Ratgeber
Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einer Östrogendominanz
Autor/in:
Kim Rosenthal (Content Kuratorin)
geprüft von Sandy Bittner (Autoimmun-Expertin)
letzte Aktualisierung 19.03.2021
Eine Östrogendominanz ist eine Dysbalance zwischen den Hormonen Östrogen und Progesteron. Zwar unterliegt der Hormonspiegel immer gewissen Schwankungen, zum Beispiel durch den Zyklus bedingt, doch aufgrund bestimmter Faktoren kann er langfristig aus dem Gleichgewicht geraten. Welche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten es gibt, klären wir in diesem Beitrag.
Wie kommt es zu einer Östrogendominanz?
Es gibt viele verschiedene Ursachen für eine Östrogendominanz. Eine Schlüsselrolle spielen Umweltgifte wie Phenole, Phthalate oder Pestizide, welche sich zum Beispiel in unserer Nahrung, Leitungswasser und Kosmetik verstecken1. Aber auch eine ungesunde Lebensweise mit unzureichender Bewegung und Muskelmasse, sowie genetische Prädispositionen oder chronischer Stress können die Hormone aus dem Gleichgewicht bringen2.
Östrogenerge Umweltgifte
Tagtäglich sind wir zahlreichen Umweltgiften ausgesetzt. Insbesondere über die Nahrung werden dem Körper Stoffe wie Xenöstrogene, Herbizide und Insektizide zugeführt. Für den Hormonhaushalt ist das problematisch, weil viele der Giftstoffe eine östrogenerge Wirkung haben und zur Produktion von Östrogen anregen1.
Während Gemüse und Obst mit Pflanzenschutzmitteln wie Insektiziden oder Herbiziden behandelt werden, stecken in Tierprodukten aus Mastbetrieben wie Fleisch oder Milch Steroidhormone, die die Zunahme an Muskelmasse und eine höhere Milchproduktion der Tiere fördern sollen. Werden solche Produkte verzehrt, nimmt der Körper die darin enthaltenen Hormone auf. Oft sind diese chemisch verändert, sodass sie schlechter abgebaut werden können1.
Während bei Lebensmittel die Möglichkeit besteht, auf Biosiegel zu achten, um die übermäßige Giftstoffbelastung zu umgehen, stellt dies bei Kosmetika eine größere Herausforderung dar. Es gibt keine einheitlichen Standards, welche die Auszeichnung von Produkten wie Make-up oder Shampoo als Bio- oder Naturkosmetik regulieren. Der Großteil aller Kosmetika enthält Giftstoffe wie Parabene, Toluole, Silikone oder Phthalate. Diese sorgen zwar dafür, dass das Haar besonders geschmeidig ist und die Gesichtscreme lange haltbar ist, jedoch haben sie auch östrogenerge Wirkungen und belasten gleichzeitig die Leber. Da die Leber auch für den Abbau von Östrogenen verantwortlich ist, bleibt der Östrogenspiegel bei einer Doppelbelastung länger auf einem zu hohen Level3.
Zu guter Letzt enthält auch Plastik giftige Stoffe wie Phthalate, Weichmacher und Phenole. Zur Herstellung von Kunststoff wird beispielsweise Bisphenol A (BPA) verwendet. Dieses beeinträchtigt nicht nur den Östrogen-, sondern auch den Schilddrüsenhormonhaushalt und kann ein Grund für Infertilität, hormonelle Fehlfunktionen und verfrühte Pubertäten sein. Zwar wurde BPA mittlerweile in Produkten wie Babyflaschen verboten, jedoch sind bei anderen Phenolen oder Weichmachern ähnliche Auswirkungen zu erwarten4.
Die Stoffe des Plastiks gelangen vor allem durch Hitze und Säure in unseren Körper. Plastikdeckel von Kaffeebechern geben besonders viele Giftstoffe weiter, weil das Heißgetränk einen hohen Säureanteil hat. Gleiches ist bei Tupperdosen, deren Oberfläche beschädigt ist, der Fall4. Wie man Giftstoffe im Alltag effektiv meiden kann, ist im Kurs „Gifte mindern und meiden“ ausführlich erklärt.
Adipositas
Bei Übergewicht befindet sich übermäßig viel Fettgewebe im Körper, welches auf zwei verschiedene Arten den Hormonspiegel beeinflusst. Zum einen produziert Fettgewebe selbst Östrogen. Zum anderen enthält es das Enzym Aromatase, welches Hormone wie Progesteron oder Testosteron vermehrt in Östrogen umwandelt. Der entstandene Östrogenüberschuss wiederum fördert den Einbau von Triglyzeriden in Fettzellen, und verursacht damit eine Gewichtszunahme und Schwierigkeiten beim Gewichtsverlust4.
Darüber hinaus fördert Adipositas eine Insulinresistenz, welche die Symptome verschärfen kann. Den Teufelskreis Östrogenüberschuss-Übergewicht zu durchbrechen und ein Normalgewicht anzustreben ist daher ungemein wichtig, um eine Östrogendominanz zu bekämpfen4.
Stress
Eine weitere Ursache für eine Östrogendominanz ist (dauerhafter) Stress. Die Nebenniere produziert verschiedene Hormone, darunter DHEA, Aldosteron, Cortisol und zu einem geringen Anteil auch Progesteron. Steht der Körper unter Stress, fokussiert sich die Nebenniere auf die Produktion des Stresshormons Cortisol, ein erstes hormonelles Ungleichgewicht entsteht. Dauerhafte und hohe Cortisolspiegel wirken sich in der Folge aber ebenfalls zum weiteren Nachteil der Produktion anderer Hormone aus. Schnell kann auch ein Mangel an Gelbkörperhormon auftreten, welcher in Folge zu einem Mangel an Progesteron und damit zu einer Östrogendominanz führen kann. Auch die Östrogenproduktion selbst kann unter Stress beeinträchtigt werden, sodass auch ein Östrogenmangel in Kombination mit einer Östrogendominanz möglich ist5. Mehr über die verschiedenen Arten der Östrogendominanz liest du in diesem Beitrag.
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Die Pille und Hormonersatztherapien
Hormonelle Kontrazeptiva, inklusive nicht östrogenhaltigen Minipillen, und Hormonersatztherapien haben einen enormen Einfluss auf das hormonelle Gleichgewicht. Die Pille enthält Ethylestradiol, ein künstliches hergestelltes Östrogen, das oral eingenommen werden kann. In der Leber dauert es bedeutend länger, bis Ethylestradiol abgebaut werden kann. Die entsprechenden Metaboliten bleiben dementsprechend über einen längeren Zeitraum im Körper und der Östrogenspiegel ist dauerhaft erhöht5.
Dazu kommt, dass unter der Einnahme eines hormonellen Kontrazeptivums oder während einer Hormonersatztherapie kein zusätzliches Progesteron gegeben wird. Es kommt zu einem Progesteronmangel und einem Überschuss an steroidhormonbindendem Globulin (SHBG). SHBG beeinträchtigt die Wirkung von Schilddrüsenhormonen, da es u.a. fT3 bindet. Dies ist besonders bei Hypothyreosen problematisch und es kann zu starken Schwankungen des Hormonspiegels kommen4.
Behandlung einer Östrogendominanz
Östrogendominanz ist ein sehr komplexes Thema. Ursachen und Symptome sind von Frau zu Frau unterschiedlich. Aus diesem Grund gibt es auch keine Universalformel für die Behandlung einer Östrogendominanz. Zunächst müssen die Auslöser festgestellt werden, um effektive Maßnahmen einzuleiten. In unserem Kurs „Östrogendominanz“ werden verschiedene Behandlungsansätze detailliert vorgestellt und beleuchtet. Dazu zählen die folgenden drei Maßnahmen.
1. Hochwertiges Fleisch essen
Wird eine Östrogendominanz durch Inhaltsstoffe mit östrogenerger Wirkung in der Nahrung ausgelöst, kann es helfen, den Fleischkonsum, wenn möglich, insgesamt zu reduzieren und auf die Qualität des Fleischs zu achten. Bio-Siegel sind hierfür ein guter Indikator, jedoch sind diese Produkte auch entsprechend hochpreisig. Oft lassen sich jedoch mit ein wenig Recherche auch Bauern in der Region finden, die zwar nicht in ein Siegel investieren, aber trotzdem auf artgerechte Tierhaltung und giftstoffarme Fleischproduktion Wert legen1. Schweinearten wie Iberico oder Duroc stammen oftmals aus guter Haltung und sind damit insgesamt gesünder. Alternativ sind auch Deichlamm oder Herz gute Optionen. Herz ist in vielen Bioläden erhältlich und ist grundsätzlich ein sauberes Fleisch mit einem großen Anteil an Coenzym Q106.
2. Ein Wechsel des Verhütungsmittels
Wie bereits erwähnt, stören hormonelle Kontrazeptiva wie die Anti-Baby-Pille das hormonelle Gleichgewicht. Um eine Östrogendominanz so gut es geht zu eliminieren gibt es verschiedene andere Verhütungsmittel. Das ursprünglichste unter ihnen ist NFP, die natürliche Familienplanung. Bewährt hat sich die symptothermale Methode, bei der man auf die Signale des eigenen Körpers achtet und mithilfe der Körpertemperatur den Zeitpunkt der Ovulation bestimmt. Von der Knaus-Ogino-Methode hingegen ist abzuraten, sie gilt im Vergleich zu anderen Mitteln der Empfängnisverhütung als sehr unsicher6.
3. Mariendistel- und Kurkumaextrakt
In Mariendistel befindet sich der Wirkstoff Silymarin, welcher die Leber beim Abbau von überschüssigem Östrogen und Giftstoffen unterstützt. Eine Behandlung ist aber in der Regel nur dann effektiv, wenn eine ausreichende Dosis verwendet wird. In Studien haben sich beispielsweise 240 mg Silymarin dreimal täglich als wirksam bewiesen6. Ähnlich verhält es sich mit Kurkuma-Extrakt, welches ebenfalls die Leberfunktion unterstützt und dabei helfen kann, Dysbalancen im Steroidhaushalt zu regulieren. Kurkuma selbst erzielt nur in sehr hohen Dosen eine Wirkung, was allerdings zu Nebenwirkungen wie Verdauungsstörungen und Magen-Darm-Problemen führen kann. Daher eignet sich Kurkuma lediglich in Form eines Extrakts6.
Fragen und Antworten zur Östrogendominanz
Kann eine Östrogendominanz durch Fettabbau beim Gewichtsverlust auftreten?
Ja, das kann es, denn Fettgewebe speichert eine große Menge an Hormonen. Wenn es abgebaut wird, werden die Hormone freigesetzt und es kann zu starken hormonellen Dysbalancen kommen. Zu den Symptomen zählen auch Zyklusstörungen wie eine verfrühte Menstruation, Hypermenorrhoe (sehr starke Regelblutung) oder Amenorrhoe (ausbleibende Regelblutung). Daher sollte die Leber während des Abnehmens beim Hormonabbau unterstützt werden, zum Beispiel mit einem Kombipräparat wie De-Mer-Tox. Glücklicherweise sind Östrogendominanzen bei Gewichtsverlust in der Regel von kurzer Dauer6.
Wie lässt sich eine Östrogendominanz bei Jugendlichen behandeln?
Es gibt keine speziellen Behandlungsmethoden für Jugendliche, auch hier eignen sich normalerweise dieselben Mittel wie bei Erwachsenen. Östrogendominanzen sind in der Pubertät keine Seltenheit, da Follikelpersistenzen in dieser Zeit häufiger auftreten, d.h. der Eisprung bleibt oftmals aus und es besteht ein großer Östrogenüberschuss. Auch hier hilft meist nur die Unterstützung der Leber6.
Kann eine Östrogendominanz ein Grund für Haarausfall sein?
Nein, eine Östrogendominanz ist kein Grund für Haarausfall, sondern höchstens eine Nebenwirkung. Tatsächlich sorgt Östrogen eher für gesundes, schönes Haar, als für den Ausfall6.
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Quellen
1vgl. Östrogendominanz Teil 2: Ursachen: Essen, Wasser Kosmetik; unter: https://fb.watch/4kaPcD4YlC/ (letzter Abruf: 19.03.2021).
2vgl. Koch, S.: Warum aber ist die Östrogendominanz zu einem Massephänomen geworden?; unter: https://www.instagram.com/p/B_shNdhi3VN/ (letzter Abruf: 19.03.2021).
3vgl. Östrogendominanz Teil 3, Part 1: Kosmetik und Darm; unter: https://fb.watch/4kaT0lAqd9/ (letzter Abruf: 19.03.2021).
4vgl. Östrogendominanz Teil 3, Part 2: Weitere Gründe und Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktion; unter: https://fb.watch/4kaYEP1LuM/ (letzter Abruf: 19.03.2021).
5vgl. Östrogendominanz Teil 1: Einführung; unter: https://fb.watch/4kaJz5mqk-/ (letzter Abruf: 19.03.2021).