], Präeklampsien [15] und ein Ausbleiben der Laktation durch einen Jodmangel ausgelöst werden. 

In unserem Ratgeber über die Folgen eines Jodmangels und den Zusammenhang zwischen Jod und Frauengesundheit kannst du mehr darüber erfahren.

Folsäure - nicht jede Form ist geeignet

Dass Schwangere Folsäure einnehmen sollen, davon haben die meisten schon einmal gehört. Tatsächlich ist das Vitamin Folat sehr wichtig für die Zellbildung des Fetus und eine ausreichende Versorgung kann eine mögliche Spaltbildung verhindern. 

Folat wird vom menschlichen Körper selbst nicht gebildet und muss über die Nahrung aufgenommen werden. In natürlicher Form kommt es insbesondere in Blattgemüse wie Spinat und Grünkohl vor. 

Folsäure hingegen ist die synthetische Form des Vitamins und wird im Körper in das aktive Folat umgewandelt [18]. In Kombipräparaten ist meist synthetische Folsäure enthalten.

80% aller Autoimmunerkrankten sind von der MTHFR-Mutation betroffen. Diese Mutation verhindert, dass synthetische Folsäure verstoffwechselt und vom Körper aufgenommen wird. 

Da sie nicht abgebaut werden kann, wird sie in toxische Metabolite umgesetzt, die teils eine hirntoxische Wirkung haben und Symptome wie Brain Fog hervorrufen können. Darüber hinaus besetzt die synthetische Folsäure Rezeptoren, sodass auch weniger aktiviertes Folat aufgenommen werden kann. 

Da sich die Folsäure ja aber trotzdem im Körper ablagert, entsteht ein Mangel, der nicht nachgewiesen werden kann. Von einer Einnahme von synthetischer Folsäure wird bei Hashimoto Patientinnen daher abgeraten. 

Besser geeignet ist Methylfolat, die aktivierte Form des Folats. Auch dazu gibt es Präparate, wie z.B. Ultra Preventive III oder Ultra Folate.

Eisen, Magnesium & Co

Auch Mikronährstoffe wie Magnesium und Eisen spielen eine wichtige Rolle. Magnesium kann z.B. Vorwehen und Blutungen lindern. 

Durch eine ausreichende Versorgung verringert man außerdem die Gefahr für Frühgeburten und Wachstumsstörungen des Fetus

Hier solltest du darauf achten, dass das Magnesium an viele Aminosäuren gebunden ist, damit es von deinem Körper besser aufgenommen werden kann. 

Ein Eisenmangel kann die Funktion der Eierstöcke beeinträchtigen und wird mit Frühgeburten, Trinkschwäche und postpartaler Depression in Verbindung gebracht. Auch die Schilddrüse ist zum großen Teil von Eisen angewiesen. 

Ein bereits bestehender Eisenmangel kann durch eine Supplementierung während der Schwangerschaft nicht ausgeglichen werden, daher ist es wichtig, schon bei bestehendem Kinderwunsch den Eisenspiegel bestimmen zu lassen. 

Welche Mikronährstoffe sonst noch wichtig sind, ist in unserem Wissenspaket Kinderwunsch & Co ausführlich erklärt.

Kinderwunsch - und mehr!

Du planst eine Schwangerschaft? Oder vielleicht bist du auch schon guter Hoffnung?

Unser Wissenspaket klärt viele Fragen rund um Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit – wie immer aus dem Blickwinkel von Autoimmunerkrankungen. Was kannst du unterstützend machen? Was sollte rund um die Schilddrüse beachtet werden? Und vieles mehr… 

Schwangerschaft und Hashimoto: Ein Erfahrungsbericht von Lisa (32)

Bei meiner ersten Schwangerschaft war ich 26 und bei der zweiten 31. Hashimoto wurde bei mir erst nach meiner ersten Schwangerschaft diagnostiziert. Rückblickend hatte ich es jedoch bestimmt schon währenddessen und eventuell davor. Schwanger zu werden stellte kein Problem dar (mein erstes Kind schlich sich sogar sehr überraschend und unerwartet in unser Leben). Die Schwangerschaft verlief reibungslos und ebenso die Entbindung.

Kurz darauf ging es mir aber immer schlechter. Ich hatte schlimme Ängste, fühlte mich elend und war dauerkrank. Mein Arzt meinte es wäre vielleicht eine Postpartale Depression – da ich vom Beruf Psychologin bin war mir jedoch klar, dass es das sehr wahrscheinlich nicht ist. Nach einiger Zeit verschwanden die Symptome wieder. Das Einzige was blieb war eine deutlich geminderte Stresstoleranz, heftige Verspannungen und das Gefühl auf Sparflamme zu laufen. 

Meine Tochter konnte ich problemlos zwei Jahre stillen. Drei Jahre nach der Entbindung wurde dann Hashimoto diagnostiziert. Ich beschäftigte mich daraufhin sehr intensiv mit dem Thema und schaffte es bis auf ein paar "Ausrutscher" gut, damit zu leben. Als ich das zweite Mal schwanger wurden – wieder problemlos – recherchierte ich abermals selbstständig was nun zu beachten sei. 

Ich nahm von Anfang an Nahrungsergänzungsmittel mit Jod und separat Omega 3. Meine Medikamente erhöhte ich, nachdem ich meine Gynäkologin zuvor darüber informierte. Ich ließ engmaschig meine Blutwerte kontrollieren und schaffte es dadurch diese im optimalen Bereich zu halten.

Die Schwangerschaft verlief absolut problemlos, ebenso die Entbindung und das Wochenbett. Ich ließ zeitnah Progesteron und die anderen Sexualhormone kontrollieren plus Schilddrüsenwerte und Mikronährstoffe. Ebenso stellte ich meine Ernährung um. 

Erst als mein Sohn 8 Monate alt war, ereilte mich ein Schub, den ich rasch wieder halbwegs in den Griff bekam.

 All diese Interventionen (auch den Weg zu Diagnose) habe ich selbst veranlasst und ich bin überzeugt, dass es unerlässlich ist, sich bestens in das Thema Hashimoto einzuarbeiten, um "Expertin" zu werden. 

Es ist einem selbst möglich viele (wenn auch nicht alle) Weichen für eine glückliche und positive Schwangerschaft und Zeit danach zu stellen. Optimalerweise hat man einen Mediziner/eine Medizinerin an seiner Seite, die einem so einiges abnimmt. Aber was mir meine Erfahrung gezeigt hat ist dies ein weiter Weg und es ist immer sehr vorteilhaft sich selbst gut auszukennen und zu wissen was man möchte und was man braucht.

Zusammengefasst: Schwanger werden mit Hashimoto-Thyreoiditis

Im Rahmen unserer Arbeit haben wir mit einigen Frauen über ihre Erfahrungen während ihrer Schwangerschaft mit Hashimoto-Thyreoiditis gesprochen. 

Die Berichte waren sehr unterschiedlich, von starken Symptomen und Fehlgeburten bis hin zu völlig beschwerdefreien Schwangerschaften war alles dabei. Doch eins hatten sie alle gemeinsam: sie sind dankbar für ihre Kinder und haben die Entscheidung, schwanger zu werden, nie bereut.

Auch wenn es mit einer Hypothyreose tendenziell schwieriger ist, schwanger zu werden, ist es nicht unmöglich. Wer auf einige Dinge achtet, erhöht die Chancen ein gesundes Baby zur Welt zu bringen

Eine gute Einstellung der Schilddrüsenwerte spielt bei Kinderwunsch und dem Erhalt der Schwangerschaft eine Schlüsselrolle. Dabei ist es wichtig, regelmäßige Kontrollen durchzuführen und die Medikation ggf. zu erhöhen und auch nach der Entbindung wieder anzupassen. Wenn deine Schilddrüsenhormone im grünen Bereich sind, lohnt es sich auch, einen Blick auf die Geschlechtshormone zu werfen, da eine Schilddrüsenunterfunktion häufig mit einer Gelbkörperhormonschwäche einhergeht. 

Um die Gesundheit von Mutter und Kind während und nach der Schwangerschaft zu gewährleisten, sollte auch unbedingt der Jodbedarf gedeckt werden. Das gilt nicht nur für Gesunde, sondern auch für Hashimoto-Patienten. Auch andere Spurenelemente wie Folat und Eisen sollten in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Bei Folat unterscheidet man zwischen synthetischer Folsäure und Methylfolat, der aktivierten Form des Vitamins. Da viele Menschen mit Autoimmunerkrankungen von einer (oft unentdeckten) Genmutation betroffen sind, wird die Einnahme von Methylfolat empfohlen.

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Quellen

[1] Quintino-Moro, A., Zantut-Wittmann, D. E., Tambascia, M., Costa Machado, H. & Fernandes, A.: High Prevalence of Infertility among Women with Graves‘ Disease and Hashimoto’s Thyroiditis, in: International Journal of Endocrinology, 1-6, 2014. doi:  10.1155/2014/982705

[2] Zieren, H. U.: Schilddrüse und Kinderwunsch; unter: https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruese-und-kinderwunsch/ (letzter Abruf: 19.05.2021).

[3] Pues, M.: Screening-Lücke in der Schwangerschaft; unter: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-132012/screening-luecke-in-der-schwangerschaft/ (letzter Abruf: 19.05.2021).

[4] ÄrzteZeitung: Feten nutzen Thyroxin der Mütter; unter: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Feten-nutzen-Thyroxin-der-Muetter-387426.html (letzter Abruf: 19.05.2021).

[5] Brettschneider, H.: Tipps für die Jodverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit; unter: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Tips-fuer-die-Jodverordnung-in-Schwangerschaft-und-Stillzeit-386382.html (letzter Abruf: 19.05.2021).

[6] ÄrzteZeitung: Was tun, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappt?; unter: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Was-tun-wenn-es-mit-dem-Kinderwunsch-nicht-klappt-315171.html (letzter Abruf: 19.05.2021).

[9] Pilz, S., Theiler-Schwetz, V., Malle, O., Steinberger, E., Pandis, M., Lerchbaum, E. & Trummer, C.: Schilddrüse: Fertilität, Schwangerschaft und Laktation, in: Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel, 13, 106-114, 2020. doi: https://doi.org/10.1007/s41969-020-00107-8

[12] Hoffmann, S.: Häufigkeit von Schilddrüsenfunktionsstörungen bei Frauen vor und nach einer erfolgreichen Sterilitätsbehandlung bzw. in der Schwangerschaft; unter: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/bitstream/ediss/4031/1/Doktorarbeit.pdf (letzter Abruf: 19.05.2021).

[10] Promintzer-Schifferl, M. & Krebs, M.: Schilddrüse und Schwangerschaft: Schein und Sein – Ein Streifzug durch die aktuelle Literatur im Licht der neuen Leitlinien, in: Wiener Medizinische Wochenschrift, 35-40, 170, 2019. doi: https://doi.org/10.1007/s10354-018-0680-9

[11] Andersson, M., Benoist, B., Darnton-Hill, I. & Delange, F. (eds.): Iodine deficiency in Europe: A continuing public health problem, World Health Organization, 2007.

[8] Bundesinstitut für Risikobewertung: Jod, Folsäure und Schwangerschaft – Ratschläge für Ärzte; unter: https://jodmangel.de/broschuerenbestellung/pdf/jod_folsaeure_und_schwangerschaft_ratschlaege_fuer_aerzte.pdf (letzter Abruf: 19.05.2021).  

[14] World Health Organization: Iodine supplementation in pregnant and lactating women; unter: https://www.who.int/elena/titles/guidance_summaries/iodine_pregnancy/en/ (letzter Abruf: 19.05.2021).

[13] Mills, J. L., Louis, G. M. B., Kannan, K., Weck, J., Wan, Y., Maisog, J., Giannakou, A., Wu, Q. / Sundaram, R.: Delayed conception in women with low-urinary iodine concentrations: a population-based prospective cohort study, in: Human Reproduction, 426-433, 33(3), 2018. doi: 10.1093/humrep/dex379

[16] Remer, T., Johner, S. A., Gärtner, R., Thamm, M. & Kriener, E.: Jodmangel im Säuglingsalter – ein Risiko für die kognitive Entwicklung, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift, 1551-1556, 135 (31-32), 2010. doi: 10.1055/s-0030-1262446

[17] Bohnet, H. G.: Jodmangel und Jodversorgung in der Schwangerschaft und Stillzeit: Maßnahmen, Prophylaxeerfolge und Probleme, in: Prävention und Gesundheitsförderung, 175-178, 2, 2007. https://jodmangel.de/broschuerenbestellung/pdf/11553_2007_75_OnlinePDF.pdf

[15] Oberhofer, E.: Schon leichter Jodmangel in der Schwangerschaft kann gefährlich werden; unter: https://www.springermedizin.de/schwangerschaft/ernaehrung-in-der-schwangerschaft/schon-leichter-iodmangel-in-der-schwangerschaft-kann-gefaehrlich/18296588#:~:text=Welche%20Folgen%20eine%20unzureichende%20Jodaufnahme,von%20Pr%C3%A4eklampsien%20und%20fetalen%20Wachstumsst%C3%B6rungen (letzter Abruf: 19.05.2021).

[18] Aerzteblatt: Stiftung Kindergesundheit empfiehlt Folsäure schon in der Vorbereitung auf eine Schwangerschaft; unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/101255/Stiftung-Kindergesundheit-empfiehlt-Folsaeure-schon-in-der-Vorbereitung-auf-eine-Schwangerschaft (letzter Abruf: 19.05.2021).